𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔

𝟎 𝟒 𝟏

»Vielen Dank für Ihre Präsentation, Herr Park und Herr Kim«, murmelte der ältere Professor mit krächzender Stimme und mit tiefen Verbeugungen schritten die Zwei wieder zurück auf ihre Stammplätze im Lehrsaal.

Hoseok hielt sofort begeistert die Hand hin, doch ungerührt ignorierte Jimin den Rotschopf, sodass Taehyung ihm ein bemitleidendes Highfive spendierte. Yoongi, der seine Präsentation mit Hoseok schon hinter sich hatte, war gerade mitten in seinem Element und versank wortwörtlich in der kleinen Lektüre, die er las. Jimin war nicht nur froh, dass Taehyung mit seinem Teil der Arbeit zurechtkam, sondern auch dass sie das Referat mit Bravour abhielten.

Zudem hatte der Schwarzhaarige eine gute Lösung für sein blaues Auge gefunden. Er hatte sich einfach das gesamte Auge mit einem Pflaster abgeklebt und erzählte neugierigen Wesen wie Hoseok einfach nur, dass er eine schreckliche Augenentzündung hatte.

Die Vorlesung war früher vorbei, als es sich für den jungen Koreaner anfühlte. Eilig kramte er sein Zeugs zusammen, verstaute es in seinem Rucksack und schulterte besagten bereits, während Taehyung wieder eine halbe Ewigkeit brauchte, um in die Gänge zu kommen. Yoongi klappte seine Lektüre zusammen und auch Hoseok wartete schon auf die zwei lahmen Schnecken.

»Jimin, hast du heute was vor?«, fragte Taehyung, nachdem er endlich fertig war und dem Schwarzhaarigen aus dem Lehrsaal folgte.
Überrascht weiteten sich Jimins Augen, der darauffolgend mit einem
»Nein, eigentlich nicht« antwortete.
»Können wir mal deine Wohnung ansehen? Wir könnten bisschen was trinken, reden...«, schlug der Grauhaarige vor und beäugte Jimin mit schräger Kopflage, während Hoseoks Augen voller Begeisterung leuchteten.

Eigentlich sprach nichts dagegen, oder? Immerhin war Jimin alleine und hatte nichts Großartiges geplant. Er hätte sich nur auf die Couch geschmissen und wäre stundenlang vor dem Fernseher gegammelt, also würde ein wenig Abwechslung nicht schaden.
»Von mir aus«, meinte er letztendlich seufzend und spürte sogleich Taehyungs Arme voller Freude um seinen Oberkörper schlängeln.

Stumpf starrte er beim Gehen auf den Boden, über den seine Füße huschten. Tief in seinen Gedanken versunken, stieß er mit einer Person zusammen.
»Ah, Entschuldige...«, murmelte er, hob den Kopf und versteinerte wie eine altgriechische Statue.
Jeongguks Augen glänzten gefährlich und mit den Worten
»Wir müssen reden« packte er Jimins Handgelenk und riss den Älteren hinter sich her.

»Was soll das werden?«, zischte Jimin an den Rothaarigen gerichtet, der ihn in einen abgelegenen, menschenleeren Flur führte.
Harsch presste er den Dunkelhaarigen an die kühle Wand, stützte seine Hände daran ab und starrte wortwörtlich in Jimins Seele.
»Du bist jetzt einen Monat alleine, richtig?«, fragte er angespannt, analysierte Jimins Mimik.
»Ja... Woher weißt du das?«
Sogleich Jimin die Frage bejahte, entspannten sich Jeongguks Muskeln und erleichtert ließ er die Schultern sinken.
»Von Junghyun.«

Verstehend nickte Jimin und fühlte sich unwohl, da Jeongguks Gesicht nur grobe fünf Zentimeter von seinem eigenen entfernt war.
»Willst du mit mir auf ein Date gehen?«, schnurrte der Rothaarige nun, hob die rechte Hand an und platzierte sie vorsichtig auf Jimins Wange.
Der Kleinere wirkte erneut paralysiert und konnte keinen einzigen Muskel bewegen.

Lediglich der Fokus seiner Augen huschte unruhig hin und her.
»Jeongguk... I-Ich und Hyuk...«
»Ihr seid noch zusammen?«
Stumm nickte Jimin und senkte seinen Blick. Es war die Wahrheit. Er und Hyuk hatten einfach einen riesigen Streit, der aber definitiv seine Spuren hinterließ. Getrennt hatten sie sich aber noch nicht.
»Dann lass es mich umformulieren«, raunte Jeongguk etwas angepisst und strich sich kurz überfordert durch das Haar.

Mittlerweile erwiderte Jimin wieder den penetranten Augenkontakt, spielte aber nervös mit seinen Fingern herum. Auch wenn er wusste, dass ihm nichts Schlimmes blühen würde, verspürte er Angst. Angst vor Jeongguk. Er wusste einfach nicht warum. Vielleicht lag es an den etlichen Gefühlsausbrüchen von Hyuk, die Jimins Seele wohl sein Leben lang zierten? Wahrscheinlich. Ungewollt wurden seine Augen glasig, riss sich aber trotzdem am Riemen.

Selbstsicher zog er scharf die Luft ein und lauschte stattdessen einfach Jeongguks umformuliertem Vorschlag.
»Wie wärs, wenn wir einfach ein paar Sachen unternehmen? Als... Freunde?«
Das letzte Wort rollte nur mit Müh' und Not über die roten Lippen des Größeren. Die Frage war wohl eine Überwindung an sich.
»Ich kann dir nicht versprechen, dass sich daraus was bilden wird«, begann Jimin und erntete nur einen verletzten Blick seitens Jeongguk.
»Aber solange ich frei bin... Gerne.«

Erleichtert stöhnte Jeongguk aus, setzte ein charmantes Lächeln auf und wuschelte Jimin durch die einst schöne Frisur.
»Wie wäre es mit heute Abend?«, schlug der Rothaarige grinsend vor und drückte Jimins Rücken wieder sanft an die Wand, während seine linke Hand wieder ihren Platz auf der Wange des Dunkelhaarigen fand.
»Ich hab' heute Besuch. Morgen wäre mir schon angenehmer«, meinte Jimin und wandte seinen Blick ernüchtert ab.

Kurz flackerte Enttäuschung in Jeongguks schmalen Augen auf, die aber noch in derselben Sekunde durch Vorfreude ersetzt wurde.
»Alles klar. Ich hole dich um 18 Uhr ab.«
Jimin nickte verstehend und wollte sich aus dem Staub machen, da seine Freunde ja noch warteten, wurde aber wieder von Jeongguk sanft zurückgedrückt. Grinsend leckte sich der Größere über die trockene Lippe, die er schon mit Jimins Mund verbinden wollte, doch etwas abgeneigt drückte Jimin das Gesicht von Jeongguk zurück.

»Bitte versteh' endlich, dass ich noch immer in einer Beziehung bin«, raunte Jimin eingeschüchtert und angepisst schnalzte Jeongguk mit der Zunge, schulterte seinen Rucksack und stolzierte davon.
»Morgen, 18 Uhr. Sei pünktlich«, zischte er noch, ehe er schon um die nächstgelegene Ecke bog und Jimin verdutzt zurückließ.

Jimin brauchte Zeit, um die jüngsten Geschehnisse zu verdauen. Jeongguk stempelte es ziemlich einfach ab, aber dem war nicht so. Jimins gesamte Welt wurde von einem Tag auf den anderen umgekrempelt und das sollte der Jüngere endlich verstehen.

Naja, dadurch sollte er sich nicht die Laune vermiesen lassen. Schnell glitt er sich nochmal durch das zerzauste Haar und schritt schleunigst zu seinen drei Freunden zurück, die ihn schon sehnsüchtig erwarteten.