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Motiviert sprang ich aus dem Bett und suchte mir Sachen zum anziehen aus dem Koffer. Heute ist endlich das erste Training in Köln. Mit Levin habe ich nochmal geschrieben und er hat schon mit dem Trainer gesprochen. Zum Glück hat dieser kein Problem damit, wenn ich dazu komme. Das einzige Hinderniss, welches mir bis jetzt noch im Weg steht, ist Papa. Mit ihm hab ich noch nicht darüber gesprochen. Zwar bin ich wieder gesund und außer die Angst vor dem alleinigen rausgehen und die Hämatome ist nichts mehr übrig geblieben, aber ich hab trotzdem irgendwie das Gefühl, dass er davon nicht begeistert sein wird. Naja, wenn man es nicht probiert, wird man nie erfahren, was rauskommen wird. Und so enden wir Levin will ich auch nicht. Ab und zu verletzt man sich eben beim Boxen und hat ein paar Kratzer oder sonst was. Ich will mir Papa und meine Mitbewohner garnicht vorstellen, wenn ich so nach Hause kommen würde ohne dass sie wüssten woher das kommt. Da bin ich auf der sicheren Seite, wenn alle Bescheid wissen.

Aber erstmal werde ich was frühstücken, denn ohne Mampf kein Kampf. Papa hat erst heute Abend Schicht. Perfekt vereinbar mit den Trainingszeiten, so könnte er mich sogar hinfahren.
Da er aber heute ausschlafen wollte und die anderen bis auf Alex Dienst hatten, war ich vorerst alleine in der Küche, wo ich einen Zettel von dem Notarzt vorfand, in dem Stand, dass er einkaufen ist. Faszinierend diese Leute, die so früh morgens schon die Motivation haben irgendwo hinzugehen. Alleine. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sich das ganze zu einer kleinen Angststörung entwickelt, was nicht so toll wäre. Aber was ist denn so schlimm daran, alleine nicht raus zu wollen? Ich persönlich finde meine Argumente sehr überzeugend und verständlich. Mit jemand anderem hab ich darüber zwar noch nicht geredet, aber ich vermute, dass die anderer Meinung wären. Immerhin kann sich niemand wirklich in meine Situation rein-versetzen. Trotzdem versuchen ich diese Stadt so gut es geht zu akzeptieren. Zwar ist mein größter Wunsch immernoch nach Dortmund zurückzukehren und wieder eine glückliche Familie zu sein, aber mir wird immer mehr klar, dass dies einfach nicht mehr so sein kann. Das Schicksal wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Alles passiert, wie es passieren muss. Eines meiner Mottos. Ich denke man muss die Sachen so akzeptieren, wie sie sind. Ändern kann, vor allem ich, nichts mehr daran. Nachdem ich mein Nutella-Brot gegessen hatte und das Geschirr in der Spülmaschine hab verschwinden lassen ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Heute funktionierte alles viel motivierter und besser, als es bei den vorherigen Tagen der Fall war. Liegt daran, dass ich mich so auf heute abend freue. Den Gedanken, des möglichen Widerspruchs verdrängte ich bewusst. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann werde ich das auch durchziehen. Und genau das werde ich Papa auch so sagen.

"Duu Papa?", begrüßte ich meinen Vater, während seines Frühstücks. Fragend sah er zu mir und zog die Augenbrauen zusammen. "Du kriegst kein Geld", meinte er schmunzelnd und widmete sich wieder der Zeitung zu. Auch so eine typische Aussage. Ich will ja auch kein Geld. Naja aber indirekt. "Ich hab da einen Verein gefunden und heute Abend wär das erste Training. Kann ich hin?", fragte ich und sah ihn mit einem bettelnden Blick an.
"Wann, wo und bei wem?", konfrontierte mich direkt die Gegenfrage. Es ist echt eine Art von Selbstbeherrschung nicht gleich wieder die Augen zu verdrehen und genervt auf zu stöhnen. Während ich die Karte aus meiner Tasche zog, hörte ich, wie jemand die Hausstür aufschloss. Anscheinend kam Alex gerade vom Einkaufen zurück. Papa wiederum musterte die Karte in seiner Hand skeptisch. Das komische Gefühl von vorhin breitete sich wieder in mir aus.
"Morgen", begrüßte uns Alex, der mir mehreren Tüten im Arm die Küche betrat und diese sogleich abstellte, um sich zu uns an den Tisch zu setzen. Es scheint, als wäre es ein anstrengender Einkauf gewesen. Nach einem kurzen Smalltalk mit seinem Kollegen widmete sich mein Vater wieder mir zu:"Wieso genau dahin? Und woher hast du eigentlich die Karte?"
Mit so vielen Fragen hab ich nicht gerechnet. Ich hätte mich vielleicht doch besser darauf vorbereiten sollen. Wie soll ich es ihm denn möglichst wahrheitsgemäß erklären und ebenfalls noch geheim halten, dass Levin das auch macht. Immerhin ist sein Vater auf der gleichen Wache wie Alex und Papa. Es gibt keine Garantie, dass die sich nicht verplappern. Ich hab Levin versprochen, dass ich's niemandem sagen werde und ich halte meine Versprechen.
"Leen?", holte mich Papa wieder in die Realität zurück. Ich war wohl ziemlich in Gedanken gewesen, was zu meinem Glück wahrscheinlich richtig auffällig war. Ich schätze ich muss spätestens jetzt die Wahrheit sagen. "Aber ihr dürft das nicht weitersagen", mein Blick streifte Alex und Papa, die dadurch relativ verwirrt aussahen, "Die Karte ist von Levin, er ist seit Jahren dem Verein. Aber seine Eltern dürfen das nicht erfahren"
Das Fragezeichen aus den Gesichtern löste sich, eine Reaktion kam aber vorerst nicht. Ob das jetzt was gutes oder schlechtes heißt kann ich nicht einschätzen. "Na gut. Sofern Oli nicht fragt werden wir auch nichts sagen oder?" Papa sah zu Alex, welcher nickte. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich weiß nicht, wie Levin reagieren würde, wenn sein Vater das durch mich herausfindet und ehrlich gesagt will ich's auch garnicht wissen.
"Gut, soll ich dich hinfahren?", stellte er die erlösende Frage. Glücklich nickte ich und umarmte ihn. Ich hatte es geschafft.
Schon fast hyperaktiv, vor Freude, teilte ich ihm die Zeiten mit und verschwand dann oben in meinem Zimmer, um schonmal die Sporttasche zu packen. Immerhin eine Sache läuft glatt. Hoffentlich bleibt das auch so.

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Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich so ein unspannendes Kapitel auf 950 Wörter Strecken konnte...

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt