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Vorsichtig schloß ich die Tür hinter mir und machte Muffin von der Leine los, der natürlich direkt in die Küche tapste. Gestern Abend wurde ich ja darum gebeten leise zu sein, denn außer Robin, der Nachtschicht hat, und mir sind diesen morgen alle noch am schlafen. Wie gerne ich jetzt auch noch im Bett liegen würde, anstatt in wenigen Minuten schon zum Bus zu sprinten. Apropos Bus viel Zeit hab ich übrigens nicht mehr fürs Frühstück. Nach einer kurzen Verabschiedung von Muffin mit dem brot noch in der Hand machte ich mich essend auf den Weg zur Bushaltestelle. Diese erreichte ich genau pünktlich, denn der Bus stand schon da. Nachdem ich kurz meine Fahrkarte bezieht hatte lies ich mich auf einen freien Platz fallen und sah aus dem Fenster. Da fällt mir glatt ein, dass ich vergessen hatte, die Verbesserung der Mathe Arbeit zu machen. Ich hoffe, dass der Lehrer das nicht allzu schlimm findet.

Es war ein komisches Gefühl so ganz alleine das Schulgelände zu betreten. Normalerweise war Levin immer bei mir, aber dieses Mal war er wohl schon alleine gegangen.
Leicht skeptisch betrachtete ich die zwei schwarzen Autos, die auf dem Schulparkplatz standen. Beide Fahrzeuge hatte ich hier noch nie gesehen, was mich nur noch mehr verwirrte. Soweit ich weiß fährt nämlich auch kein Lehrer oder Schüler so ein Auto. Und dann noch zwei auf einen Schlag. Das warf Fragen auf. Zumindest bei mir. Den anderen war das wahrscheinlich relativ egal. Das sollte es mir auch sein. Wird wohl alles seinen Grund haben. Ich mach mir schon wieder viel zu viele Sorgen über etwas, was nichtmal wirklich besorgniserregend ist oder sein sollte. Ohne weitere Gedanken über diese Fahrzeuge zu verschwenden ging ich geradewegs zu dem Klassenraum, in dem in der ersten Stunde Unterricht hatte. Glücklicherweise war der Raum sogar offen und ich konnte mich gleich auf meinen Platz setzen. Während die anderen Schüler sich angeregt über irgendein Thema unterhielten, saß ich wie der Außenseiter höchstpersönlich daneben. Um ehrlich zu sein hatte ich auch keine Lust dort mitzureden. Zumindest jetzt nicht. Kurze Zeit später stand dann auch schon der Lehrer im Klassenzimmer und begann mit seinem Unterricht. Der normalerweise todeslangweilige Stoff war diesmal echt interessant und die Zeit verging wie im Flug.
Ganz im Gegenteil zu der nächsten Stunde. Während ich mich in den ersten beiden gut beteiligen konnte, hing ich nun gelangweilt auf meinem Platz und malte mit Bleistift kreise in mein Heft.
"Darf ich auf die Toilette?", meldete ich mich bei dem Lehrer, welcher kurz nickte und direkt mit seinem Unterricht weitermachte. Gähnend spazierte ich den Gang entlang. Mein Gesicht sehnt sich schon nach kaltem Wasser. Sonst schlafe ich hier noch komplett ein, was ich gerne verhindern würde.

Nach mehreren Minuten machte ich mich, genauso langsam wieder auf den Rückweg, als ich plötzlich eine Sache sah, die ich jetzt am wenigsten erwartete hätte. Ein bewaffneter Mann verschaffte sich gerade Zutritt zu dem Raum, in dem meine Klasse Unterricht hat. Geschockt starrte ich ihn an. Im Zuge dessen fielen mir die Fahrzeuge ein. Hatten die was damit zu tun? Wie soll ich jetzt handeln? Als die Tür zum Klassenzimmer wieder geschlossen war drehte ich mich um und lief in schnellem Tempo Richtung Sekretariat. Ich muss das melden. Meine Müdigkeit war innerhalb weniger Millisekunden komplett verschwunden. Stattdessen übernahm pures Adrenalin meinen Körper.
Bevor ich meinen Weg fortsetzen konnte wurde ich auf einmal in einen Raum, der auf dem Weg lag gezogen und eine Hand presste sich auf meinen Mund. "Leise", zischte die Person hinter mir. Aus seinem griff ließ sie mich dennoch nicht. Warte Mal. War das nicht Levins Stimme? Was geht hier ab? Nach mehreren minuten der kompletten Hilflosigkeit meinerseits lockerte der Junge langsam seinen griff. Schneller als ich wollte drehte ich mich um und wollte meinem angestauten Ärger Luft machen. "Die sind mindestens zu viert und überall da draußen, also sei leise", kam Levin mir in einem rauen Ton zuvor. Da sind noch mehr Täter? Im Normalfall würde ich jetzt richtig Panik schieben, aber das war der einzige Moment seit langem in dem ich eher professionell blieb. "Hast du dein Handy bei?", folgte die nächste geflüsterte Frage des Jungen. Stumm nickte ich und drückte ihm das Mobiltelefon in die Hand. Während er sich dran machte zu telefonieren, betrachtete ich erstmals den Raum indem wir uns befanden. Es war der für die Musikvorbereitung uns wie waren nur so umgeben von den Instrumenten, die unsere schule besaß. "4 Täter hab ich gesehen, die sind auf dem ganzen Schulgelände verteilt und bewaffnet.", sprach er leise und sah kurz zu mir,"Weißt du noch was?" Kurz überlegte ich, bis mir dann die Hauptinformation des ganzen einfiel. "Einer ist bei mir in der Klasse", gab ich so laut zurück, dass der Leitstellendisponent es hören konnte, aber es war dennoch relativ leise. Immerhin sollten wir beide nicht auffliegen. Das wäre eines der schlimmsten Sachen, die uns passieren könnten. Nervös tigerte ich umher. Durch irgendein Fenster nach draußen können wir auch nicht, da die einzigen, die man öffnen kann weiter oben und außerdem nur zum kippen sind. Eine schlechtere Lage kann es wohl nicht geben. Obwohl ich noch recht Glück hatte. Immerhin war ich hier mit Levin in einem Raum, der noch unerkannt war. Besser, als in der Klasse mit eine bewaffneten Vollidioten. "Diese schwarzen Autos auf dem Parkplatz, hast du die auch gesehen?", flüsterte ich zu Levin, als mir das wieder einfiel. Soweit ich sein Lippen lesen vorhin versanden hatte, wird der Anruf gleich an den Einsatzleiter des SEK weitergeleitet. Solange nimmt der an der Leitstelle noch Informationen auf. Mit einem knappen Nicken symbolisierte er mir, dass ich nicht die einzige war, der das aufgefallen ist und begann diese Info weiterzuleiten. Wir konnten absolut nichts tun hier und das war das schlimmste.
Ich würde liebend gerne in das Klassenzimmer gehen und dort helfen, aber was könnt ich als Einzelperson tun? Nichts. Außerdem geht Eigenschutz vor, wie Papa immer so lieb sagt. Apropos Papa, soll ich ihn eigentlich informieren? Oder macht er sich darüber dann zu viele Sorgen? Wurde Levin nicht mit meinem Handy telefonieren hätte ich ihn angerufen. Er hätte mich beruhigen können und mir gesagt, dass alles gut wird. Wie er es schon immer getan hat.
Anscheinend war nämlich auch das Schicksal daggegen, sonst wären hier zwei Handys. Während Levin gerade dem Einsatzleiter gegeben wurde ließ ich mich langsam an der Wand herunter rutschen und auf den Boden plumpsen. "Achtung, Achtung! Dies ist eine Durchsage", erfüllte plötzlich die beißende Stille. Anscheinend hatten die Amokläufer das Sekretariat übernommen, denn so klangen in der Regel keine Durchsagen. "Alle Schüler bleiben bitte in ihren Klassen, das ist ein Amokalarm.", wurde die Ansage vervollständigt. Sind die wirklich so doof und machen das? Was hat das denn für einen Sinn? Okay, dass weniger Schüler auf dem Flur sind. Weniger unschuldige. Noch machte das ganze relativ wenig Sinn für mich, aber ich hoffe sehr, dass sich das bald aufklären wird und dass wir vor allem hier befreit werden können.
Plötzlich hörte ich auf dem Flur Schritte. Mein leicht panischer Blick schnellte zu Levin, der mir sofort seine Hand entgegen hielt und mich nach oben zog. "Polizei und Rettungsdienst sind jetzt draußen eingetroffen, es wird alles gut", flüsterte Levin leise zu mir und nahm mich in den Arm. Dankbar erwiderte ich das und starrte immernoch dezent ängstlich zur Tür des Zimmers. Wie in Trance fiel mir der Türgriff ins Auge, der plötzlich bewegte. Bitte, lass das alles nur ein schlechter Traum sein. Denn die Einsatzkräfte sind niemals schon so weit.

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100 Kapitel yaayyy
Natürlich nicht ohne einen cliffhänger :)

Ich hab hier raus ein kleinen Special Teil gezaubert mit ca.500 Wörtern mehr als sonst. Ich hoffe euch gefällt es.

Danke für jeden, der meine Story täglich liest, für sie votet und kommentiert, das bedeutet mir echt viiieeel:3

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt