Kapitel 77 - Ezra

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Das Mädchen erschauerte, als erneut der Wind an ihnen zu zerren begann. Obwohl die Sonne geradezu auf sie herab brannte und heiß auf ihren Nacken schien, erschien es dem Mädchen mehr wie in dem Schneesturm, wohin sie Alexei gefolgt war. Gleichsam wusste sie, dass es kein gutes Zeichen war. Alexei schien die Hitze mehr zu spüren als sie.

Sie schluckte und schloss beim Gehen kurz die Augen. Ihr Arm brannte stetig mehr, als würde man immer wieder glühendes Eisen darauf drücken. Der Wind ebbte ab und wie auf ein Signal stieg in dem Mädchen Hitze auf und sie spürte kalten Schweiß in ihrem Nacken.

Die Augen immer noch geschlossen prallte sie mit einem Mal an etwas ab, dass genau vor ihr war und sie strauchelte zurück. Es stellte sich als Alexei heraus, der sie erwartungsvoll anblickte. Verwirrt sah sie zu dem Fremden, der sie hergebracht hatte hinüber und bemerkte, dass seine Augen ebenfalls auf ihr ruhten.

Für einige Sekunden blickte sie nur immer wieder vom einen zum Anderen, bis der Fremde die Stimme erhob. „Wir sind da."

Ezra wandte sich um und zuckte leicht zusammen, als der Maskierte an ihr vorbei griff und die Plane zur Seite schlug. Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren, als sie sich etwas bückte, damit sie durch den Durchgang passte.

In ihrem ersten Gedanken bewunderte sie die Nomaden dafür, dass sie in ein so kleines Zelt so viele Gegenstände gepackt hatten, denn neben der Frau, die sich auf einer Decke niedergelassen hatte und offenbar an etwas malte hatte sie scheinbar ihren gesamten Besitz in dem kleinen Raum um sich herum aufgebaut. Dann jedoch stieß sie mit ihrem Kopf gegen die niedrige Decke. Und als sie jemand von hinten etwas nach vorne schubste und der Fremde auch noch hereinkam, wich Ezra ein Stück zurück mit einem Mal fühlte sie sich ungemein groß.

Der Junge begann wieder in der Sprache zu sprechen, die das Mädchen nicht verstand. Für einige Minuten schienen sich die Beiden zu unterhalten, dann nickte die Frau und der Junge verschwand.

Ezra blickte ihm kurz hinterher, dann sah sie wieder zu der verbliebenen, die gerade mit einem freundlichen Lächeln ihre Hand ausstreckte. „Deinen Arm", sagte sie leise.

Unsicher ballte die Trägerin ihre Hand zur Faust und wartete einen Augenblick, misstrauisch, dann jedoch zeigte sie ihr doch noch zögerlich dem brennenden Unterarm.

Geduldig nahm die Fremde ihre Hand entgegen und senkte den Blick. Ezra schien es schleierhaft, dass sie in der dunklen Umgebung überhaupt etwas erkennen konnte.

Nachdenklich ließ sie nach einer Weile los und begann nach etwas hinter ihr zu kramen. Ezra hielt ihren Arm noch seltsam in der Waagerechte und zuckte zusammen, wieder einen Stich verspürend.

Als die Frau sich zurückdrehte hielt sie ein vergilbtes Buch in den Händen, welches sie mit einem Knall auf den Boden vor ihn legte.

„Es war wirklich knapp", bemerkte die Fremde plötzlich, als sie offensichtlich die richtige Seite gefunden und Ezras Hand wieder genommen hatte.

Die Trägerin erstarrte für einen Augenblick. „Sie sprechen unsere Sprache?"

Die Frau lächelte wissend. „Viele kennen eure Sprache." Sie legte die zweite Hand auf die erste. Für einige Augenblicke starrten sie beide auf ihren Arm, dann zuckte Ezra erneut zusammen, als ihr Arm erneut zu brennen begann.

„Au", stieß sie unwillkürlich hervor und wollte ihn zurückziehen, doch die Andere verstärkte ihren Griff.

Für einige Augenblicke saßen sie einfach da und für eine Weile schien nichts zu passieren, dann jedoch wurde das dunkle rot blasser. Das Mädchen atmete einmal tief ein und schien dann wieder zusammenzuzucken, als die Frau leise zu sprechen begann.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt