Jimins Universitätsbesuch vom heutigen Tag hielt nicht lange an. Um genau zu sein, hatte er schon um 14 Uhr aus und wartete nun geduldig auf den Bus. Eigentlich hätte er Taehyung fragen können, ob er ihn heimfahren konnte, aber Jimins bester Freund hatte ja andere Sachen zum Erledigen. Zum Beispiel mit Hoseok und Yoongi vorglühen zu gehen. Jimin schüttelte grinsend den Kopf.
Typisch Taehyung., dachte er sich, während er im Rucksack nach seinem Handy und den dazu passenden Kopfhörern suchte.Da der Grillabend erst um 18 Uhr starten würde, hatte Jimin mehr als genügend Zeit sich schick zu machen. Natürlich würde er nicht im Anzug aufkreuzen, aber ein bisschen herrichten wollte er sich schon. Auch wenn es nur ein wenig Make-up oder dergleichen war. Träumend stöpselte er die Kopfhörer in die Ohren, öffnete seinen Musikplayer und wählte eines seiner Lieblingslieder. Selbst nach dem hundertsten Mal anhören, liebte er es noch genauso sehr wie am ersten Tag. Zudem verband er mit dem Lied sehr viele schöne Erinnerungen. Unter anderem auch welche mit Hyuk.
Bei dem Gedanken an seinen Partner sanken Jimins Mundwinkel ein wenig. Warum war Hyuk heute so komisch drauf? Normalerweise hätte er ihm sämtliche Ausgänge mit seinen Freunden untersagt, aber dieses Mal erlaubte er es Jimin. Zwar war es eine positive Nachricht, dennoch hatte sie einen ziemlich bitteren Beigeschmack.
Seufzend beobachtete Jimin das Treiben um sich, beäugte die anderen Studenten oder ein paar junge Schüler. Tatsächlich erkannte er ein paar Gesichter der jungen Leute wieder. Zwar sah er sie nur flüchtig in der Universität, aber manche von ihnen stachen einfach so extrem heraus, dass man sie schlecht nicht nicht bemerken konnte.
Zu den erwähnten Personen zählten auch der weißhaarige, stramme Mann, der sich gerade strahlend mit seinem Nebenmann unterhielt. Oder auch der Tätowierte mit den knallroten Haaren. Aber der weibliche Anteil hatte genauso auffällige Gestalten, wie die Frau mit den seidenglatten, blauen Haaren, die sich unter einer schwarzen Beanie verborgen. Jimin bemerkte, dass zwei Mädchen über ihn und seine intensive Beobachtung tuschelten. Seufzend senkte er den Blick auf seine kleinen Finger, unter anderem auch sein Ringfinger, der mit dem silbernen Verlobungsring geschmückt wurde.
Ehrlich gesagt wusste Jimin nicht einmal, ob Hyuk ihn tatsächlich heiraten wollte. Immerhin machte sein Partner den Antrag nach einem guten halben Jahr, was in den Augen Mancher fragwürdig war. Nichtsdestotrotz bejahte Jimin die damalige, alles entscheidende Frage. Zum Glück kam auch schon der Bus, sodass sich der Schwarzhaarige vor den eindringlichen, spöttischen Blicken der Frauen verstecken konnte.
Drinnen angekommen holte er sich schnell eine Fahrkarte, schritt quer durch den Bus und ließ sich neben einer älteren Dame nieder. Kurz schenkte er ihr ein freundliches Lächeln, widmete sich sogleich aber wieder seinem Handy und der Musik.
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Unsicher begutachtete sich Jimin im Spiegel. Sein Äußeres sah miserabel aus. Schminken war noch nie eine Sache, die er gut konnte. Hätte er mal seine größere Schwester um Hilfe gebeten. Seufzend umgriff Jimin den Rand des Waschbeckens. Jetzt war es zu spät, seine geliebte Schwester zu fragen. Gut. Das fatale Make-up war schon einmal fertig. Jetzt fehlte nur noch ein gutes Gewand. Mit schnellen Schritten spazierte Jimin zurück in das Schlafzimmer, stellte sich vor den weißen Kleiderschrank, öffnete diesen und begutachtete seine Kleidungsstücke.
Missmutig senkten sich seine Schultern. Auch wenn der Kasten mehr als nur voll war, fand er einfach nichts zum Anziehen. Genervt kramte er durch die zig Teile, fetzte ein paar heraus und schmiss sie unachtsam über die Schultern, sodass sie plump am Bett oder am Boden landeten.
»Ich hätte echt mal mit Taehyung ins Einkaufszentrum gehen sollen.«, murmelte Jimin vor sich hin.
»Zu altmodisch... Zu alt... Zu hässlich.«, flüsterte er und wählte als nächstes einen schwarzen Pullover.Mit dem Oberteil und einer dazu passenden, grauen Jean stellte sich Jimin vor den Spiegel – analysierte das Outfit. So schrecklich sah es gar nicht mal aus. Irgendwie, auf abstruse Art und Weise, schmeichelte es seinen dunklen Haaren und der hellen Haut. Zufrieden mit dem gewählten Gewand, schlüpfte Jimin auch schon hinein. Auf der Bettkante sitzend, zog er sich seine schönsten Schuhe an, die mittlerweile ein halbes Jahrzehnt im letzten Fach seiner Kommode vor sich hin rotteten.
Nachdem der Student schon mal das Gröbste anhatte, spazierte er zu einem schmalen, dennoch hohen Kasten und kramte in seinen Accessoires herum. Vielleicht fand er ja was ganz Schickes. Natürlich wollte er nicht wie der letzte Spießer aufkreuzen, aber trotzdem wollte Jimin ein wenig Aufmerksamkeit erregen. Wenn er schon die restliche Zeit für die meisten Leute nur Luft war, wollte er zumindest am heutigen Abend den ein oder anderen Studenten auf sich aufmerksam machen.
Jimins kleine Hände umschlossen die glänzende Kette aus echtem Silber, die mit einem Halbmond bestückt war. Sanft lächelnd musterte er das Schmuckstück. Er konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als seine Schwester ihm die Kette schenkte. Sie hatte ihr gesamtes Azubigehalt dafür verheizt. Jimin schimpfte damals mit ihr, freute sich insgeheim aber umso mehr. Seine große Schwester war schon immer ein Mensch, die ihr Geld lieber für ihre Familie ausgab, als es auf Partys oder bei zig Shopping-Trips zu verprassen – und dies schätzte Jimin schon immer an ihr.
Sein warmes Lächeln jedoch verschwand wieder. Was seine geliebte Schwester wohl in diesen Moment machte? Immerhin müsste sie ihre Lehre schon abgeschlossen haben. Jimins Augen leuchteten warm. Sie wurde bestimmt eine tolle Friseurin – da war er sich sicher. Und sein kleiner Bruder? Der war bestimmt im Schulstress und blödelte mit Sicherheit noch herum. Liebend gerne würde Jimin seine Familie wiedersehen.
Er hörte sie das letzte Mal vor dem Autounfall mit Jeongguk, aber gesehen hatte er sie vor fast vier Jahren, als er aus seinem trauten Heim auszog. Nicht einmal zu Weihnachten oder Silvester sah er sie. Innerlich hoffte der Schwarzhaarige, dass es Allen gut ging. Seufzend legte er die Kette an und begutachtete sich ein letztes Mal im Spiegel.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...