Kapitel 22 - Alexei

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Das Mädchen lehnte sich über den Tisch und blickte nach links. Alexei, der nahe der Küche saß blickte rasch nach unten und tat so, als würde er die Flaschen neu sortieren. Er beobachtete die drei schon seit einer ganzen Weile.

Tatsächlich wusste er nicht genau wann sie gekommen waren, um solche Kleinigkeiten zu beobachten war hier schon seit Tagen zu viel los, doch die drei waren ihm aufgefallen, als sie sich zum zweiten Mal umgesetzt hatten.

Er hatte kaum ein Wort mit ihnen gesprochen, genau genommen hatte er ihnen nur einen Teller Suppe vor die Nase gestellt, doch kurz darauf, saßen sie auf der anderen Seite des Raums.

Als die drei Pensee am Nachtbartisch schließlich verschwunden waren, hatte das Mädchen sehr laut geklagt ihr sei zu kalt und sie hatten sich neben eine Gruppe Travail gesetzt. Alexei schluckte und sah wieder hoch. Vielleicht interpretierte er zu viel in ihr Verhalten, doch irgendwie schienen die Drei anders zu sein, als die anderen Magier.

Natürlich hatte sein Vater ihm nach seiner Rückkehr nichts über seine Mutter erzählt. Natürlich war alles wieder in die gewohnten Muster zurückgekehrt, mit nur einem Unterschied: für einige Wochen war er nicht verreist, stattdessen hatte er ihn nicht mehr aus den Augen gelassen. Doch als es vor einer Woche angefangen hatte, dass vermehrt Magier in den Gasthof kamen, hatte er ihn nur mehrmals verwarnt und war wieder verschwunden.

Die ersten Tage hatte Alexei versucht herauszufinden wohin er ging und was er tat, doch irgendwann hatte er es aufgegeben. Stattdessen hatte er begonnen weitere Informationen über die Häuser zu sammeln, denn diese schienen ihm bei dem Verschwinden seiner Mutter einen wichtigen Teil zu spielen.

Zuerst war er noch sehr scheu an die Sache gegangen, stets die Worte seines Vaters im Kopf er solle sich hüten, doch schnell war er über seinen Schatten gesprungen und hatte einiges herausgefunden.

So erkannte er nun wer in einem Haus war und wer nicht. Beispielsweise trugen viele Magier dasselbe, bei den Vertere war es schwarze, bei den Travail dunkel bis hellblaue Kleidung. Das eigentliche Erkennungszeichen eines Hauses war jedoch ein Zeichen, später hatte man ihm gesagt, dass es das Wappen der Gründerfamilie war. Die Zeichen, die auch auf den Talismanen seiner Mutter zu finden waren.

Die meisten trugen es auf ihrer Brust oder einem Ärmel, wie eine Medaille, oder eine Trophäe. Oder auch auf Schmuckstücken. Abwesend griff der Junge nach einem Glas und dachte an die beiden Schmuckstücke seiner Mutter, die er gefunden hatte. Prevoir und Vertere.

Sein Blick wanderte wieder nach oben zu den Jugendlichen. Sie waren ungefähr so alt wie er; vielleicht ein wenig älter, doch sicher nicht älter als zwanzig. Das viel interessantere an ihnen war jedoch die Abwesenheit eines Zeichens. Er war einige Male an ihnen vorbeigegangen, doch er hatte keines entdeckt. Dabei glaubte er nicht, dass sie zu keinem der Häuser gehörten. Warum sollten sie sich sonst ständig umsetzten, jedes Mal neben andere Magier? So oder so, sie waren zweifellos besonders.

Von der anderen Seite des Raums nickte Nick ihm mit einem leeren Glas zu. Ohne die Anderen aus den Augen zu lassen bückte er sich und brachte eine neue Flasche zu seinem Freund.

Er war nicht wieder weggelaufen, obwohl sein Vater ihm weiter im Dunkeln ließ, obwohl er keine Antwort auf seine Fragen erhielt, denn er wusste, dass sein letzter Aufbruch zu überstürzt gewesen war. Wenn er sie wirklich finden wollte brauchte er einen Plan. Wenn er sie wirklich finden wollte brauchte er Hilfe.

„Wenn du weiterhin so schaust, bekommt die Wand ein Loch."

Alexei zuckte zusammen. „Was?"

„Ich schwöre, wenn ich es nicht besser wüsste würde ich denken, dein Blick soll die drei da hinten durchbohren", lachte Lucie und setzte sich neben ihn hinter die Holztheke.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt