𝟎 𝟖 𝟏

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Jimin war herzgebrochen, fühlte sich leer

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Jimin war herzgebrochen, fühlte sich leer. Blindlings schritt er durch die Straßen, so lange bis es dunkel wurde. Er verlor das Zeitgefühl. Erst als die Straßenlaternen angingen und er sich in einer abgewinkelten Gasse wiederfand, realisierte er, wie spät es geworden war. Der junge Mann nahm das gar nicht wahr, war zu sehr in seine Gedanken versunken, die ihn auffraßen. Sein Kopf wollte und konnte nicht verstehen, warum ihm alle so in den Rücken fielen. Was hatte er denn so Schlimmes verbrochen?

Jimin rieb sich mit den kaltgewordenen Händen über das Gesicht, spürte die getrockneten Tränen an den Handinnenflächen. Am heutigen Tag vergoss er so viele Tränen, dass er kaum noch Kraft in den zittrigen Beinen spürte, die ihn mühsam durch die Gasse schleppten. Das schwere Gewicht des Rucksacks am Rücken machte es dem Studenten ehrlich gesagt auch nicht leichter. Sie alle waren für Jimin gestorben. Junghyun, Taehyung, Jeongguk – sie logen ihn an.

Wie giftige und hinterhältige Schlangen gruben sie ihre toxischen Fangzähne in Jimin, der nun vollends zerstört war. Er war wirklich der Meinung, dass Jeongguk anders war. Der Jüngere spielte Jimin die große Liebe vor, trieb einen Keil zwischen ihn und Hyuk und gaukelte ihm eine heile Welt vor, die genauso abstoßend und verräterisch war, wie die Blicke seiner ehemaligen Freunde, für die er jederzeit seine Hand ins Feuer gehalten hätte. Und nun? Jetzt konnten sie dem Schwarzhaarigen gestohlen bleiben.

Jimin hob seinen Kopf und mit immer noch geröteten, schmalen Augen musterte er den Wohnblock vor sich. Er hatte gar nicht realisiert, dass er an diesen Ort ging. Oben, in dem kleinen Apartment, indem noch Licht leuchtete, war eine Person, die Jimin sehen wollte. Ein Mann, dem er vertraute, dem er alles erzählen wollte. Zielstrebig nickte Jimin und biss sich beim Anläuten nervös auf die Lippe. Die gedämpfte Stimme hinter der Tür verlangte zu wissen, wer der Störenfried war. Jimin gab sich mit einem erstickten Wimmern zu erkennen und schluckte seine aufkommenden Tränen wieder hinab.

Er musste stark bleiben und durfte keine Schwäche zeigen, jedoch schien es in seinen Augen momentan schier unmöglich. Auch als der schlanke Mann mit den braunen Augen und dem hellen Haar die Tür öffnete, konnte sich Jimin nicht am Riemen reißen. Bevor sein Gegenüber auch nur ein Wort sagen konnte, fiel Jimin ihm um den Hals und versteckte sein Gesicht in der warmen Halsbeuge seines Freundes.

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Lange saßen die Zwei nebeneinander. Der Ältere, der schweigend der Erzählung lauschte. Der Jüngere, der sich sein gesamtes Herz ausschüttete. Hoseok war ein Mensch, den man nicht wieder so schnell antreffen würde. Der Mann, dessen Lächeln jeden regnerischen Tag wunderschön machen konnte, hatte eine bemitleidenswerte Miene drauf. Doch Jimin wollte kein Mitleid. Er wollte Verständnis, Geborgenheit und die Vergewisserung, dass er keinen weiteren Fehler beging, indem er Hoseok alles erzählte. Immerhin war Jimins Vertrauen so im Eimer, dass er nicht einmal mehr seinem eigenen Schatten über den Weg trauen konnte.

Jedoch lag in Hoseoks zarten Augen eine beruhigende Wärme, die Jimin versichern wollte, dass er ein wahrer Freund war. Ich bin immer für dich da sprach sein Blick, mit dem er Jimins zitternden Körper musterte, der sich in der Zwischenzeit eine warme Decke um die Schultern gewickelt hatte und gedankenverloren auf seine Hände starrte. Mit genau diesen Händen hatte er Jeongguk berührt, ihn befriedigt, ihn seine Liebe spüren lassen. Sofort verzog Jimin das Gesicht und wandte sich ab. Die Erinnerungen, die wie ein aktiver Vulkan in ihm brodelten und ausbrechen wollten, konnte er geradeso unterbinden.

»Und was wirst du jetzt machen?«, fragte Hoseok, der wie üblich im Schneidersitz neben Jimin hockte und ihn fragend musterte.
»Ich werde wohl kündigen...«, murmelte der Angesprochene.
»Du kannst nicht kündigen, Jimin!«, fuhr es schockiert aus Hoseok, sodass Jimin verunsichert zusammenzuckte und den Älteren fragend ansah.
»Du hast ja noch keine andere Arbeit! Wie willst du bitteschön über die Runden kommen?«
Gut. Da war etwas dran, aber Jimin wollte einfach nicht mehr.

Er konnte nicht mehr ein kleiner Gehilfe von Seokjin sein, der ihn genauso belogen hatte. Wie sollte das gut gehen? Entweder würde Jimin aus der Haut fahren, oder einen Heulkrampf erleiden, aber Hoseok hatte nun mal Recht. Widerwillen knurrte Jimin ein gedämpftes
»Mhm...«
»Ich weiß, dass es schwer werden wird, aber so ist das nun mal im Leben. Du wirst immer mit Leuten zusammenarbeiten müssen, die Arschlöcher sind«, sagte Hoseok und klopfte mit der linken Hand sanft auf Jimins Schulter, der die Berührung aufgrund der dicken Decke kaum wahrnahm.

»Ich hätte aber echt nicht erwartet, dass Jin so einer ist«, fügte Hoseok noch mit trübem Blick hinzu.
Etwas interessiert neigte Jimin seinen leicht hängenden Kopf zu seinem Nebenmann, der sich seufzend in seinem Wohnzimmer umsah. Stimmt. Für Hoseok musste das genauso eine schreckliche Nachricht gewesen sein. Immerhin hatte er sich ja total in den Mann verschossen, kämpfte seit dem Korb mit Liebeskummer und bekam nun zu hören, dass sein Schwarm ein vollkommen verlogener Mensch war.

Jimin schnaubte kaum hörbar. Wenigstens war er nicht der einzige, dem es nun dreckig ging, auch wenn es sich sehr selbstsüchtig anhörte. Dadurch konnte sich der Schwarzhaarige vergewissern, dass sich Hoseok ungefähr in seine Situation hineinversetzen konnte. Ein kurzes Gähnen huschte über Jimins Lippen, als er sich rückwärts in die weiche Couch sinken ließ.

Hoseok neben ihm tat ihm gleich und schweigend lagen sie nebeneinander, genossen die Ruhe. Frau Jung war bereits am Schlafen und Hoseoks Schwester trieb sich mit ein paar Freundinnen herum, und das wiederrum hieß, dass die Zwei in völliger Ruhe im Wohnzimmer vor sich hinvegetieren konnten. Es blieb sehr ruhig. Hin und wieder war ein Deckenrascheln oder Seufzen seitens Hoseok zu hören, aber ansonsten war es still.

Da Jimins Kopf einfach nicht aufhören wollte ihn mit dem ganzen Chaos zu belästigen, vertiefte er sich immer weiter in die Materie und stellte verbittert fest, dass er Taehyung und Jeongguk weiterhin ertragen musste. Der Grund? Die Universität. Die Krönung war ja, dass Jimins ehemaliger bester Freund in dieselben Lesungen wie er ging und dass sie nebeneinandersaßen. Das würde Jimin aber mit Sicherheit noch ändern.

Jimin, der sich mittlerweile etwas beruhigen konnte, griff zu seinem Handy, das seit seiner Flucht aus war. Sogleich es eingeschalten war, wurde er mit gefühlt tausenden Nachrichten von seinen ehemaligen Freunden bombardiert.
»Und? Was schreiben sie?«, fragte Hoseok und schielte aufs Display.
Jimin zuckte desinteressiert mit den Achseln, öffnete die Chats und blockierte alle, die an diesem Plan beteiligt waren. Jimin ging sogar so weit, dass er seine Kontakte öffnete, all deren Nummern auf die Sperrliste packte und sie unmittelbar danach löschte.

Als sein Daumen die Löschung bestätigte, fiel eine Träne auf das Display. Weinend griff er sich an die Brust und versuchte die Schmerzen, die mittlerweile bis in seine pulsierenden Adern wanderten, zu unterdrücken. Zwei schlanke Arme schmiegten sich um Jimins bebenden Körper und dankbar drückte er sein Gesicht an Hoseoks Brust, der ihm beruhigend zuredete. 

𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt