»Das ist ein Witz, oder?«
Jimins schmale Augen blitzten etwas wütend auf, doch Hyuk hob nur entschuldigend die Hände.
»Ich kann nichts dafür, Jimin.«, meinte er gelassen und wollte die Diskussion, die nicht einmal richtig startete, mit einem gleichgültigen Schulterzucken beenden.
Doch Jimin blieb mal wieder stur, stellte sich dem Größeren regelrecht vor die Füße und hob herausfordernd den Kopf.»Du kannst nicht einfach für einen Monat ins Ausland! Was soll ich dann machen?«
Hyuks Miene wurde schlagartig dunkler und misstrauisch hob er die linke Augenbraue, sodass sein sorgfältig rasierter Cut zum Vorschein kam.
»Es geht nicht immer um dich. Ich muss es machen.«
Die eisige Kälte in seiner rauen Stimme bescherte Jimin eine Gänsehaut am gesamten Leibe und er musste sich echt zusammen reißen, Hyuk nicht an die Gurgel zu gehen.Konnte man es dem Schwarzhaarigen übel nehmen? Seit vier Jahren klebte er tagein-tagaus an Hyuks Seite und war nicht länger als die regulären Arbeitsstunden von ihm getrennt – wie sollte er einen ganzen Monat ohne ihn überleben? Wie sollte Jimin außerdem die Miete für besagten Monat zahlen? Er hatte nie seine Lehre beendet und das ganze Geld, was ihm seine Eltern monatlich überwiesen, ging für Lebensmittel und das Studium drauf!
Und bis nächste Woche konnte er bestimmt keinen halbherzigen Teilzeit-Job auftreiben, der ihn mit einem Hungerslohn versorgte. Hyuk musste echt mal über den Tellerrand denken!
»Wie soll ich die Miete zahlen?«, sprach er seine Gedanken aus und stemmte die Hände in die Hüften.
»Dir wird schon was einfallen.«, meinte Hyuk trocken und schob sich an Jimin vorbei.Doch Jimin hatte andere Pläne und stellte sich dem Älteren auf ein erneutes in den Weg.
»Was wird das?«
»Nach was sieht es aus? Wir diskutieren das jetzt aus. Ich will nicht, dass du gehst!«
Hyuk verdrehte die Augen und gab ein genervtes Schnaufen von sich, was Jimin heiß werden ließ. Wütend zog er die Augenbrauen zusammen und tippte seinem Partner fordernd gegen die Brust.»Dir. Geht. Es. Nicht. Gut. Deshalb bleibst du auch Zuhause!«, meinte Jimin herrisch.
Hyuk schnaubte wieder und hatte überhaupt keine Lust auf jegliche Diskussion mit den Jüngeren. Normalerweise diskutierten die Zwei sofort, manchmal sogar stundenlang – warum zog Hyuk nun den Schwanz ein? Das war total ungewohnt von ihm. Bevor sich Jimin aber weiter mit seinen aufgekommenen Fragezeichen beschäftigen konnte, kam ihm eine andere Frage in den Sinn.»Wer war jetzt eigentlich dieser Typ?«, platzte es giftig aus ihm.
Hyuks Augen verengten sich sofort und genervt ballte sich seine Hand zu einer Faust. Da er aber selbst bemerkte, dass seine Aggressionsprobleme beinahe die Überhand gewannen, fuhr er sich einfach durch das dunkle Haar und versuchte sich somit etwas zu beruhigen.
»Warum willst du das wissen?«
»Weil ich es wissen will!«
»Aha.«, meinte der Ältere stumpf und schien zu überlegen, während sich seine Blicke wie Messer in Jimin bohrten.Jimin hingegen ließ nicht locker und brummte sich den Polizisten immer mehr auf. Er wollte einfach Gewissheit haben! War das Zuviel verlangt? Hyuk sollte weder Geheimnisse vor ihm hegen, noch ins Ausland abhauen. Jimins eifersüchtiger Blick brannte sich in Hyuks genervte Miene, sodass er letztendlich einknickte und
»Er ist nur ein Kollege.« sprach.»Warum hast du mir aber nie von irgendeinem Kollegen erzählt? Ich dachte, dass du alle auf deiner Wache hasst!«, meinte Jimin und gestikulierte wild mit den Händen.
Er verstand einfach nicht mehr, was mit Hyuk los war. Vor wenigen Monaten war alles so unkompliziert, so einfach und nun? Jetzt kam alles auf einen Schlag. Wie ein gefährlicher Fluss, der jahrelang von einem Damm zurückgehalten wurde und nun alles mit sich riss. Alles an der Situation überrumpelte Jimin, sodass er letztendlich auf die Knie sank und geschlagen das Gesicht in den Händen versteckte.Er weinte nicht, dennoch lagen die Besorgnis und Angst vor Hyuks mysteriösen Handlungen wie eine Last auf seinen Schultern, sodass er nicht mal mehr genug Kraft zum Stehen hatte. Hyuk seufzte laut und setzte sich im Schneidersitz neben Jimin nieder. Vorsichtig legte er den linken Arm um die zarten Schultern des Schwarzhaarigen und drückte ihn vorsichtig an sich. Wimmernd schlangen sich Jimins Arme um den bebenden Brustkorb des Älteren.
Lange hielt die Stille aber nicht an, da Hyuk immer wieder hustete.
»Du solltest dir echt was für deinen Husten holen. Oder einfach mit dem Rauchen aufhören.«, murmelte Jimin, der mittlerweile seine Hände runter nahm und die Rechte auf Hyuks linken Oberschenkel platzierte.
Hyuks Antwort war nicht nur hirnrissig, sondern auch total unangebracht. Mit den Worten
»Gute Idee. Ich geh eine rauchen.« stand er auf und verschwand auf dem Balkon.Jimin wusste nicht einmal wie viel Uhr es war. Auf jeden Fall war es recht spät, da der Vollmond schon lange am Nachthimmel weilte und den Balkon in ein silbernes Licht tränkte. Seufzend erhob sich Jimin auf die schwachen Beine und näherte sich seinem Verlobten, dessen Ellenbogen am Außengerüst des Balkons ruhten. Zwischen den Fingerspitzen hielt er die Zigarette, deren orangenes Licht sein müdes Gesicht in einen warmen Farbton hüllte.
Immer wieder verbanden sich seine roten Lippen mit dem braunen Filter, ehe seine Gestalt vom toxischen Rauch umhüllt wurde. Jimin lehnte sich mit den Rücken an die gläserne Balkontür hinter sich und musterte Hyuk. Oft machte der Zigarettenrauch den Eindruck, als wäre er Hyuks Schutzwall. Eine graue Rauchschwade, die Jimins Verlobten vollkommen abschottete – eine Barrikade zwischen ihnen bildete.
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»Hyuk. Ich bitte dich. Ich möchte wirklich nicht, dass du gehst.«, meinte Jimin nach Längerem.
Mittlerweile hatte er sich wieder beruhigt, was sich auch in seiner zitternden Stimme widerspiegelte. Da Hyuk keine Ansätze dazu machte, nach seiner Zigarette wieder die Wohnung zu betreten, setzte sich Jimin auf die kleine Gartengarnitur. Seine Augen ruhten immer noch auf Hyuk, den er nun von der Seite begutachtete.Wie erwartet zündete er sich eine zweite an. Aus Zwei wurden Drei. Dann Vier. Dann Fünf und dann die halbe Schachtel. Es waren einige Minuten vergangen, vielleicht sogar Stunden. Stunden, in denen Jimin schweigend Hyuk und den Vollmond betrachtete. Stunden, in denen Hyuk nicht auf Jimins Frage antwortete. Irgendwann war Hyuk bei der letzten Zigarette angelangt. Mit müden Augen zerknüllte er die Schachtel und ließ sie im kleinen Mülleimer versinken.
Das Klicken des Feuerzeuges ertönte ein x-tes Mal und schon wieder versteckte sich Hyuk im fahlen Rauchschleier. Jimin hatte die Augen geschlossen und drohte schon dahin zu dösen, doch Hyuks Stimme ließ ihn mehrmals blinzeln. Zuerst glaubte der Student sich nur verhört zu haben, doch sein Gegenüber sprach weiter.
»Hör auf dir Sorgen zu machen. Ich hatte nur eine Erkältung und bisschen Fieber. Kein Grund, so ein Drama zu schieben. Außerdem muss ich den Auslandsdienst machen. Ein Monat ist nicht so lange.«
Ein letztes Mal pustete er den Rauch durch die Nase, tötete die Zigarette am Geländer aus und schnippte den übrig gebliebenen Stummel über den Balkon. Ohne Jimin noch einen Blick zu würdigen, verschwand er im Inneren.
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𝐊𝐀𝐋𝐎𝐏𝐒𝐈𝐀 ✔
Fanfiction〉 ein Drama, das von Park Jimin, Kim Hyuk und Jeon Jeongguk handelt, die sich desaströsen und drastischen Wendungen stellen müssen. Der erste ist ein Opfer häuslicher Gewalt, der zweite der Verlobte und Schuldtragende und der dritte einer, der durch...