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"Die Wohnungspreise sind aber echt teuer hier in Köln", war das erste was ich hörte, als ich die Küche betrat. Nach dem Erlebnis heute morgen hab ich den ganzen Vormittag geschlafen. Bis eben halt, denn Papa hat mich zum Essen gerufen.
Das Gespräch von eben verstummte und die Köpfe drehten sich zu mir.
Wenn die Wohnungen hier so teuer sind, wieso sind wir dann nach Köln gegangen? Klar wegen deinem Beruf, aber den hätte er auch in jeder anderen beliebigen Stadt Deutschlands ausüben können. Am liebsten wäre mir da immernoch Dortmund gewesen. Ich verstehe es einfach immernoch nicht. "Na? Alles wieder gut?", begrüßte mich Franco. Ich nickte nur. Mein Körper ist nicht gut im Umgang mit Stress Situationen. Gähnend setzte ich mich auf den Stuhl neben Papa, der mich direkt grinsend ansah. Von den mehreren Stunden Extraschlaf war ich irgendwie noch müder geworden, als ich sowieso schon gewesen bin. "Wieso bleibt ihr denn nicht einfach hier?", schlug Alex in Form einer Frage vor und betrachtete Papa und mich mit erhobenen Augenbrauen.
Mit wild fremden Menschen in einer WG. Alles lieber, als das. Mit der Idee von der Idee von der Wohnung hätte ich mich anfreunden können, aber das?
Den vorsichtigen Blick zu Papa bereute ich kurz darauf schon wieder. Er schien wirklich darüber nachzudenken. Na danke auch. Meine Meinung ist anscheinend nur überbewertet. Weitere Gespräche während des Essens blendete ich so gut es ging aus. Zwar konnte ich schon raushören, dass es um das Thema ging, aber Lust etwas darüber zu wissen hatte ich jetzt absolut nicht. Erst, als mich Papa an der Seite anstupste, wurde ich wieder aus meinen Gedanken geholt. Hat er mich irgendwas gefragt? Die Blicke der anderen drei lagen nämlich auch schon wieder auf mir. "Hast du nicht zugehört?", Wollte Papa wissen. Tolle Frage. Er sieht doch, dass das nicht der Fall ist. Ich schüttelte den Kopf:"Was ist denn?" Anstatt einer mich mal aufklärt was sie denn hier von mir wollen. "Was hältst du denn von der Idee, dass wir hier bleiben?"
Ich hatte Angst davor, so mit dieser Frage konfrontiert zu werden. Immerhin will ich auch nicht unhöflich sein, wenn ich jetzt sage, dass ich das nich will.
"Mir egal", eine Aussage die von vorne und hinten nicht stimmt, aber die Wahrheit sagt ich ganz bestimmt nicht.
Wenn ich ernsthaft antworten würde, würde ich sagen dass ich zurück nach Dortmund will. Obwohl das auch nicht sonderlich ernsthaft ist, da es einfach nicht möglich ist. "Sicher?", vergewisserte sich Papa skeptisch. Manchmal habe ich echt das Gefühl, dass er in mich reinschauen kann, denn meines Erachtens bin ich zumindest jetzt nichtmal so auffällig. Aber wenn ich so an ihn denke, dann merk ich einfach, dass er sich hier wohl fühlt. Immerhin ist er jetzt bei seinen Freunden. Ich bin ja auch glücklich, wenn ich bei Kim bin. Wer weiß, inwiefern das anders wäre, wenn wir wieder alleine sind. Ich will einfach, dass er glücklich ist.
"Wenn du nicht willst dann kannst du das auch sagen. Ist ja nicht schlimm", redete er weiter auf mich ein.
"Nene, passt schon.", meinte ich, möglichst glaubwürdig und legte mein Besteck auf meinen Teller. Ein bisschen mehr sozialer Kontakt ist ja theoretisch garnicht so schlecht. Eventuell fällt es ja auch mir dadurch ein bisschen einfacher. Nur mit Papa würde ich mich, so wie ich mich kenne, komplett zurückziehen.
Nachdem wir beide gegessen hatten, kam der Vorschlag von Papa nochmal gemeinsam einen kleinen Spaziergang durch Köln zu machen. Sonderlich begeistert davon war ich nicht. Der erste Eindruck heute morgen hat mir schon gereicht von dieser Stadt.
"Marleen, bitte. Du kannst dich doch jetzt nicht für immer deswegen verkriechen.", widersprach er mir, nachdem ich ihm mein Problem gebeichtet hatte. Na danke auch für die Unterstützung. Ich dachte einmal ich kann damit zu ihm kommen, weil er mich vielleicht versteht aber das ist ja dann wohl nicht der Fall.
"Doch kann ich", motzte ich zurück und marschierte die Treppen nach oben in mein, zukünftiges Zimmer. Dort ließ ich mich auf das Bett fallen und starrte Löcher in die Decke. Mir entging dabei auch nicht, dass meine Sicht wieder verschwommener wurde. Wieso bin ich denn zurzeit eigentlich so emotional? Ich war doch früher nicht so. Na gut, damals hatte ich halt meine Wutausbrüche nach Streits oder ähnlichem, aber wenn ich ehrlich bin, dann wäre mir das lieber, als immer gleich zu weinen. Weinen bedeutet schwach zu sein. Und ich will nicht schwach sein.

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Ein Freund meiner Cousine hat immer gesagt, wenn man weint wird man stärker.
(Sinnloser Fakt: Check)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt