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Verbittert sah sich Jimin in dem kleinen Laden um und scannte alles ab

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Verbittert sah sich Jimin in dem kleinen Laden um und scannte alles ab. Hoffnung flammte in ihm, womöglich auf Taehyung treffen zu können. Laut Jeongguks und Yoongis Erzählungen tendierte Taehyung in der Vergangenheit schon dazu, sich in solchen Geschäften zu verbarrikadieren, wenn es mal zu brenzligen Situationen kam. Jimins Adleraugen glitten zu dem minimalistischen Essbereich, bei dem man Kleinigkeiten wie Instantnudeln und dergleichen bestellen und essen konnte. Die Enttäuschung war aber umso größer, als er weit und breit keinen vertrauten, grauen Haarschopf erkannte.

Missmutig senkten sich seine Schultern, als er durch die Gänge und Flure schlenderte. Kurz sah er sich im Kühlfach die Getränke an und entschied sich dazu, einen Energydrink mitzunehmen. Seit seinem letzten Besuch bei Taehyung hatte er das Zeug nicht mehr getrunken und wenn er wirklich die gesamte Nacht durchmachen wollte, sowie er es auch geplant hatte, würde ihn das Getränk wenigstens auf Trapp halten. Seine Finger huschten in seine hintere Hosentasche und raschelnd zog er seine Brieftasche heraus, kramte die paar Münzen zusammen und gesellte sich zum Kassierer.

Der Mann war wohl Mitte 50, da sein Haaransatz schon einen natürlichen Grauton hatte, der in einem flüssigen Verlauf tiefschwarz wurde. Miesgelaunt räusperte er sich, scannte die farbige Dose ab, gab Jimin das Wechselgeld zurück und wünschte dem triefnassen Studenten noch eine schöne Nacht. Sarkastisch schnaubte Jimin und zog sich am Eingang schon die Kapuze über. Er würde mit Sicherheit keine gute Nacht mehr haben, das stand fest. Mit einem zischenden Geräusch öffnete er die Dose und kippte eine Menge der süßen Flüssigkeit hinab.

Entschlossen schüttelte er all seine bösen Gedanken von sich und schlenderte wieder über den Gehweg, setzte seinen Weg fort. Taehyung und Jeongguk standen sich anscheinend doch nicht so nahe, wie sie immer vorgaben. Sonst hätte es beim Rothaarigen längst Klick gemacht, als Jimin ihm sagte, er wüsste den wahren Grund für Taehyungs Flucht. Natürlich war es nur eine Vermutung, aber ehrlich gesagt war sich Jimin schon ziemlich sicher, warum Taehyung sich aus dem Staub machte. Jimins Freund litt nämlich an extremen Vaterkomplexen, die er nie so richtig verarbeitete.

Es begann alles mit seinem Erzeuger, wie Taehyung ihn gerne nannte, der Taehyung im Alter von sieben Jahren mit seiner hochschwangeren Mutter verließ. Es war eine Nacht und Nebel-Aktion, die einfach aus dem Nichts passierte. Taehyung konnte sich bis dato nie zusammenreimen, warum sein Vater ihn und seine Familie sitzen ließ. Für Jeonggyu, der erst nach der Flucht von seinem Vater auf die Welt kam, war es noch schwieriger. Der Kleine fragte jedes Mal, wo doch sein Vater war und wie sollte Taehyung auch antworten?

Dem kleinen Knirps etwa sagen, dass ihr Erzeuger sie nie wirklich liebte und im Stich ließ? Erst als Jeonggyu älter wurde, beichteten Taehyung und seine Mutter ihm die Wahrheit und natürlich brach für den Kleinen eine Welt zusammen. Sein Vater war gar nicht die ganze Zeit in einem anderen Land, wie er es immer zu hören bekam und diese Erkenntnis riss ihm damals die Füße unter dem Boden weg.

Taehyung war wohl geflohen, da er einfach nicht wusste, was es bedeutete, ein Vater zu sein. Er hatte ja nie wirklich einen. Lesen, schreiben, rechen – alles lehrte seine Mutter ihm, die Widerwillen beide Elternrollen übernahm. Taehyung hatte keinen starken Vater, der ihn auf den Schultern herumtrug, oder mit ihm Fußball oder dergleichen spielte. Für Jeonggyu war es nicht anders. Seine Vaterrolle war leider nur sein großer Bruder.

Vielleicht lag es daran? Jimin rieb sich frustriert über das Gesicht. Es waren bloß willkürliche Vermutungen, aber sie würden definitiv einiges erklären. Seufzend ging er weiter seinen Weg.

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Nachdem Jimin gefühlt fast die gesamte Stadt absuchte, blieb ihm nur noch die Universität übrig, bei der sich Taehyung vielleicht aufhielt. Wenn nicht, wusste er auch nicht weiter. Schnaufend steuerte er eine Parkbank an und ließ sich schwerfällig auf ihr fallen. Seine Lungen brannten und die Oberschenkel schmerzten aufgrund der Bewegungen höllisch. Er hatte wirklich keine Lust zusammenzubrechen, weshalb er die Sitzmöglichkeit auch sehr begrüßte.

Mittlerweile wirkte auch nicht mehr das Koffein seines bereits geleerten Energydrinks, den er im danebenliegenden Mülleimer versinken ließ. So intelligent wie Jimin nun mal war, hatte er natürlich sein Handy in Jeongguks Auto vergessen. Er hatte also nicht einmal die Möglichkeit, jemanden zu kontaktieren. Gott, er konnte nicht einmal nachsehen, wie spät es überhaupt schon war.

Die Umgebung und der Himmel waren zwar noch tiefschwarz, aber allzu lange würde diese kühle Nacht nicht mehr anhalten. Geschlagen vergrub Jimin sein Gesicht in den inneren Handflächen und schloss für wenige Minuten die Augen. Er wollte kurz verschnaufen, sich erholen und seine Energie wieder auffüllen. So schlapp und ausgelaugt hatte sich der junge Student schon lange nicht mehr gefühlt.

Um ihn herum war es ziemlich ruhig, nahezu unheimlich still. Selten rauschte ein Auto auf der menschenleeren Straße vor ihm entlang. Er sah den Wägen so lange hinterher, bis sie entweder abbogen, oder am Horizont verschwanden und er die grellen Lichter nicht mehr orten konnte. Tief ein- und ausatmend sammelte Jimin seine Kräfte, stieß sich von der Bank ab und schlurfte in trägen Schritten über den Bürgersteig.

Er hätte alles dafür getan, Taehyung endlich zu finden. Nicht nur um selbst beruhigt zu sein, sondern weil er es auch Jeonggyu versprochen hatte. Er wollte den Schüler nicht enttäuschen. Die Suche entpuppte sich aber schwieriger, als erwartet. Warum musste Taehyung auch so eine Aktion bringen? Nun gut. Jimin konnte es aufgrund des Wissens der Vergangenheit ein wenig verstehen, wollte es aber nicht unbedingt wahrhaben.

Eine ungeplante Schwangerschaft war immer für alle Beteiligten ein riesiger Schock, aber einfach abzuhauen war auch nicht die beste Idee, die Jimins Freund an den Tag legte. Als erneut ein Auto an ihm vorbei sauste, hob Jimin wieder den Kopf und stoppte in seinen Bewegungen. Träumte er? Spielte seine Müdigkeit gerade ein Spiel mit ihm? Irritiert verengte er die Augen und analysierte den Mann, der gekrümmt im Regen, positioniert auf dem Rand des Bürgersteigs gegenüber, saß.

Sein Kopf wurde von einer Kapuze bedeckt und die rechte Hand umschloss eine gläserne Flasche, deren Inhalt höchstwahrscheinlich Alkohol war. Jimin rümpfte die Nase. Der Typ sah wie ein verkümmerter Alkoholiker aus, der mal wieder aus einer Bar geschmissen wurde, jedoch zog Jimin scharf die Luft ein, als der Mann die Kapuze vom Kopfscheitel strich und somit sein graues Haar preisgab.

Jimin hatte Taehyung tatsächlich gefunden.

𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt