Ungläubig fasste sich Jimin an das Auge, welches schmerzhaft pulsierte, während aus dem Cut an der Lippe die rote Flüssigkeit hervor trat. Das Blut sammelte sich an seinen Mundwinkel. Er konnte es auf der Zungenspitze schmecken. Das war das aller erste Mal, dass Jimin aufgrund Hyuks Gewalt blutete und dieser Fakt ließ seine gesamte Welt zusammen brechen. Ungläubig erhob er sich auf die schlotternden Knie, die jede Sekunde wieder zusammen klappen konnten. So wenig Kraft verspürte er in seinen Gliedern, die nahezu taub waren.
Überfordert versteckte Jimin sein Gesicht hinter der linken Hand, während er sich mit der Rechten an der Wand abstützte, um nicht vollends zusammen zu brechen. Das erste Mal wollte er nicht wieder in das Badezimmer fliehen, sich darin verbarrikadieren und den Streit als Nichts abzustempeln. Einmal wollte er seinen Mann stehen, weshalb er selbstsicher seinen Kopf hob und Hyuk womöglich den tödlichsten Blick schenkte, den er drauf hatte – gefüllt mit Enttäuschung, Schmerz und sogar Wut. Eine Emotion, die Jimin noch nie bei seinem Verlobten verspürte.
Sein dunkelhaariges Gegenüber ließ geschockt die Schultern sinken.
»Jimin, e-es tut... mir leid«, sprach er stockend, näherte sich dem Jüngeren und wollte seine schreckliche Tat genauer unter die Lupe nehmen, doch dieses Mal schlug Jimin die Hand seines Partners von sich.
»Wa-... Jimin? Was soll das werden?«, flüsterte Hyuk mit bebender Unterlippe und wollte Jimin vorsichtig in die Arme nehmen, doch dieser wich Beiseite und fing sich somit einen undeutbaren Blick seitens Hyuk ein.Kurz wirkte der Ältere wie eingefroren und stoppte in seiner Bewegung, ehe er ungläubig auflachte und sich durch das Haar raufte. Jimin stützte sich mit dem Rücken an der Wand hinter sich ab und beobachtete seinen Partner genaustens, der unerwarteterweise zum Lachen anfing. Jimins Augen, die misstrauisch schimmerten, fixierten Hyuk. Der Mann hatte seine Hände in die Hüften gestemmt, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen auf die Decke gerichtet.
»Hah, ich hätte es wissen müssen«, lachte er, gefolgt von einem missbilligenden Schnauben.
»Was meinst du?«
»Was ich meine? Dass ich mich niemals auf so eine Schlampe wie dich einlassen hätte sollen«, antwortete Hyuk gelassen und senkte den Kopf, sodass Jimin die beinahe schon diabolisch glänzenden Augen erblickte.
»Ich bin keine Schlampe«, zischte Jimin vorlaut zurück.
In diesen Moment war ihm alles egal geworden. Was wollte Hyuk schon tun? Ihn noch zig tausend Male schlagen? Und selbst wenn – Jimin sah nun klar.Das vor ihm war nicht mehr der Hyuk, in den er sich verliebt hatte.
»Haltest du mich für so blöd, Park Jimin? Glaubst du, ich hätte nicht gemerkt wie du diesen Jeongguk angesehen hast?«, raunte Hyuk tief und monoton, während er auf Jimin zu kam.
Bevor er aber zu nahe kommen konnte, stieß Jimin ihn an der Brust von sich. Ein wenig taumelte er rückwärts, sammelte sich aber wieder schnell. Kurz wog sich Jimin in Sicherheit, aber da hatte Hyuk erneut ausgeholt. Dieses Mal traf seine blanke Handfläche auf Jimins Wange, die ihm endgültig den Boden unter den Füßen wegriss.Mit einem dumpfen Aufprall knallte Jimin wieder auf den Boden, konnte aber nicht aufstehen, da Hyuk sich über ihn beugte und seine Hände auf den Parkettboden nagelte.
»Ich habe dir immer alles gegeben! Ich finanzierte alles und was machst du? Du scheißt mir auf den Kopf! Ich war der einzige, der dich haben wollte!«, schrie er mit zitternder Stimme, während Jimin wie gelähmt unter ihm lag.
»Was ist nur aus dir geworden...«, murmelte er und als er diesen Satz aussprach, weiteten sich Hyuks Augen.
Sie wurden wortwörtlich riesig. Tränenflüssigkeit glänzte in ihnen.»Jimin, oh mein Gott... I-Ich wollte das nicht...«, meinte er schluchzend.
Die erste Träne glitt an seinem Kiefer entlang und tropfte danach unmittelbar auf Jimins heiß gewordenes Gesicht, das sich aufgrund der Schmerzen schon taub anfühlte.
»Jimin... Du weinst«, fügte er noch hinzu und schüttelte den Kopf.
Was?
Nachdem Hyuk seinen Griff löste, nahm Jimin irritiert eine Hand hoch und fasste sich unter das heile Auge. Tatsächlich. Er spürte die salzige Feuchtigkeit an der Fingerspitze.Jimin hatte noch nie in seinem gesamten Leben geweint, nicht mal in seiner Kindheit, weshalb seine Eltern auch besorgt waren, ob er nicht womöglich anders war. Doch er war ein normaler Mensch, mit normalen Gedanken und Grundbedürfnissen – doch dass genau Hyuk die Person war, die Jimin so sehr verletzten konnte, hätte niemand erwartet. Der Schock war Hyuk auch in die Miene geschrieben.
»Du musst mir glauben, Jimin... Ich mache das nicht absichtlich! E-Es ist so... als würde... jemand anderes meinen Körper kontrollieren!«, rechtfertigte sich der Beamte stotternd, doch Jimin kaufte ihm kein einziges Wort mehr ab.
»Hör endlich mit dieser Masche auf! Lüg' mich nicht an! Du hast sehr wohl die Kontrolle über dich selbst! Du willst nur nicht wahrhaben, dass du gestört bist!«, schrie Jimin mit all seiner angestauten Wut und Frustration zurück.So lange hatte er alles runter geschluckt, ließ sich nie etwas anmerken. Heute war der Tag, an dem er Hyuk alles sagen würde, was er sich nie traute.
»Ne-Nein, Jimin! Du verstehst das nicht!«, winselte Hyuk, während die Tränen wie ein Regenguss über sein Gesicht strömten.
Zitternd beugte er sich zu Jimin hinab und sein heißer Atem strich die Wange des Schwarzhaarigen, der unregelmäßig keuchte.Nein.
Dieses Mal würde er Hyuk nicht wieder verzeihen. Er musste sich schleunigst befreien, während Hyuk noch so ungeschützt über ihm kniete.
»Tut mir leid«, murrte Jimin.
Der Ältere hob verwirrt den Kopf und gab darauffolgend nur ein gequältes Keuchen von sich, als Jimin ihn mit all seiner übrig gebliebenen Kraft das Knie in den Schritt rammte.Keuchend rollte sich Hyuk zur Seite und noch in derselben Sekunde rappelte sich Jimin auf die Beine, während Hyuk sich vor Schmerzen krümmte. Überzeugt von seiner Idee, noch in derselben Nacht zu flüchten, schritt Jimin schon auf die Tür zu.
»Bitte... Verlass mich nicht. Ich habe niemanden außer dich... Ich brauche... und liebe dich, Jimin. Du verstehst das alles nicht. Ich habe so viel, was ich dir noch erklären muss«, keuchte Hyuk kraftlos.Seufzend drehte sich Jimin an Ort und Stelle um und starrte kalt auf Hyuk hinab. Dieses Mal war er derjenige, der wie ein kraftloser Schwächling am Boden lag. Verletzt, hintergangen – wie Jimin es immer war. Auch wenn der Student mit sich rang, doch wieder nachzugeben, blieb er dieses Mal entschlossen und kehrte dem weinenden und wimmernden Hyuk den Rücken zu.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...