Kapitel 86 - Alexei

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Als sie durch einen halbhohen Bogen in das Innere des Hauses traten umfing sie ein Schwall von Wärme. Obwohl sie wohl denselben Weg gegangen sein mussten wie bei seinem ersten Mal erkannte er die Gänge nicht wieder. Erst als er ein Bild von seiner Mutter an der Wand neben sich sah erkannte er, dass sie bereits im innersten Gebäude sein mussten. Sein Blick wanderte über die Türen, die mal verschlossen, mal sperrangelweit offenstanden. Nirgends jedoch konnte er den Blauäugigen erkennen.

Der Junge zuckte zurück, als ihn jemand am Arm berührte, doch sich umdrehend bemerkte er, dass es Lucie war, die sich beim Anblick der fremden ein Stück näher zu ihm drängte. Er biss sich auf die Lippe. Selbst wenn er Uriah jetzt noch finden würde, es war zu spät allein mit ihm zu sprechen.

Seine Schwester bei der Hand nehmend blickte er nach vorn zu Ezra, die mit gehobenem Kopf von ihren Geschwistern durch den Gang geführt wurden. Nachdem sie sich so geweigert hatte herzukommen schien sie es gefasst zu nehmen. Er dachte an das kurze Wortgefecht zurück, welches sie mit ihrer Schwester gehabt hatte. Ob die Andere auch wusste, wie sehr es sie eigentlich beschäftigte? Immerhin hatte es eine halbe Ewigkeit gedauert, bis sie es ihm erzählt hatte.

Die beiden Fremden voran bogen sie plötzlich ab. Erst nach einigen Sekunden bemerkte er, dass es genau der Raum war, in dem er auch das letzte Mal schon einige Zeit verbracht hatte.

„Ich gehe Vater holen", verabschiedete sich gleich das Mädchen und verschwand durch eine andere Tür an der gegenüberliegenden Wand.

Der Junge nickte und lehnte sich gegen den Tisch. Ezra, die offenbar dasselbe vorgehabt hatte wandte sich ab und wählte stattdessen das Fensterbrett.

Der Blick des Jungen zuckte kurz zu ihr und er schnaubte. Ezra stierte ihm mit einem Ausdruck entgegen, den Alexei nicht ganz entziffern konnte, dann, als der Andere sich wieder abgewandt hatte starrte sie zu Boden.

Alexei, der mit Lucie im Schlepptau immer noch mitten im Raum stand starrte den Beiden entgegen. Obwohl er es wusste hatte er sich Ezra nie hier vorstellen können. Wenn er es sich eingestand, hatte er nie wirklich daran gedacht, dass die Beiden ihre Geschwister waren.

Auch schien die Trägerin nicht hierher zu passen, selbst jetzt, da er sie vor sich stehen sah und wieder zurück an diesem Ort war, schien es einfach nicht zusammenzupassen. Wie Feuer und Eis.

Sein Blick blieb an dem Jungen hängen, dessen Name er schon wieder vergessen hatte und er stellte fest wie wenig er ihn und Ana mochte.

Als der Junge Alexeis Blick bemerkte starrte er ihm entgegen, bis sein Blick an Lucie hängen blieb. „Wer bist du eigentlich?", fragte er forsch, Lucie jedoch blieb still.

Alexeis Blick schoss zu Ezra, deren Augen ebenfalls auf ihn gerichtet waren.

„Sie ist meine Schwester", erklärte Alexei dann fest und sah wieder zu dem Jungen.

Dieser schnaubte. „Das ist jetzt ein Witz, oder?"

Als Alexei nichts mehr sagte zuckte er mit den Achseln. „Nun gut." Mit einem Satz stieß er sich vom Tisch ab und ging wieder zur Tür. „Bernhard, pass bitte auf Ezra auf solange ich weg bin", verordnete er noch, dann war er auch schon verschwunden.

Statt ihm trat ein Mann mittleren Alters mit schütterem, blondem Haar ein. Alexei bemerkte, wie er Ezra einen ängstlichen Blick zuwarf, und sich dann gehorsam neben die Tür stellte. Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte breitete sich wieder Stille zwischen ihnen aus. Alexei bemerkte, wie Ezra immer wieder zu dem Mann hinüberblickte, bis sich ihr und Alexeis Blick trafen.

„Bernhard, ich denke du kannst gehen", bemerkte die Trägerin laut, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt.

Wie von einem Blitz getroffen richtete er sich auf. „Ich muss mich entschuldigen, aber ..."

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt