»Park Jimin! Bleib gefälligst stehen!«
Gekonnt ignorierte der Angesprochene die Rufe von Jeongguk und schritt schnurstracks durch das Kinderheim. Seine Beine trugen ihn zum großen Treppenhaus. Während der Flucht wirkte alles weitaus länger, größer und vor allem quälender.
Jede einzelne Bewegung seiner Beine zog sich schmerzend bis hinauf in die Oberschenkel, die mittlerweile vollkommen angespannt waren. Lange hatte sich Jimin nicht mehr so viel bewegt und das musste er jetzt ausbaden. Er musste vor Jeongguk fliehen. Er durfte es nicht wissen, geschweige denn sehen. Mittlerweile hatte der Schwarzhaarige das Treppenhaus erreicht und reflexartig umklammerten seine Finger das Gerüst, ehe er die Stufen hinab flitzte. Beinahe wäre er runtergekippt, konnte sein Gleichgewicht aber noch rechtzeitig fangen.
Die trommelnden Schritte von einem in Rage gesetzten Jeongguk ertönten hallend im Haus. Panik und Angst lagen wie ein schwerer Stein in Jimins Magengrube und hätten ihn beinahe abgebremst. Doch stur und dickköpfig wie Jimin nun war, biss er sich zischend auf die Unterlippe und sauste so schnell er konnte weiter. Am Ende des Flures konnte er schon die Eingangshalle mit der Rezeption erblicken.
Der Schweiß, der sich mittlerweile auf seiner Stirn gesammelt hatte, sickerte ihm in die schmalen Augen, schränkte seine Sicht ein. Seine Lunge brannte förmlich und die Atmung war schlecht reguliert, sodass er in seinen Seiten einen stechenden Schmerz spürte, der wahrhaftig einem scharfen Dolch glich. In der Eingangshalle angekommen entging Jimin natürlich nicht, dass Jennies Blick mehr als nur verwirrt war. Doch bevor die Schwarzhaarige genaueres nachfragen konnte, stürmte Jimin aus dem Kinderheim und wäre beinahe am Gehweg zusammengebrochen.
»Jimin, verdammte scheiße! Bleib stehen!«, rief Jeongguk mit zitternder Stimme und verließ mittlerweile ebenfalls das farbenfrohe Gebäude.
Jimin blendete seinen Verfolger vollkommen aus. Sein Blick galt dem Gehweg und der daneben angrenzenden Straße, während die Umgebung wie ein seidener Schleier an ihm vorbeizog. Er wusste noch nicht wohin ihn seine Beine trugen. Er wollte einfach nur Jeongguk abschütteln – mehr nicht.Der Student wollte es noch immer nicht wahrhaben, dass sein Geheimnis von niemand geringerem als einem kleinen Kind gelüftet wurde. Dabei hatte er es wie einen wertvollen Schatz gehütet. Was würde denn Jeongguk nur von Hyuk denken? Dabei war Jimins Verlobter doch kein schlechter Mensch! Manchmal war er schwer zum Nehmen – aber das würde Jeongguk ihm wahrscheinlich nicht mehr glauben.
Jimin war so sehr in seine Panik und Angst vertieft, dass er ins Straucheln kam und letztendlich am warmen Bürgersteig zusammenbrach. Bevor er sich aber wieder aufrappeln konnte, wurde er von einem schweren Gewicht auf sich nieder genagelt, sein gesamter Oberkörper wurde auf den Asphalt gepresst. Schwer schnaufend drehte Jimin seinen Kopf, blickte über seine Schulter und starrte in Jeongguks flammende Augen. Sie leuchteten hell und gefährlich, wie ein tobender Waldbrand.
Die Schweißperlen auf der Stirn des Jüngeren sickerten an seinen Schläfen bis zu den Wangenknochen hinab. Jeongguks Atmung war flach und schnell, während Jimin immer noch verzweifelt nach Luft schnappte.
»Stimmt das?«, zischte Jeongguk verdammt wütend, während sich seine Finger in Jimins Kleidung gruben.
Verzweifelt wandte sich der Schwarzhaarige unter dem Jüngeren, dessen Griff eisenhart war.Flucht und Verteidigung waren zwecklos. Wie eine kleine Maus kauerte Jimin zwischen den Klauen einer blutrünstigen Katze – es gab keinen Ausweg mehr.
»Schlägt er dich?«
Jeongguks tiefe Stimme rumpelte in seiner Kehle, während die roten Strähnen seine verengten Augen ein wenig bedeckten.
Unbewusst wurden Jimins Augen kleiner und demonstrativ wandte er sich ab.Wenn er schon nicht physisch fliehen konnte, würde er eben schweigen.
»Jimin, sag' doch etwas.«
Dieser flehende Unterton in Jeongguks sonst so starker Stimme bescherte dem Älteren eine Gänsehaut auf den Unterarmen, doch seine Lippen waren fest versiegelt. Nicht mal ein klägliches Schnauben schenkte er dem Rothaarigen, der ihn ungläubig anstarrte.
»Er schlägt dich wirklich, oder?«Jeongguk wurde nicht nur unruhiger, sondern auch ungeduldiger. Seine Fingernägel stachen wie Krallen in Jimins weichen Stoff und machten dementsprechend bereits Bekanntschaft mit der Oberfläche seiner bleichen Haut, die von der Auseinandersetzung mich Hyuk noch geschändet war. Jimins Miene verzog sich vor brennendem Schmerz und letztendlich gab er ein kleinlautes
»Du tust mir weh...« von sich.Noch in derselben Sekunde als Jimin dies aussprach, lockerte sich Jeongguks Griff. Seine Hände weilten aber weiterhin auf den schmalen Oberarmen des Älteren, während er Jimins Unterkörper mit den eigenen Beinen auf den Boden nagelte.
»Sag' mir, ob es stimmt.«
Jimins Augen verengten sich so sehr, dass sie nur noch schmale Schlitze waren und genau mit diesen erwiderte er Jeongguks eiskalten Blick, der sich regelrecht in seine Seele bohrte.»Hyuk ist nicht so einer... Er ist-«
»Bullshit! Er ist dein Verlobter! Er sollte dich lieben und verehren!«, schnitt Jeongguk Jimin stinkwütend das Wort ab.
»Hör auf, so über ihn zu reden! Du kennst ihn gar nicht!«, fauchte Jimin giftig zurück, dessen Augen gefährlich aufblitzten.
»Lass mich sofort los! Oder ich rufe die Polizei!«
»Warum rufst du nicht den Polizisten an, der dich schlägt?!«Wie auf Knopfdruck schloss Jimin seinen Mund und schluckte seinen Satz, den er eigentlich sagen wollte, kommentarlos hinab. Jeongguks Worte trafen ihn ziemlich. Es tat höllisch weh. Aber was wusste Jeongguk schon?
»Tut mir leid... aber ich muss einfach wissen, ob es stimmt!«, zischte Jeongguk, dessen Oberkörper unkontrolliert zitterte.Jimin schwieg weiterhin wie ein Grab und würdigte dem Jüngeren keinen Blick mehr. Seufzend ließ Jeongguk von ihm ab, erhob sich auf die Beine und auch Jimin stand letztendlich auf. Gerade als er sich wortlos aus dem Staub machen wollte, hielt Jeongguk ihn an der Hand fest und riss ihn wieder zurück – genau in seine Arme.
»Lass mich los!«, zischte Jimin frustriert und boxte dem Größeren auf die Brust, was ihn aber ziemlich kalt ließ.Kurz wurde Jeongguks Blick weich, gefüllt mit Mitleid und langsam wanderte seine Hand zu Jimins Unterarmen. Jimin wusste, dass er es nun nicht mehr verbergen konnte. Es würde ans Licht kommen. Jeongguk würde ein vollkommen falsches Bild von Hyuk haben. Hyuk war nicht so – aber das würde er ihm nicht glauben. Langsam strich Jeongguk Jimins Ärmel hinauf und musterte schweigend die ganzen blau-gelben Flecken, während der Schwarzhaarige schweigend seinen Kopf abwandte.
»Es stimmt.«
»Was geht dich das an?!«, fauchte Jimin und entriss sich aus Jeongguks Griff.
»Du hast keine Ahnung! Du weißt nicht, wie Hyuk drauf ist! Du hast von gar nichts eine Ahnung und mischt dich trotzdem in Sachen ein, die dich nichts angehen!«, knurrte Jimin weiter und gestikulierte wild mit den Händen herum.
Jeongguk hatte währenddessen seinen Blick gesenkt und lauschte Jimins Vorwürfen.»Niemand hat das Recht, sich in meine Beziehung einzumischen! Weder du, noch Taehyung, noch sonst wer! Seit der ersten Minute an hattest du schon was gegen ihn! Also komm mir jetzt nicht so blöd an, verdammt nochmal! Hyuk liebt mich!«
Jeongguk sprach durchgehend nichts. Er hob lediglich seinen Kopf und sogleich wurde sein Ausdruck kalt. Seine Augen fixierten die gegenüberliegende Straßenseite, zu der Jimin seinen Rücken wandte.»Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen? Willst wohl nicht wahrhaben, dass Hyuk mich liebt.«, giftete Jimin und verschränkte die Arme vor der Brust.
Doch als Jeongguk weiterhin etwas hinter Jimin fixierte, wurde der Student stutzig. Langsam drehte er sich um, folgte dem Blick des Jüngeren und ließ ungläubig die Schultern sinken.Er sah gerade, wie Hyuk einen anderen Mann umarmte und in dessen Wagen einstieg.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...