Kapitel 18 - Nox

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„Hallo?", fragte Nox und hämmerte zum gefühlt tausendsten Mal an die breite Holztür. „Hallo", rief er nochmals und trat einige Schritte zurück.

Die Fassade des Gebäudes schien ebenso bedrohlich und abweisend wie vorhin, als er beeindruckt von dem breiten Bau, begonnen hatte eine Reaktion aus den Bewohnern zu locken.

Von außen sah es beinahe so aus, als würde das Gebäude zur Hälfte in der Zeit stehengeblieben zu sein. Die rechte Hälfte schien neu zu sein, die helle Wand gepflegt und sauber, sodass man sie selbst aus größerer Entfernung gut ausmachen konnte. Über der anderen, linken Hälfte des Gebäudes dagegen schien ein Schatten zu liegen. Der Junge wusste nicht woran es lag, doch wenn er sie nur betrachtete wirkte sie dunkler als die andere Seite. Auch schien sie bei weitem nicht so gepflegt zu sein.

Nox trat noch einige weitere Schritte zurück und starrte nach oben. Sollte er nach seiner langen Reise nun wirklich vor verschlossenen Türen stehen und widerstandslos wieder abreisen? Schon bevor der Gedanke sich ganz in seinem Kopf geformt hatte schüttelte er schon wieder den Kopf. Nein. Er konnte nicht gehen. Wohin sollte er auch wenn er hier nichts finden würde?

Auf auch nur irgendein Lebenszeichen hoffend starrte er für eine Weile die oberen Fenster an, dann ging er erneut zur Tür. In der Nachricht seiner Mutter musste es sich um diesen Wächter handeln. Er hatte ihre Sätze auf seinem Weg wieder und wieder gelesen, jedes Mal schienen sie ihn hierher geschickt zu haben. Wenn er in Not war oder Hilfe brauchte sollte er sich an die Wächter wenden. In einer anderen Nachricht hatte sie dann auf einen speziellen Wächter verwiesen, der im Osten des Landes lebte.

Sein Weg hatte ihn Wochen gekostet, quer durch das Gebiet der Pensees und durch die Hauptstadt. Er konnte nicht einfach wieder gehen.

„Suchst du nach etwas bestimmten?", fragte plötzlich jemand hinter ihm und der Junge fuhr herum.

Nicht weit entfernt von dem Weg, der zum Haus führte stand ein junges Mädchen, das ihm unter ihren strahlendorangeroten Locken und breit grinste.

„Nein", entgegnete er abweisend, drehte sich aber nicht wieder weg. „Wie kommst du hierher?"

Ein helles Lachen erfüllte die Stille. „Nun, ich habe gesehen, dass du wie verrückt gegen die Tür hämmerst, da dachte ich mir ich werde dir helfen."

Eine Idee formte sich im Kopf des Jungen und ihn beschlich das Gefühl einen großen Fehler in seinem Ton gemacht zu haben. „Bist du die Wächterin die hier lebt?"

Das Lächeln auf dem Gesicht des Rotschopfes wurde breiter. „Nein. Aber ich habe gesehen wie du versucht hast die beiden zu erreichen." Sie machte eine ruckartige Bewegung zum Haus hinüber.

Nox atmete erleichtert aus. „Die Beiden?", echote er. „Es sind zwei Wächter?"

Das Mädchen nickte.

„Warum?", dachte er laut und schüttelte den Kopf.

„Für zwei Tore muss es zwei Wächter geben", antwortete sie doch der Junge konnte gar nichts mit ihrer Antwort anfangen.

„Zwei was?", erwiderte er automatisch, doch dieses Mal bekam er keine Antwort. Stattdessen schien das Mädchen der Meinung zu sein, dass sie nun an der Reihe war Fragen zu stellen. „Wer bist du?"

Sie stellte die Frage immer noch in dem nichtssagenden, fröhlichen Plauderton, den sie bisher schon verwendet hatte, doch Nox beschlich das Gefühl, dass sie nun an dem Punkt des Gesprächs war, auf den sie herauswollte. Entweder wie sie irgendetwas mit den Wächtern zu tun hatte oder sie ihnen gegenüber negativ eingestellt war. Egal welches sich bewahrheiten würde, er war sich sicher, sie war nicht aus Zufall hier.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt