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»Hast du Angst?«

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»Hast du Angst?«

Jeongguks tiefe Stimme holte Jimin aus seinen Gedanken, in denen er sich mal wieder verlor. Stumm schüttelte er abwesend mit dem Kopf, dessen Inneres ruhelos tobte. Die Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit Jeongguk ließen den Studenten natürlich nicht vollkommen kalt. Die Aussagen des Jüngeren trafen ihn mehr, als er es zeigte. Um genau zu sein schluckte er alles hinab, fraß es in sich rein.

Einer der Gründe war natürlich das bevorstehende Treffen mit Hyuk. Jimins noch Verlobter wusste, dass er heute mit Jeongguk im Nacken kommen würde, ließ sich aber nicht sonderlich etwas anmerken. Er fragte lediglich, über was der Schwarzhaarige ja so dringend mit ihm sprechen wollte und warum er nicht Daheim war. Daheim. Hyuks Wohnung fühlte sich nun schon seit mehreren Wochen nicht mehr wie sein trautes Heim an.

»Ich hab' sowieso noch ein Geschenk für deinen Liebsten«, zischte Jeongguk, während Jimin genervt seufzte und mit nervösen Fingern den Schlüssel im Schlüsselloch umdrehte.
Er entriegelte das Schloss und schob sich in den Eingangsbereich, dessen altbekannte Gerüche sofort seine Nase füllten. Ein ziehendes Gefühl breitete sich in seinem Torso aus, wanderte in alle anderen Glieder. Hibbelig zog er sich die Schuhe aus, spürte Jeongguks aufdringlichen Atem im Genick und öffnete die kleine Tür.

Die gesamte Wohnung war stockfinster. Lediglich aus der Küche kroch ein fahler Lichtschein durch die gläserne Tür. Ein letztes Mal holte er tief Luft und blickte zu Jeongguk, dessen Miene tiefdunkel war. Der Rothaarige wünschte sich wohl gerade woanders sein zu können, doch er bestand darauf, Jimin zu begleiten, da er Hyuk bei Weitem nicht über den Weg traute. Mit bereits schweißgebadeten Händen drückte Jimin die Klinke hinab, ließ die Tür automatisch zurückfallen und hob beunruhigt den Kopf.

Seine braunen, mandelförmigen Augen machten Hyuk in seiner vollen Pracht aus, als er gerade an der Spüle lehnte und wie üblich eine Zigarette zwischen den Fingern hielt. Er hatte sich in dieser Zeit nicht wirklich geändert. Er hatte dieselben rabenschwarzen Haare, sowie den sorgfältig rasierten Cut in der linken Augenbraue und noch immer diesen eisigen Blick in den verengten Augen, mit dem er gerade Jimin musterte.

»Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr kommst.«
Seine tiefe Stimme bescherte Jimin einen ungeheuren Schauer am Rückenmark, der ihn dazu animierte, instinktiv seine Hände in seine Hosentasche zu krallen. Seine Angst, die mittlerweile wie eine Krankheit an seinem Körper heftete, ließ Jimin verunsichert den Kopf sinken. Betrübt sah er auf seine schwarzen Socken hinab. Er kämpfte mit dem Frosch im Hals, der ihn daran hinderte, das Gespräch mit Hyuk zu beginnen.

Als es Jimin damals reichte, hatte er doch auch keine Schwierigkeiten seinem Partner die Meinung zu geigen. Was hinderte ihn jetzt daran? Er wusste es nicht. Der Student fühlte sich eingeengt und unwohl, obwohl Hyuk einige Armlängen von ihm Abstand hielt. Wissend, dass der Jüngere Angst vor ihm hatte.
»Hyuk, wir müssen reden«, meinte Jimin nach Längerem, ballte die Hände zu Fäusten und hob wieder den Kopf.

Genervt pustete er sich eine herabfallende Haarsträhne aus dem Gesicht, nur um danach wieder Hyuk anzustarren, der mit eintöniger Miene seine Arme verschränkt hatte. Jeongguk wich währenddessen nicht von der Seite des ungewollt zitternden Studenten und rührte nicht einmal mehr einen Muskel im angespannten Körper. Jimin fühlte die Intensität wie knisternde Blitze, die den Raum in eine unangenehme Atmosphäre tauchten.

Langsam hatte er wieder Kraft in seinen weich gewordenen Knien und unsicher taumelte er zum Küchentisch, an dem viele Erinnerungen hefteten. Zu oft saß er mit Hyuk am besagten Tisch und frühstückte mit ihm, oder redete mit dem Schwarzhaarigen über belanglose Themen, die ihm oft ein Lächeln ins Gesicht zauberten.
»Setz dich doch«, flüsterte Jimin an Hyuk gerichtet und ließ mit wehmütigem Blick seine Hand über die Tischplatte gleiten.

Der langbeinige Mann bewegte sich jedoch nicht vom Fleck, wirkte wie festgewachsen. Seine Hand bahnte sich einen Weg durch das tiefschwarze Haar, ehe er wieder seine Zigarettenpackung, die direkt neben der Spüle lag, in die Hand nahm und eine Glutstange herausfischte. Mit verengten Augen zündete er sie an, ließ das Nikotin in seine Lungenflügel wandern und flutete die Küche in Tabakrauch. Monoton sah er wieder Jimin an, der sich unwohl auf dem Stuhl versteifte.

»Hyuk...«, setzte er zum Reden an und leckte sich über die trockenen Lippen.
Nun war der entscheidende Moment gekommen. Der Moment, in dem Jimin endgültig alles beenden würde.
»I-Ich... habe gemerkt, dass ich ohne dich... einfach glücklicher bin«, stotterte er und seufzte mit bebenden Lippen, als Jeongguk vorsichtig seine Hände auf seinen Schultern platzierte. Jimin verstummte und presste wehmütig die Lippen aufeinander, während seine linke Hand zu Jeongguk seiner wanderte und umgriff.

Er spürte die Stärke des Rothaarigen, die Jimin in Sicherheit wog.
»Du machst Schluss?«, fragte Hyuk lediglich und hob die Augenbraue an, brachte somit den Cut in ihr hervor.
Ein stumpfes Nicken seitens Jimin war die einzige Antwort, die der Polizist von ihm bekam. Ungläubig schnaubte er und zog einfach wieder an der Zigarette, die seine Impulsivität linderte. Um seiner finalen Antwort den letzten Nachdruck zu verleihen, hob Jimin seine rechte, zittrige Hand an und strich sich den Verlobungsring vom schmalen Finger.

Schweigend platzierte er das Schmuckstück, das er einst mit Stolz zur Schau gestellt hatte, auf die Tischfläche und schob es von sich, Richtung Hyuk. Jimin rechnete mit einem Gefühlsausbruch seines einst Verlobten, in Mischung mit den schlimmsten Schimpfwörtern und Anschuldigungen, die er je gehört hatte, doch Hyuk blieb seelenruhig, was es aber nicht wirklich besser machte.

Keine einzige Emotion huschte über sein Antlitz, das in pure Eintönigkeit getränkt war. Rein gar nichts kam vom schlanken Mann, der schweigend seine fertig gerauchte Zigarette in der Spüle erlosch und darauffolgend im Mülleimer versinken ließ.
»Jimin, geh' mal deine Sachen holen. Ich muss noch mit Hyuk reden«, sprach Jeongguk tief und klopfte auffordernd auf Jimins Rücken, der aufgrund der Berührung instinktiv zusammenzuckte.
Verwirrt sah er zum Hellhaarigen zurück, der ihn eindringlich anblickte.

Schweigend erhob sich Jimin, ließ die zwei Männer in der Küche zurück und schritt die Treppe hinauf. Das Schlafzimmer sah noch genauso aus, wie er es verlassen hatte. Während der Student seinen Koffer aus dem Schrank holte und geöffnet aufs Bett schmiss, ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Er überlegte, was er mitnehmen sollte. Kleidung war natürlich logisch, aber was war es noch Wert mitgenommen zu werden? Stirnrunzelnd sah er zu seinem Nachtkästchen, schritt zu dem Möbelstück und öffnete die erste Schublade. Hyuk hatte hier Jimins Wertsachen gelagert.

Unter anderem auch Jimins zerbrochene Kette, die er damals am Grillabend auf der Universität trug. Leider hatte Hyuk sie zerstört, aber vielleicht könnte er sie ja richten lassen? Selbst wenn nichts mehr zum Retten war, wollte er sie hier nicht verwahrlosen und legte sie daher in ein kleines Fach vom Koffer. Elegant umkreiste Jimin das Bett, öffnete Hyuks Nachtkästchen und musste verdutzt feststellen, dass seine Pistole, die hier immer gelagert war, fehlte.

Verwirrt zog Jimin die Augenbrauen zusammen, schloss die Schublade wieder und entdeckte nun das eingerahmte Bild auf der Oberfläche des weißen Möbelstücks. Es zeigte Jimin und Hyuk nach ihrer Verlobung, auf ihren ersten Urlaub. Mit betrübtem Blick nahm er das Bild in die Hände und ungewollt fielen ihm wenige Tränen auf das glänzende Glas, das das Bild dahinter vor Staub schützte. Vor Schreck ließ er es aber fallen, sodass das Glas zersprang und den Boden aufgrund der Glasscherben glitzern ließ.

Der Grund dafür war ein dumpfer Knall unter ihm. Besorgt nahm Jimin seine Beine in die Hände und sprintete die Treppe hinab. Schnaubend stürzte er zur Küche, in der als nächstes Geschirr zu Bruch ging. Verdutzt hielt er im Türrahmen an und entdeckte die zwei Männer, die sich gerade gegenseitig ans Hemd gingen.

𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt