Unsicher ließ Jimin die Schultern sinken. Er wusste nicht, was er in diesem Moment tun sollte. Das war nur ein Scherz, oder? Ja, es musste einfach nur ein schlechter Witz von Hyuk sein. Das war es bestimmt. Nervös fing Jimin wieder zum Zittern an, als er Hyuks entschlossenen Ausdruck sah. Er konnte ihn doch schlecht erschießen, oder? Dem Studenten war klar, dass Hyuks Taten schrecklich waren, aber hasste er ihn wirklich so sehr? So sehr, dass er ihn eiskalt erschießen konnte?
Schweigend erstarrte Jimin, während Hyuks Hand noch immer den Pistolenlauf auf seine Stirn richtete. Hilfesuchend sah Jimin zu Jeongguk, der am Boden lag und mit einer Hand seinen Bauch hielt. Purer Schmerz zierte sein verschwitztes Antlitz. Seine, zu schmalen Schlitzen geformten, Augen sahen müde zu Jimin. Auch er schwieg wie ein Grab. Stille überschattete die Küche und kroch wie eine dicke, schwere Nebelschwade über die Männer.
Jimin schien den Ernst der Lage nicht wirklich zu realisieren - er weigerte sich, das alles wahrzuhaben. Er stempelte Hyuks Aufforderung als hirnrissigen Witz ab. Nein, das war nicht echt. Das war nicht die Gegenwart. Es war ein simpler Albtraum. Ja, Jimin würde jeden Moment wieder aufwachen. Schweißgebadet und verängstigt, wie es schon oft der Fall war, seitdem er Hyuk verlassen hatte.
Schweigend nahm Jimin seine Hände mitsamt der silbernen Waffe runter und mied Blickkontakt mit sowohl Hyuk, als auch Jeongguk, der ihn unverständlich anstarrte. Warum sprach Jeongguks Blick, den Jimin nicht mehr entgegnen konnte. Mit geschlossenen Augen ließ er die Waffe zu Boden sinken, legte sie auf dem kühlen Laminat ab und versteckte das Gesicht hinter den Knien, die er an seinen Oberkörper presste.
»Du hättest ruhig abdrücken können«, raunte Hyuk tief, sodass Jimin wieder den Kopf hob und den Schwarzhaarigen dabei zusah, wie er die Waffe in die Hand nahm und auf Jeongguk richtete.
Wie paralysiert sah Jimin Hyuks Finger, der auf den Abzug drückte. Reflexartig hielt er sich die Ohren zu, da er schon mit einem lauten Knall rechnete, der jedoch nie kam. Jimin öffnete erneut die Augen, hörte das zigfache Klacken des Abzuges und fixierte dann Hyuk.»Solltest du mal wieder mit dem Gedanken spielen deinen Ex abzuschießen, wäre es von Vorteil, wenn du vorher die Waffe entsichern würdest«, sagte Hyuk kalt und ließ die Waffe wieder unter seinem T-Shirt verschwinden.
Während er sich zur Spüle stellte, eine Zigarette aus der Schachtel nahm und sie seelenruhig anzündete, kroch Jimin zu Jeongguk. Vorsichtig nahm er den Kopf des Rothaarigen hoch, nur um ihn sanft auf seinem Schoß abzulegen.»Ich hätte dich nicht erschossen«, flüsterte Jimin über seine Schulter zu Hyuk zurück und strich Jeongguk vorsichtig eine herabfallende Strähne aus dem Gesicht.
»Natürlich«, schnaubte Hyuk.
»Ich hab's doch in deinen Augen gesehen.«
»Was gesehen?«, hinterfragte Jimin und versuchte genauso locker zu klingen, was letztendlich aber eher ein Griff ins Klo war.
Seine Stimme war voller Frust geziert, den Hyuk zweifelsohne heraushörte.»Den Schmerz, die Enttäuschung, den Hass«, erklärte Hyuk und zog wieder an seiner Glutstange.
Jimin beugte sich schluchzend vor, vergrub das Gesicht in Jeongguks Schultern. Er musste ihn ins Krankenhaus bringen. Seine Verletzungen waren nicht gerade unauffällig und Schmerzen hatte er sowieso, auch wenn Jeongguk immer wieder beteuerte, dass es ihm doch so gut ginge. Jimin hörte aber sein zittriges Röcheln und sah die schmerzverzogene Miene, weshalb er nicht weiter mit dem Jüngeren diskutieren wollte.»Ich geh' schnell meinen Koffer holen und dann fahren wir ins Krankenhaus, verstanden?«, befahl Jimin etwas scharf, sodass Jeongguk nur mit einem kläglichen Nicken antwortete.
Vorsichtig legte Jimin Jeongguks Kopf wieder am Boden ab, erhob sich auf die Beine und schritt in das Schlafzimmer hinauf. Oben angekommen stopfte er eilig die restlichen Sachen in den Koffer, der nun gequält voll war. Mit Müh' und Not bekam Jimin ihn zu, hob ihn keuchend vom Bett und wollte das Zimmer schon verlassen, hätte sich nicht Hyuk in seinen Weg gestellt.»Hyuk, lass mich vorbei«, murmelte Jimin und wollte sich am Größeren vorbei drängeln, der jedoch geschickt Jimins Bewegungen Eins zu Eins nachahmte.
»Du hättest mich wirklich erschossen«, begann er mit rauer Stimme.
Seufzend ließ Jimin die Schultern sinken und raufte sich frustriert durch das verschwitzte Haar.
»Nein... Hätte ich nicht...«, hauchte Jimin mit zarter Stimme, zuckte aber zusammen, als Hyuk seine blutige Hand auf seiner Wange ablegte.»Warum willst du mich dann verlassen?«, fragte Hyuk.
Jimin schüttelte langsam den Kopf, wusste in diesem Moment nicht weiter.
»Weil ich von dir nie erwartet hätte, dass du mich verletzt«, antwortete Jimin leise und spürte Hyuks Daumen am linken Mundwinkel.
Vorsichtig hob er seinen Blick, löste ihn vor der bebenden Brust seines Gegenübers und sah zu ihm hoch.In diesem Moment, in dem Jimin das gebrochene Wesen von Hyuk in dessen tiefbraunen Augen sah, fühlte er sich wieder seinem ursprünglichen Verlobten nahe. Dem Mann, der ihm nie was schlechtes tat. Ihn liebte und verehrte. Der ihm jedes Mal ein Lächeln auf die Lippen zauberte, wenn er von der Arbeit kam. Jimin wusste tief im Inneren, dass Hyuks weiche Seite noch existierte, die aber durch diesen Tyrannen, dieses Monster ersetzte wurde.
Hyuk zog Jimin Widerwillen in eine Umarmung und bald darauf spürte der Jüngere die salzige Tränenflüssigkeit auf den Schultern. Er fühlte das unruhige Atmen, das verzweifelte Klammern seiner Finger und die Wärme, die ihn einst in Sicherheit wog.
»Ich kann nicht ohne dich leben... Ich liebe dich doch so sehr...«, flüsterte Hyuk und presste Jimin noch enger an seinen Oberkörper, sodass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen sie gepasst hätte.
»Dann hör auf mich zu lieben...«»Kann ich nicht«, entgegnete Hyuk sofort und seufzend löste sich Jimin aus der Umarmung, spürte das trockene Blut, das Hyuks Hand auf seiner Wange hinterließ.
»Es tut mir leid, dass ich es nicht schon früher beendet habe«, murmelte der Student wehmütig und sah den Schmerz in Hyuks Augen, der wie lichterlohes Feuer flammte.
Hyuk entfernte langsam seine Hände von Jimins Körper, der sofort wieder von einer unangenehmen Kälte umhüllt wurde.Schweigend nahm Jimin den Griff seines Koffers in die linke Hand und war schon bereit zu gehen, stoppte aber noch mal, als ihm wieder was einfiel. Mit ermüdetem Blick drehte er sich wieder zu Hyuk und sah zum Großen rauf.
»Bitte werde wieder zu dem tollen Menschen, der du warst. Ich weiß, dass tief in dir immer noch der Hyuk schlummert, den ich so sehr liebe.«Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, tippte Jimin sanft mit dem Zeigefinger auf Hyuks Brust. Genau auf die Stelle, an der sein Herz war. Hyuk sah ihn nur mit leerem Blick an und sprach nichts mehr. Jimin nahm den Griff erneut in die Hand und ließ Hyuk mit einem geflüsterten
»Es tut mir leid« stehen.
Sobald Jimin die Treppe erreichte, hörte er wie Hyuk vollends seelisch zusammenbrach.Jimin hatte es tatsächlich beendet. Dass sich dafür aber mit Jeongguk ein Theater anbahnen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...