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Die erste Stunde Mathe zog sich zäh.
Kim hatte mich seit dem Beginn des Unterrichts tapfer ausgeblendet. Ich fühlte mich irgendwie so scheiße. Wieso muss denn zurzeit jeder streiten?
"Marleen Funke!", das energische sagen meines Namens riss mich aus den Gedanken. Mein Kopf, der bis jetzt die Stütze durch meine Hand genossen hatte hob sich schnell und ich sah den Lehrer an, der mich angesprochen hatte. Die ganze Klasse sah zu mir. Das war so unangenehm. Außerdem sah ich durch das schnelle Heben meines Kopfes jetzt auch noch schwarze Punkte. Da fängt ja gut an.
"Ist die Dame jetzt auch anwesend oder möchte sie weiterschlafen.", säuselte die Lehrkraft in einem komischen Ton.
Am liebsten würde ich tatsächlich weiterschlafen. Oder einfach wieder still in meinen Gedanken abschweifen, aber das ist leider nicht möglich.
"Bin anwesend", murmelte ich in einer unsicheren Stimme. Die Blicke der anderen ruhten unaufhörlich auf mir. Wenigstens lachte keiner.
"Wunderbar. Dann Buch aufschlagen und Seite 60 Kapitel drei vorlesen", wies der Mathelehrer an und konfrontierte mich mit einem sehr erwartungsvollen Blick. Da ich daa Buch noch nichtmal draußen liegen hatte musste ich Misslicher weise erstmal in meinem Schulrucksack danach kramen, was wieder ein genervten stöhnen aus der Richtung des Beamten kommen ließ.
Verdammt, das kann jetzt nicht sein oder? Ich konnte das Buch einfach nicht finden. Kurz dachte ich nach und kam tatsächlich auf den Schluss, dass das Mathebuch wahrscheinlich noch auf meinem Schreibtisch lag. Kann diese Situation eigentlich noch schlimmer werden?
Ja, kann sie, denn diese lästigen Punkte vermischten sich jetzt auch noch mit Schwindel.
"Wird's bald?", kam es wieder von dem Lehrer. Muss der eigentlich so auf mir rumhacken? Das ganze Zuhause und mit Kim war schon genug, da brauch der jetzt nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen. "Ich hab das Buch daheim vergessen", beichtete ich letztendlich mit leicht zitternder Stimme. Mir ging es einfach scheiße, physisch und psychisch. Mir wäre es einfach lieb, wenn er mit seinem Unterricht weitermachen würde und mich in Ruhe lässt.
"Das ist ja Mal wieder typisch für die Madame. Ich werde nachher mal bei euch anrufen, das kann ja so nicht weiter gehen. Theo, liest du bitte.", flüssiger Übergang von meiner Todesnachricht zu seinem Drecksunterricht. Jetzt ist es sowieso egal. Den Kopf in meinen Armen vergraben lag ich auf dem Tisch und starrte zum Fenster hinaus auf den Schulhof.
Einer dieser Tage. Die Klingel, die die erste Stunde beendete riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte meinen Entschluss gefällt. Für heute bin ich raus hier. In Rekordgeschwindigkeit packte ich die Sachen, die auf dem Tisch lagen ein, nahm meinem Rucksack und verließ den Raum. Die Blicke der anderen waren deutlich verwirrt, aber das war mir relativ egal. In der selben schnellen Geschwindigkeit lief ich durch da Gebäude und wenig später auch über den Schulhof. Ein genaues Ziel hatte ich mir nicht ausgesucht, sollte ich aber vielleicht mal machen, den Dortmund war eine Großstadt. Es fällt auf, wenn ein Schüler um diese Zeit hier ziellos herum irrt. Theoretisch könnte ich auch einfach nach Hause gehen. Papa hat Schicht und Mama eigentlich auch. Also gibt es nichts ,was dagegen spricht.

Nach ein paar Minuten laufen, war ich auch schon wieder in meiner Straße angekommen, früher als ich eigentlich gedacht hatte. Zum Glück hatte ich Recht gehabt und es stand mein Auto in der Einfahrt, so dass ich mit ruhigem Gewissen das haus betreten kann.
Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte, konnte ich den Motor eines Fahrzeugs wahrnehmen. Für einen kurzen Moment blieb mir fast das Herz stehen. Was wenn das jetzt Mama oder Papa sind? Ich wär so am Arsch. Mit einem kurzen Blick nach hinten konnte ich mich aber beruhigen. Es war lediglich das gelbe Postauto, welches vor unserem haus gehalten hat. Erleichtert atmete ich aus und wartete auf den Postboten, dieser hatte mir sofort angedeutet, dass er etwas für uns hat. "Danke", meinte ich knapp und verschwand dann im Haus. Meinen Rucksack ließ ich wieder neben dem Schuhregal fallen. Bevor ich aber dazu kam meine Schuhe auszuziehen fiel mein Blick auf den Brief. Adressiert an Phil Funke. "Rettungsdienst Köln?", Flüsterte ich leise, nachdem ich den Absender entdeckt hatte. Wieso bekommt er einen Brief aus Köln? Da ich mir, so sehr ich es probierte, keinen Reim daraus machen konnte, entschied ich mich den Brief eigenhändig zu öffnen. Papa würde es mir sowieso nicht sagen, falls ich Fragen würde. Ich weiß, Briefgeheimnis wird hier nicht wirklich eingehalten, aber das war mir in diesem Moment relativ egal.
Mit gemischten Gefühlen begann ich das Dokument durchzulesen. Gegen Ende klappte mir beinahe die Kinnlade nach unten. Das kann jetzt nicht sein Ernst sein oder? Fassungslos starrte ich auf das geschriebene. Sonderlich lange konnte ich das jedoch nicht tun, denn im nächsten Moment hörte ich, wie jemand die Tür von außen aufschloß. Verdammt.

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Wer wird das wohl sein?:))

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt