Kapitel 52 - Ezra

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„Joanna", schloss sie und starrte dem Mädchen in die Augen, die sich neben einem Dutzend anderen Menschen neben sie gestellt hatte. In ihrem Blick konnte sie die blanke Wut des Mädchens erkennen.

Statt zu antworten packte sie jedoch nur wieder Ezras Arm und zog sie weiter, zuerst ein Stück den Boden entlang, dann stemmte sie sie auf die Beine. „Kannst du stehen?"

Auf die Frage hin stieß sie den Arm des Mädchens weg. „Natürlich du Dummkopf", zischte die Trägerin und trat einen Schritt nach vorne, bei dem sie jedoch taumelte. Wann hatte der Mann ihr Bein erwischt, sodass es nun so schmerzte?

Wieder kam eine helfende Hand von der Anderen und gemeinsam bewegten sich die beiden Richtung Ausgang. Erst als sie die Treppe erreichten warf Ezra einen Blick zurück. „Dein Rapier ..." Doch sie beendete den Satz nicht, denn in diesem Augenblick sah sie die zahllosen Augen, die ihr alle hinterher starrten.

So schnell sie konnte wandte sie sich zurück und stieß ihre Begleiterin erneut weg. „Ich brauche keine Hilfe."

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie wie Joanna die Hände entschuldigend hob, doch Ezra gab keine Antwort mehr, stattdessen erklomm sie die steilen Stufen vor ihr.

Ezra atmete tief ein, als sie aus dem Untergrund kamen und zum ersten Mal seit Stunden die Nachtluft auf ihrer Haut spürte. Schwer atmend legte sie eine Hand auf ihre schmerzende Seite. Mit einem kurzen Blick stellte sie fest, dass ihr Hemd, abgesehen von Sand und Dreck noch sauber war. Kein Blut. Gut.

Obwohl sie verletzt gewesen war, hatte Joanna trotzdem länger gebraucht als sie. Ezra musterte ihre hoch gewachsene Gestalt, als sie aus dem Loch gestiegen kam. Das Mädchen war um einiges größer als sie, mindestens eineinhalb Köpfe, sodass Ezra zu ihr aufblicken musste. Etwas, was ihr gar nicht gefiel. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie nur wusste, dass sie auf der Straße lebte und mit den Kämpfen in den Katakomben ihr tägliches Brot verdiente. Und dass sie einen ominösen, magischen Rapier besaß, den sie ihr für die Kämpfe geliehen hatte.

„Was sollte das?", fauchte Ezra sie an und lehnte sich möglichst unauffällig an die nächste Hauswand um ihr schmerzendes Bein zu entlasten.

Rote Flecken erschienen auf den Wangen von Joannas blassen Gesichts. „Das könnte ich dich genauso fragen", zischte sie zurück und warf sich die langen, dunklen Haare über die Schulter. „Hätte ich dich nicht da rausgeholt hätte der Kerl dich ermordet."

Ezra schnaubte bei ihren Worten. „Ich hatte alles unter Kontrolle."

Die Andere lachte hämisch, sparte sich jedoch die Antwort. Stattdessen streckte sie die Hand aus und hielt ihr ein paar runde Gegenstände entgegen. „Dein Anteil."

Das Mädchen starrte auf die glänzenden Münzen und ihr Mund kräuselte sich zu einer schiefen Linie. „Behalt es", erklärte sie, als sie sich schon wieder abwandte.

Mit einer Hand an der Wand entlang streifend schritt sie die Gasse entlang und ließ ihre Partnerin vor dem Eingang stehen. Wenn sie in den nächsten Tagen wieder in die Katakomben kommen würde, würden sie wieder für sie kämpfen, doch bis dahin würden sie sich beide gedulden müssen.

Nach einigen Schritten lehnte sie sich außerhalb von Joannas Sichtweite für einen Augenblick an die Hauswand. Sie hatte ihn gefunden. Er hatte sie ausfindig gemacht, doch er hatte keine Anstalten gemacht ihr weiterzuhelfen. Er hatte sie herausgefordert. Und nach dem was sie gesehen hatte war er wohl kein Freund der Häuser und ihrer Familie. Niemand der ihr helfen würde. Im Gegenteil.

Sie würde also wieder einen anderen Wen finden müssen. Sie war wieder am Anfang.

Zwischen Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt