Jimin hatte das Treffen mit Hyuk noch immer nicht verdaut, auch wenn es schon wieder etwas zurück lag. Zudem hatte er noch niemanden davon erzählt, weshalb es noch schwer auf seinen Schultern lastete. Zum einem wollte er sich aussprechen, zum anderen aber wieder nicht. Es war für den Studenten, der sich jede Nacht in den Schlaf weinte und somit den angestauten Gefühlen freien Lauf ließ, schwer. Es war alles so verdammt kompliziert.
Was lief zwischen Jeongguk und Hyuk? Was war der Grund für die Lüge? Taehyung meinte, dass er dadurch die Trennung erreichen wollte, aber entsprach das auch der Wahrheit? Und was hatten Junghyun, Seokjin und Namjoon damit zu tun? Gott verdammt, Jimin war am Verzweifeln. Er wusste nicht mehr weiter. Vielleicht hatten Hyuk und Hoseok ja recht. Vielleicht sollte er mal wieder mit Jeongguk reden. Doch der Schmerz, der tief in Jimins bebenden Torso verankert war, bildete eine Barriere. Der Verstand war der Antagonist des Herzens. Das eine schrie und rief nach Jeongguk, wollte seine Liebe und seine Berührungen. Das andere schickte ihn in die Hölle.
Gähnend rieb sich Jimin mit den Händen über das Gesicht, nahm dann den Eimer mit Wasser in diese und stapfte Richtung Küche, um sie putzen zu gehen, wurde aber auf den Weg dahin aufgehalten. Der Schwarzhaarige lehnte im Türrahmen von einem Kinderzimmer und winkte Jimin zu sich, der mit fragender Mimik zu ihm schritt und den Eimer kurz am Boden abstellte.
»Yugyeom will mit dir reden. Er wartet im Garten«, erklärte Kunpimook und verschränkte die Arme vor der Brust, musterte Jimins Kehlkopf, der sein schweres Schlucken offenbarte.Die Aushilfe nickte verstehend, ließ das Arbeitsmaterial bei Kunpimook zurück und machte sich eilig auf den Weg. Beim Gehen bekam Jimin ein mulmiges Gefühl in der Bauchregion, das sich wortwörtlich in Übelkeit verwandelte. Mit der flachen Hand am Bauch schritt, beziehungsweise joggte, Jimin zum Hintereingang und ortete Yugyeom, der mit dem Rücken zu ihm gewandt auf der Terrasse wartete. Jimin öffnete vorsichtig die gläserne Tür und kündigte sich mit einem unwohlen Räuspern an.
Sogleich sich Jimin bemerkbar machte, hatte sich Yugyeom schon umgedreht. Seine Visage gab nicht viel von seiner Stimmung preis und auch seine Körperhaltung wirkte recht gleichgültig. Schweigend fuhr er sich mit der einen Hand durch das gesträhnte Haar und beäugte Jimin von oben bis unten, der wie paralysiert an Ort und Stelle stand und keinen Laut mehr aus sich herausbekam.
»Setz dich doch«, murmelte Yugyeom und deutete mit der flachen Hand zu einem der Gartenstühle.Mit einem knappen Nicken tat Jimin wie ihm gesagt wurde und musterte Yugyeom, der unruhig auf und ab schritt. Nach wenigen Minuten, die sich für Jimin wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, holte sein Kollege Luft und begann zu sprechen.
»Ich habe gehört, dass Minhyuk unser Adoptivkind werden will.«
Jimin nickte bestätigend und ließ die schmalen Augen über Yugyeoms steife Statur schweifen, der mittlerweile endlich stehen blieb und den kühnen Blick des Schwarzhaarigen entgegnete.Jimin wusste nicht, wie er antworten sollte, da er sich nicht sicher war, ob Kunpimook schon erzählt hatte, dass Jimin derjenige war, der die Sache ins Rollen gebracht hatte.
»Das freut mich zu hören«, lautete seine simple Antwort, für die er sich gerne selbst geohrfeigt hätte.
Yugyeom lachte kurz, ehe er sich durch das schwarzblaue Haar fuhr.
»Du warst derjenige, der BamBam endlich dazu überreden konnte, oder?«Jimin nickte erneut, senkte den Blick auf seine mittlerweile ineinander gefalteten Hände und traute sich nicht Yugyeoms starren Blick zu entgegnen. Überrascht zuckte der Student zusammen, als er eine Hand auf der rechten Schulter spürte. Noch im selben Atemzug hob er den Kopf, um in Yugyeoms warme Augen sehen zu können. Ein kurzes
»Danke« huschte über seine Lippen.»Ich hab das für Minhyuk gemacht. Außerdem wollte ich mich nochmal entschuldigen. Es war falsch von mir, dich so anzuschreien. Du hast es ja nur gut gemeint, aber in dem Moment war ich einfach nur wütend und frustriert«, ratterte Jimin runter und ließ seinen Schuldgefühlen freien Lauf.
Yugyeom wirkte überrascht, nahm Jimins Entschuldigung aber an, was den Studenten erleichtert ausatmen ließ.
»Freunde?«, fragte Jimin nach.
»Freunde.«─────
»Hoseok?«, rief Jimin fragend, als er gerade aus dem Vorzimmer, in dem er sich ausgezogen hatte, kam.
Seine schmalen Augen entdeckten Dawon, die gemeinsam mit zwei Freundinnen auf der Couch im Wohnzimmer saß und sich prächtig mit ihnen unterhielt. Als ihre Ohren Jimin hörten, löste sie ihre Aufmerksamkeit von der Rothaarigen, die neben ihr saß und sah über die Schulter zum Schwarzhaarigen zurück.
»Er ist auf dem Balkon und telefoniert gerade«, erklärte sie und dankend verbeugte sich Jimin kurz, ehe er an den drei Frauen vorbeischritt und sich zu Hoseok gesellte, der genau in diesem Moment sein Telefonat beendete.Der Schwarzhaarige stellte sich zum Außengerüst, ließ die Unterarme auf dem kalten Metall ruhen und den Blick über den Vorhof der Wohnblöcke schweifen. Er wollte Hoseok unbedingt von dem Treffen mit Hyuk erzählen, das ihn nun schon seit mehreren Tagen belastete und da der Ältere aktuell seine einzige Bezugsperson war, wollte er ihn endlich davon in Kenntnis setzten, doch bevor Jimin auch nur den Namen seines Freundes aussprechen konnte, packte der ihn an den Schultern und schüttelte Jimin energisch hin und her.
»Jimin! Jimin!«, rief er breit grinsend und mit glänzenden Augen, die nun wie die Sterne am Himmel funkelten.
»Was ist denn?«, fragte der Angesprochene lediglich und schüttelte Hoseoks Griffel von sich.
»Rate mal wer morgen ein Date hat! Richtig! Ich!«, posaunte der Rotschopf und klatschte begeistert in die Hände, was Jimin nur mit irritierter Miene und schräger Kopflage beantwortete.
Sogleich sich Hoseoks Euphorie linderte, überschattete ein besorgter Ausdruck sein schmales Gesicht.»Jimin... Wenn ich mich mit einer gewissen Person verabrede, bist du nicht sauer, oder?«, fragte der Ältere betrübt und sah Jimin abwartend an, der zuerst nicht wusste, auf was Hoseok hinauswollte.
Nach nur wenigen Sekunden realisierte er, dass sein Gegenüber bestimmt von Seokjin sprach – anderes hätte auch keinen Sinn gemacht, da Hoseok dem Blonden vollkommen verfallen war.
»Ist es Jin?«, fragte er, verschränkte die Arme vor der Brust und symbolisierte somit ein falsches Gefühl seiner Meinung, was er wiederum in den unsicheren Augen von Hoseok bemerkte, sodass er die Arme sogleich wieder runternahm.Hoseok antwortete nicht mit Worten, sondern presste die spröden Lippen aufeinander und nickte mit leicht gesenktem Blick.
»Nein. Warum sollte es mich stören?«
Sogleich diese Worte über Jimins Lippen rollten, riss Hoseok den Kopf in die Höhe und weitete die braunen Augen.
»Es stört dich echt nicht?«, fragte der Rothaarige verblüfft nach.
Jimin bestätigte die Frage mit einem erneuten Kopfnicken, spürte darauffolgend nur Hoseoks schmale Arme, die sich an seinen Oberkörper schmiegten.»Ich dachte schon, dass du mich zur Schnecke machst«, lachte der Rotschopf, als er seine Umarmung löste und sich verlegen am Genick kratzte.
»Weil du ja nicht so gut auf Jin anzusprechen bist«, fügte er noch hinzu und versuchte seine Freude runterzuspielen.
Jimin schnaubte amüsiert und legte die eine Hand auf Hoseoks Schulter.
»Wirklich nicht. So lange du glücklich wirst...«
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...