𝟎 𝟖 𝟑

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»Süßes, oder Saures!«, quietschten die Kinder und hielten der älteren Dame, die überrascht im Türrahmen stand, grinsend die Tüten unter die Nase

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»Süßes, oder Saures!«, quietschten die Kinder und hielten der älteren Dame, die überrascht im Türrahmen stand, grinsend die Tüten unter die Nase.

Jimin und sein Freund, Klopapier-Mann, standen direkt hinter den fünf Kindern und blickten die Rentnerin erwartungsvoll an. Die richtete ihre runde Brille am Nasenbein, drehte sich kurz um und übergab mit lautem Rascheln jedem kostümierten Kind ein paar Süßigkeiten, die sich brav verbeugten und schon zur danebenliegenden Tür stürmten, um ihr nächstes Opfer zu belästigten.

»Wow, die sind ja echt energiegeladen«, bemerkte Yugyeom, was Jimin mit einem abwesenden Nicken unterstrich.
Er war den ganzen Abend über schon auf seiner Depri-Schiene, die er auch mächtig raushängen ließ. So zu tun, als wäre in seinem Privatleben nie etwas passiert, erwies sich als nahezu unmöglich. Faszinierend. Bevor Jimin Jeongguk kennenlernte, konnte er die ganze Sache mit Hyuk problemlos vertuschen, und jetzt konnte er sich nicht einmal vor so einer Person wie Yugyeom zusammenreißen.

Bevor sich Jimin zu sehr in seine Gedankengänge vertiefen konnte, holte ihn das Trampeln der Kinder, das unangenehm laut im Treppenhaus hallte, wieder in die Gegenwart. Entgeistert kniff er sich in das Nasenbein, wurde im nächsten Moment aber auch schon von Yugyeom am linken Arm gepackt und mitgerissen. Weder die Berührung, noch die sonst so erfreute Stimme des Schwarzhaarigen mit den blauen Strähnen war sanft oder freundlich.

»Sag' mal... Was ist mit dir los? Du bist irgendwie... anders«, fragte Yugyeom ernst, als sie sich zurückfallen ließen und der Kindergruppe folgten, die schon zum nächsten Wohnblock stürmte und anklingelte.
Jimin schüttelte den Kopf, weigerte sich Auskunft über sein psychisches Wohlbefinden zu geben. Innerlich war ihm sehr wohl bewusst, dass sich sein Kollege nur Sorgen machte, aber er wollte echt kein Drama daraus machen. Stur wie Yugyeom aber war, ließ er nicht locker und durchlöcherte den Studenten mit Fragen.

Er trieb es an die Spitze, sodass Jimin endgültig der Kragen platzte.
»Man, ich hab' mich von Jeongguk getrennt! Bist du jetzt zufrieden?!«, schrie er Yugyeom an, der überrascht zusammenzuckte, ehe Wut seine ernste und dunkle Miene überschattete.
Noch im selben Herzschlag keimten Schuldgefühle im Studenten auf, der seufzend die Schultern hängen ließ und abseits stehen blieb, als die Kinder im Wohngebäude verschwanden.

»Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anschreien...«, murmelte er.
Sein Gehör vernahm ein Schnauben von Yugyeom, der sich ohne weitere Worte vom Schwarzhaarigen entfernte und seinen Schützlingen folgte.
Niedergeschlagen sank Jimin in die Hocke und ließ sich am Bordstein nieder. Das war schon das zweite Mal, dass er den unschuldigen Yugyeom anschrie. Langsam fühlte er sich bestimmt von Jimin verarscht, aber der konnte das vollkommen nachvollziehen.

Würde ihn jemand immer so anfauchen, wäre er genauso angefressen. Langsam hatte Jimin wirklich das Gefühl, dass er sich gegen alle auflehnte und daher so viele Messer in den Rücken bekam. War er wirklich so impulsiv? So unsympathisch? So unerträglich? Sarkastisch lachte der Mann auf, strich sich die Haarspangen mit den Katzenohren von den Haaren und legte sie neben sich ab. Als er noch mit Hyuk zusammen war, bekam er nie sein Maul auf und seit er seinen ehemals Verlobten verlassen hatte, spielte er sich wie Gott auf. Erbärmlich.

Jimin ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen fest zusammen, während die Kälte der Nacht in seine Gliedmaßen kroch. Er war angewidert, gar angeekelt von sich selbst. Von sich und seinem Verhalten. Vielleicht stieg ihm aber nur die ganze Sache mit Jeongguk und den anderen so sehr zu Kopf, dass er den Draht zur Realität verlor, sein Handeln bedingt wahrnahm. Dieses Gefühl, das in Jimins Körper kroch, nachdem er realisierte, was er seinen Mitmenschen gerade angetan hatte, war unerträglich. Es breitete sich in seiner Magengrube aus, stieg in seinen Rachen empor und löste in den Schläfen schreckliches Ziehen aus. Fühlte sich Hyuk damals gleich?

Jimin hatte sich doch fest vorgenommen, nie wie Hyuk zu werden. Kein Monster, kein Tyrann. Doch wenn er auf seine schweißgebadeten Handflächen starrte und die Gänsehaut auf den Armen spürte, erkannte er sich selbst nicht wieder. Er wollte seine Freunde nicht verlieren. Kunpimook, Yugyeom, Hoseok – sie alle wurden zu einem festen Bestandteil seines schwankenden Lebens, das gerade die riesigen Wellen des Verrates und Betruges überwältigen musste.

Er wollte nicht wieder alleine gelassen werden. Er wollte genauso wenig schwach sein. Der junge Mann hatte sich geschworen, nie wieder so gebrechlich und verletzlich zu sein, wie er es vor den unzähligen Monaten war. Der Student raufte sich kurz durch das Haar, setzte sich wieder die Katzenohren auf und erhob sich auf die Beine, die mittlerweile wieder ihre ursprüngliche Stärke zurückgewannen.

Seine schlanke Gestalt machte eine Halbumdrehung und mit funkelnden Augen beobachtete er seine Kindergruppe mitsamt Yugyeom, die mit reichlich Beute aus dem Gebäude rauskamen und nun wieder die Richtung zum Kinderheim einschlugen. Natürlich folgte Jimin ihnen wieder, würdigte Yugyeom aber keinen Blick. Der verhielt sich Eins zu Eins wie der kostümierte Kater.

Jimin hatte noch immer Hoseok und Yoongi, die ihm das bitterlich benötigte Rückgrat gaben, durch das er sich jetzt solche Aktionen erlauben konnte.

𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt