Es waren wieder einige Tage vergangen, in denen sich Jimin komplett von seinem sozialen Umfeld abgekapselte. Seine einzigen menschlichen Sozialkontakte, die der verkümmerte Student noch pflegte, waren Hoseok und dessen Familie. In der Universität mied er jede Person außer Yoongi, mit dem er aber auch nur noch wenig zu tun hatte, und auf der Arbeit sprach er mit niemanden. Weder mit Yugyeom und Kunpimook, noch mit Jackson oder Seokjin. Wenn Jimin mal einen guten Tag hatte, wechselte er wenige Worte mit Jennie oder Frau Kim. Was sollte er denn auch tun?
Ihm wurden Messer in den Rücken gejagt, die ihn vollkommen zerbrachen. Sein schwaches Gemüt versteckte er verzweifelt hinter einer starken und selbstsicheren Maske, die jedoch in Hoseoks Apartment zu Bruch ging. Kaum war Jimin in dieser kleinen Räumlichkeit, kam alles wieder in ihm hoch. Der Frust, die Enttäuschung, der Hass. Hass auf die Verräter und Hass auf sich selbst. Am liebsten würde er Taehyung, Jeongguk und allen anderen eine Retourkutsche geben, die es mächtig in sich hätte. Nur wusste das Häufchen Elend, das gerade auf der Wohnzimmercouch saß, nicht wie er das machen sollte.
Seufzend raufte sich Jimin durch das ungepflegte Haar, zog gedankenverloren an vereinzelten Strähnen und biss sich grübelnd auf die Unterlippe. Warum verschwendete er seine Energie mit diesen Gedanken? Ehrlich gesagt wusste er es nicht. Sie kamen wie Ungeziefer aus den dunkelsten Ecken und infizierten seine Gedankengänge, vergifteten sie und ließen Jimins Wohlbefinden in keine gute Richtung schwingen. Die Negativität dümpelte vor seinen geistigen Augen, raubte ihm den Bezug zur Realität.
Das Ticken der Wanduhr im Wohnzimmer rückte immer weiter in den Hintergrund, drang nur noch schwach zum Schwarzhaarigen, der in dicke Decken eingewickelt war. Drehschwindel attackierte seinen bereits schmerzenden Kopf, der von all dem Nachdenken überstrapaziert wurde. Zischend griff sich Jimin an die Schläfen und spürte den Puls an der dünnen Haut seiner Fingerspitzen. Es widerte ihn an, weshalb er die Hände sogleich wieder runternahm und auf den angewinkelten Knien liegen ließ. Wann würde Hoseok wiederkommen?
Hoseok wollte einkaufen gehen, was aber schon mehrere Stunden her war. War es das aber wirklich? Verlor Jimin sein Zeitgefühl aufgrund seiner selbstentschiedenen Ausgrenzung der Gesellschaft? Möglich. Immerhin war seit Handy seit Stunden, ja schon Tagen ausgeschalten und verwahrloste vor sich hin, wenige Zentimeter von Jimin entfernt. Er wollte es nicht mehr einschalten. Ihm würde bloß wieder alles hochkommen, wenn er die alten Nachrichten von Taehyung, Jeongguk und weiß Gott noch wen entdeckte.
Er brauchte keine Entschuldigungen oder Rechtfertigungen. Sie alle haben Jimin glauben lassen, dass sich die Beziehung mit Jeongguk auf natureller Basis entfaltete, jedoch baute alles auf einer Lüge auf. Seufzend ließ sich Jimin rückwärts auf die Couch fallen, zog noch die Decke bis zur Hälfte der Brust hoch und überkreuzte die Arme unter dem Hinterkopf. Grübelnd starrte er an die Zimmerdecke, hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.
Auch wenn er mit all denen abgeschlossen hatte, würde es ihn wirklich interessieren, was die Intention der Lüge war. Ja, Taehyung wollte einen Keil zwischen Jimin und Hyuk treiben, das war ihm schon bewusst, aber er wollte wissen warum genau. Klar, die Missbräuche waren schon ein sagenhaftes Argument für sich, aber warum hatte das Jimins ehemaligen besten Freund so sehr gejuckt, dass er einen Köder auswarf? Fragen über Fragen.
Fragen, die Jimins Kopf nur noch mehr zum Rauchen brachten. Was lief zwischen Taehyung und Jeongguk? Was war mit Junghyun, und was hatten die Kim-Brüder damit zu tun? Gott, das alles war viel zu kompliziert. Das Leben war so scheiße. Jimin hasste es. Es gab Sachen, die waren einfach nur Kacke und es gab Sachen, die wiederum richtig scheiße waren. Jimins Lebenskrise tendierte eher zu Letzteren.
»Jimin?«Die warme, aber auch besorgte Stimme von Hoseok erregte Jimins Aufmerksamkeit, und wie auf Knopfdruck saß der Angesprochene kerzengerade auf dem Möbelstück. Seine geröteten, verengten Augen analysierten Hoseok, der einige Tüten vom Supermarkt schleppte. Seine Wangen waren aufgrund der Kälte so rot wie sein trockenes Haar, das ihm glatt auf dem Kopf lag.
»Wo warst du so lange?«, antwortete Jimin mit einer Gegenfrage und legte den Kopf schräg.Hoseok zog kurz die Augenbrauen zusammen, Besorgnis zierte sein schmales Gesicht.
»Lange? Ich war doch nur eine Viertelstunde weg.«
Entgeistert rieb sich Jimin mit einer Hand über das glühende Gesicht, ehe er entschuldigend Hoseok ansah, der betrübt die Schultern sinken ließ.
»Dir geht's echt nicht gut, oder?«
Bevor Jimin großartig reagieren konnte, hatte Hoseok schon die Tüten am Boden abgestellt und kam auf den Jüngeren zu, drängte sich zu ihm auf die Couch und legte einen Arm um dessen Schultern.»Ah, du benimmst dich wie ein überfürsorglicher Vater«, murrte Jimin und versuchte mit der einen Schulter Hoseoks Griffel von sich zu schütteln, was aber recht schwierig war.
»Und du benimmst dich wie ein Teenie, der alles und jeden hasst.«
»Tue ich ja auch.«
»Nein, tust du nicht.«
Jimin verdrehte nur die Augen und hielt die Klappe, da er wusste, dass eine Diskussion mit dem Älteren sowie zu dessen Gunsten ausgehen würde.Eingeschnappt verschränkte Jimin die Arme vor der Brust und schenkte dem Rotschopf einen herausfordernden Blick, als der kurz grinste.
»Du musst gechillter werden! Nimm dir das nicht so zu Herzen. Vielleicht war Gguk ja nicht der Richtige-«
Bevor Hoseok weitersprechen konnte, unterbrach Jimin ihn sofort.
»Erwähne nie wieder diesen scheiß Namen in meiner Gegenwart!«
Hoseok kratzte sich kurz am Hinterkopf, schien leicht überfordert mit dem gereizten Jimin.»Willst du dich nicht mal bei mir ausreden? Du weißt schon... Alles von der Seele reden, und so...«, schlug Hoseok vorsichtig, aber fürsorglich vor.
Kurz überlegte der Jüngere und gab tatsächlich nach.
»Ja...«
»Willst du nicht mal von Hyuk reden?«
Verwirrt verengten sich Jimins Augen, als der Rotschopf seinen Ex erwähnte.
»Warum Hyuk?«
»Weil du noch immer nicht mit ihm abgeschlossen hast.«
Betrübt ließ Jimin den Kopf hängen.Irgendwie hatte Hoseok damit recht, auch wenn er nicht mal den Grund für die Trennung wusste. Doch der Hellhaarige, der sich mittlerweile selbst eine kuschelige Decke gekrallt hatte, war derzeit Jimins einzige Bezugsperson, der er alles erzählen konnte. Seufzend raufte er sich noch einmal durch das Haar und begann mit seiner Erzählung.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...