»Taehyung, oh mein fucking Gott!«
Wie von einer Tarantel gestochen sprintete Jimin auf die andere Straßenseite, achtete nicht einmal auf womöglich kommende Autos und stürzte sich wie ein Verrückter auf den Grauhaarigen. Der war vollkommen überrascht und wurde darauffolgend von Jimin auf den kühlen Bürgersteig gepresst. Mit riesigen Augen starrte Jimin auf den Jüngeren unter sich und pinnte dessen Hände über den grauen Kopfscheitel fest.
»I-Ich habe... dich gefunden«, stotterte er ungläubig und starrte Taehyung noch immer geschockt an.
Der jedoch verengte verwirrt die Augen und fragte
»Jim... in? Was machst du hier?«
Erleichtert seufzte der Schwarzhaarige, ließ Taehyung los und setzte sich neben ihn auf den Bürgersteig. Grummelnd richtete sich Taehyung wieder auf, musste sich aber dennoch mit einer Hand abstützen, um ja nicht wieder nach hinten zu kippen.
»Was ich hier mache? Was ich hier mache?!«, wiederholte Jimin gereizt, dessen Erleichterung nun dem Vorwurf Platz machte.Er nahm die etwas geschwollenen Augen von seinem Nebenmann genauer unter die Lupe. Taehyung hatte auf jeden Fall geweint, das sah selbst ein Blinder. Die Rötungen entstanden aber wohl eher aufgrund des Alkohols, an dem sich der Jüngere auch schon wieder vergreifen wollte. Harsch entriss Jimin ihm die Flasche und stellte sie abseits ab, ignorierte nebenbei Taehyungs nerviges Quengeln.
»Taehyung... Weißt du etwa nicht, was du gemacht hast?«, begann Jimin und versuchte sich ein wenig zu beruhigen.
Er wollte seinem Freund immerhin nicht an die Gurgel gehen. Ihn anzuschreien hätte ihm in seinem jetzigen Zustand auch keine Vorteile eingebracht, weshalb es Jimin auf die weiche und einfühlsame Tour versuchte, auch wenn er innerlich nur vor Wut kochte und Taehyung am liebsten die Augen ausgekratzt hätte.Kurz massierte Taehyung nachdenklich sein Kinn, warf unmittelbar danach den Kopf in den Nacken und ließ den Regen auf sein Gesicht prasseln.
»Ich hab' Scheiße gebaut«, murmelte er nach kurzem Schweigen, hielt den Blick aber starr gen Nachthimmel.
Etwas verwundert öffnete sich Jimins Mund einen Spalt, schloss ihn aber wieder im selben Atemzug. Anscheinend hatte sich Taehyung nicht die volle Ölung gegeben – Gott sei Dank. Ansonsten hätte der Schwarzhaarige mit ihm wohl kaum so vernünftig reden können.»Weißt du nicht, wie viel Sorgen wir uns gemacht haben?«, raunte Jimin etwas sauer.
»Wir?«, wiederholte Taehyung, senkte seinen Kopf wieder und erwiderte Jimins vorwurfvollen Blick.
»Hoseok, Yoongi, Jeongguk, Mahiro, Jeonggyu, ich... Einfach alle«, antwortete Jimin und biss sich instinktiv auf die Unterlippe, als sich Taehyung unwohl versteifte.
»Mahiro... Jeonggyu...«, wiederholte er flüsternd und senkte betrübt den Kopf, fixierte den Blick auf seinen Knien, die er näher an sich heranzog.
»Ich... hab' sie im Stich gelassen«, fügte er verbittert hinzu.Jimin schüttelte energisch den Kopf und platzierte zögerlich seine zitternde Hand auf dem Knie seines Freundes, der jedoch nicht mehr Kopf hob. Zu sehr versank er in Reue und Verbitterung, weshalb Jimin schnell handelte.
»Taehyung, ich weiß, dass unsere Freundschaft seit dem Vorfall... ein wenig angekratzt ist... aber du solltest wissen, dass ich dich nie dafür verurteilen werde«, sprach er mit brüchiger Stimme und spürte Taehyungs Muskeln, die sich ungesund verkrampften.Taehyung hatte ihm verziehen, aber beide wussten, dass das Vertrauen ein wenig darunter litt. Sonst kam Taehyung sofort zu Jimin und überhäufte ihn mit seinen Problemen, egal wie belanglos sie waren, aber Jimins ungewollter Gefühlsausbruch war wohl ein entscheidender Faktor, den Taehyung nicht außer Acht ließ und deshalb einfach verschwinden wollte, ohne überhaupt irgendjemanden was zu sagen – nicht einmal mehr Jimin.
Da Taehyung keine Anstalten dazu machte, auf die Aussage einzugehen, überlegte Jimin krampfhaft. Er hatte es noch nie gut mit Worten, weshalb es eine Zeitlang unangenehm still zwischen den beiden wurde.
»Sie werden mir nie verzeihen.«
Erstaunt darüber, dass Taehyung wieder als erster sprach, weiteten sich Jimins Augen. Er wollte schon antworten, jedoch sprach der Jüngere sofort weiter. Geduldig lauschte Jimin seinen Worten, die vor Angst und Panik trieften.»Ich kann kein Vater werden. Mahiro muss es alleine großziehen. Wie soll ich es denn überhaupt ernähren?!«, fragte Taehyung, der gegen Ende hin immer gereizter wurde.
Verbittert ballte sich seine Hand zu einer Faust und das Spielen seiner Kiefer gab Jimin zu erkennen, dass er mit den Zähnen knirschten.
»Hör auf, Taehyung!«, knurrte Jimin zurück und fing sich einen warnenden Blick seines Freundes ein.»Du hast noch immer Mahiros Eltern und deine Mutter, die euch sicherlich unterstützen werden!«
»Mahiros Eltern? Die, die nicht einmal wissen, dass ich existiere?!«, fauchte Taehyung und ließ seine Faust mehrmals auf den Bürgersteig donnern.
»Meine Mutter?! Die was sich im Krankenhaus fast zu Tode arbeitet, nur um mir das Studium zu finanzieren und uns ernähren zu können?! Du weißt ganz genau, wie knapp wir bei Kasse sind! Jeonggyu und ich teilen uns ein Bett, während sie auf der Couch schläft! Wie soll sie dann bitte noch ein Kind versorgen?!«Taehyungs Zorn bescherte Jimin einen ungeheuren Schauer am Rücken. Die Augen seines Freundes waren voller Schmerz und Wut. Wut, die er für sich selbst spürte. Jimin schluckte seinen dicken Kloß im Hals runter und packte Taehyung an den Schultern. Im Handumdrehen drehte er den Jüngeren zu sich, sodass sie sich nun Angesicht zu Angesicht anstarrten.
»Was ist mit deinem Nebenjob im Bistro?«, fragte Jimin genauso gereizt und rüttelte ungeduldig an Taehyung, der wortwörtlich einfror und nichts mehr sprach.Er brauchte einige Sekunden, um wieder in der Gegenwart zu landen und sogleich wurde sein Antlitz wieder von Wut geziert.
»Ich arbeite mich da dumm und dämlich, nur für einen scheiß Hungerslohn! Und weißt du auch warum? Um Jeonggyu seine beschissenen Klassenausflüge finanzieren zu können, damit er nicht als Außenseiter endet! Mit dem mickrigen Geld könnte ich mein Kind niemals ernähren!«Jimin senkte den Blick, ließ seine Hände von Taehyungs bebenden Körper gleiten. Der Grauhaarige hob seine Hand und begutachtete verächtlich schnaubend das Blut, was aus seiner aufgeplatzten Haut quoll. Beide verstummten wieder, doch die Anspannung knisterte wie ein Ungewitter zwischen ihnen.
»Ich will nicht sowie mein Vater werden. Ein Versager, ein Loser, ein Nichts...«, murmelte Taehyung nun etwas ruhiger und starrte weiterhin sein dickflüssiges Blut an, das mittlerweile von seinen Knöcheln tropfte und auf der Hose landete.»Willst du wirklich, dass dein Kind ohne Vater aufwächst?«
Taehyung stoppte in seinen Bewegungen und hob wieder langsam den Kopf an.
»Von allen Menschen solltest du wohl am besten wissen, wie schrecklich das ist«, fügte Jimin eiskalt hinzu.
Seine Aussage war zwar so scharf wie ein Messer, schien aber endlich zu Taehyung durchgedrungen zu haben. Mit wässrigen Augen lehnte sich der Grauhaarige an Jimin, nur um danach in Tränen auszubrechen.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Фанфик〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...