Jimin ignorierte den Fakt, dass Hyuk wahrscheinlich noch immer im Schlafzimmer am blanken Boden lag. Mit verheulten Augen schritt er so schnell ihn seine ermüdeten, kraftlosen Beine trugen die Treppen hinab und blieb kurz im Vorzimmer stehen. Er zog sich seine Lieblingsschuhe an, schmiss sich eine Jacke über und nahm sonst nur das nötigste mit, wie den Wohnungsschlüssel, Brieftasche und natürlich sein Handy. Mit einem letzten, wehmütigen Blick auf das Wohnzimmer hinter sich, verließ Jimin die Wohnung und schloss sie noch schnell ab.
Draußen angekommen wurde er sofort von der kühlen, erfrischenden Nachtluft des Spätsommers umhüllt. Während dicke Tränen seine Sicht einschränkten, schritt Jimin blindlings über den Gehweg. Er wusste nicht wohin es ihn verschlug, er hatte kein definiertes Ziel, das er ansteuerte. Der Student wollte in diesem Moment einfach nur eines und das war Distanz. Er wollte sich wenigstens für eine Nacht von seinem Verlobten distanzieren.
Vielleicht würde Hyuk dann wieder klar im Kopf werden? Ein selbstbemitleidendes Schnaufen entglitt Jimins blutigen Lippen. Hyuk würde sich nie wieder ins Positive ändern. Jeongguk hatte Recht mit seinen Worten, nur wollte es Jimin nie wahrhaben. Besser gesagt war er einfach zu blind. Blind vor Liebe und Naivität. Niedergeschlagen setzte er sich auf einer Parkbank nieder und ließ kraftlos den Kopf hängen. Seine verheulten Augen fixierten die Spitzen seiner Schuhe und ungewollt kamen erneut Tränen auf.
21 Jahre lang vergoss Jimin keine Träne - niemals. In der Beziehung war er vielleicht wirklich anders, als manch andere Kinder oder Jugendliche. Doch nach all den Jahren und diesen schrecklichen letzten Wochen tat es einfach nur gut, endlich alles rauszulassen. Das erstickte Wimmern, was er krampfhaft zu unterdrücken versuchte, wurde zu einem regelrechten Schluchzen und Heulen. Er spürte nur, wie sich sein Gesicht erhitzte und von Tränenflüssigkeit verklebt wurde.
Kleinlaut fluchend vergrub er das Gesicht in den Händen, spürte die Tränen und feuchten Haare an den Innenseiten. Was wurde nur aus Hyuk? Er war doch immer ein liebevoller Mensch - warum veränderte er sich so extrem ins Negative? Seufzend lehnte sich Jimin mit dem Rücken nach hinten und ließ mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken fallen. Schniefend wischte er sich immer wieder die aufkommenden Tränen hinfort.
Gott, fühlte er sich schwach. Bis dato gab es noch nie eine Situation, in der Jimin sich so verlassen und alleine fühlte, wie in diesem Moment. Frustriert raufte er sich immer wieder durch das feuchte, schwarze Haar und versuchte seine herum schwirrenden Gedanken einigermaßen zu sortieren - vergebens. Es herrschte ein absolutes Chaos.
»Jimin?«Die raue Stimme ließ den Angesprochenen die Augen öffnen, der Widerwillen sofort den besorgten Blick eines gewissen Herrn Jeongguks erwiderte.
»Oh mein Gott... Was ist passiert?«, fragte er etwas panisch, beugte sich zum Dunkelhaarigen hinab und musterte sein geschändetes Gesicht.
»Ah, fuck...«, rutschte es fluchend aus Jimin heraus, als Jeongguks warmer Finger sein pulsierendes Auge berührte.
»Entschuldige...«, murmelte der Rothaarige, umrahmte Jimins Gesicht und ließ seinen Daumen an die blutige Unterlippe des Älteren wandern.»Aish...«, zischte Jimin erneut und schenkte seinem Gegenüber einen warnenden Blick, der sich sofort tausendmal entschuldigte.
»War das-«
»Ich will nicht drüber reden«, schnitt Jimin Jeongguk das Wort ab und senkte demonstrativ seinen Kopf.
»Verstehe...«, nuschelte der Jüngere kleinlaut und setzte sich schweigend neben Jimin.
Die Arme der Zwei berührten sich sacht und eine Gänsehaut wanderte über Jimins Unterarme.»Was machst du überhaupt hier?«, fragte Jimin nach längerem Schweigen, starrte aber weiterhin leer auf den Boden.
»Als Hyuk mit dir so abgerauscht ist, hatte ich ein komisches Gefühl... Ich habe mir Sorgen gemacht.«
Jimin nickte verstehend und gab darauffolgend ein geschlagenes Seufzen von sich.
»Möchtest du vielleicht mit zu... mir?«
Aufgrund Jeongguks überraschendem Angebot weiteten sich die schmalen Augen des Schwarzkopfs kurz, ehe er ein stumpfes
»Ja« von sich gab.In diesem Moment wollte er einfach nur weg. Weg von seinem Zuhause und vor allem weg von Hyuk.
»Komm«, hauchte Jeongguk warm, hielt Jimin eine Hand hin, hievte ihn auf die schlotternden Beine und führte ihn die Straße entlang.─────
»Au, Au, AU!«, winselte Jimin wehleidig und schenkte seinem Gegenüber einen Blick, der töten konnte.
»Halt' doch endlich mal still!«, zischte Jeongguk zurück, nahm Jimins Kinn zwischen die Finger und tupfte den in Desinfektionsmittel getränkten Wattebausch über die Unterlippe des Verletzten.
»Man, das ist echt ein tiefer Cut...«, murmelte Jeongguk mehr zu sich selbst, als zu Jimin und leckte sich konzentriert über den eigenen Mund.Innerlich fluchend ließ Jimin die Tortur über sich ergehen. Jeongguk meinte es nur gut mit ihm. Sein Auge hatte er auch schon verarztet, wobei Jimin ihm aber beinahe die gesamte Wohnung zusammenschrie. Seit er aber die Schmerzmittel genommen hatte, spürte er die ganzen Wunden kaum noch.
»So. Fertig«, verkündete Jeongguk, klatschte in die Hände und begutachtete stolz sein Werk.
»Lust auf ein Glas Wein?«
»Gerne.«Während Jeongguk in der Küche verschwand, wartete Jimin geduldig im Wohnzimmer und sah sich um. Seine Augen stoppten an den eingerahmten Bildern, die ihren Platz auf dem Regal der Wohnzimmerwand hatten. Zu sehen waren schätzungsweise Jeongguks Eltern und vor ihnen zwei Jungs, die im frisch gemähten Gras knieten. Das war das erste Mal, dass Jimin Jeongguks großen Bruder sah. Jimin wandte sich ab und fixierte seinen Blick wieder auf Jeongguk, der mit zwei frisch gefüllten Weingläsern das Wohnzimmer betrat.
»Bitteschön«, meinte er schwach lächelnd und übergab Jimins eines der Gläser, der sofort seine Lippen am Rand platzierte und darauffolgend die alkoholische Flüssigkeit den Rachen runterfließen ließ.
Nach dem ersten Schluck ließ er sich neben dem Studenten nieder und überkreuzte die Beine übereinander, während seine freie Hand in seinem zerzausten Haar verschwand.Ein unangenehmes, fast schon peinliches Schweigen umschattete die Männer. Während Jimin leer auf sein Glas hinab starrte, summte Jeongguk eine unbestimmte Melodie und trommelte mit seinen Fingern auf den Oberschenkeln herum, die sich unter dem engen Stoff der Jean versteckten.
»Du hattest Recht«, murrte Jimin nach Längerem und unterbrach somit endlich diese erdrückende Stille.Jeongguk hob seinen Kopf wieder an, nur um Jimins blasse und geschändete Miene mit bemitleidenden Ausdruck zu erwidern. Langsam hob der Hellhaarige eine Hand, die er auf Jimins kühlen Nacken platzierte und zog noch im selben Moment den Schwarzhaarigen zu sich. Stirn an Stirn verharrten die Studenten in dieser Position. Jimins Herz klopfte wie verrückt. Er hielt die Augen geschlossen und spürte Jeongguks heißen Atem an der verarzteten Haut.
»Lass mich dir zeigen, wie es sich anfühlt, wirklich geliebt zu werden.«
Seid ihr eigentlich Team #GgukMin oder Team #MinHyuk?
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfic〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...