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"Verdammter Mist aber auch", fluchte ich leise vor mich hin und hielt mir mein Handgelenk. Mein nächtlicher Ausflug war gründlich in die Hose gegangen, denn das Wasser, welches ich mir ursprünglich einschenken wollte breitete sich jetzt auf der Vorbereitungsplatte der Küche aus. Diese Schmerzwelle, die meine Hand durchzuckt hat, war eine der schlimmsten diesen Abend. Ich hatte stark das Gefühl, dass da doch etwas schlimmeres sein könnte. Die Frage jetzt war nur, was ich machen soll. Naja erstmal vielleicht sie Sauerei wegwischen.
Nachdem das erledigt war und ich die Flasche an ihren Platz zurück gestellt hatte ließ ich mich stöhnend auf einen der Stühle fallen. Mein Handgelenk pulsierte unaufhörlich und langsam waren die schmerzen auch nicht mehr ansatzweise erträglich. Das absolut doofe an der ganzen Sache war, dass Papa eine 24-Stunden Schicht hat und somit auch nicht daheim ist. Ehrlich gesagt traue ich mich nicht damit zu den anderen zu gehen und ihnen jetzt mitten in der Nacht damit zur Last zu fallen. Doch diese Sorge wurde mir schneller als ich überhaupt weiter darüber nachdenken konnte schon genommen.
Das helle Küchenlicht brannte in meinen Augen, die ich daraufhin erstmal zusammen kniff. Im Gegensatz dazu war meine Handytaschenlampe garnichts.
"Was tust du denn hier?", fragte dann Alex, welcher augenscheinlich herein gekommen ist und sich nun ebenfalls etwas zu Trinken in ein Glas schüttete. Die einzige Sache, die unsere taten unterscheidet ist, dass er es ohne jegliche Zwischenfälle hinbekommt. Kein Wunder, er hat ja auch keine Verletzung.
"Wollte mir was zu trinken machen", murmelte ich leise und unterdrückte ein Gähnen. Obwohl ich richtig müde bin, hatte ich keine Lust nochmal von einem Albtraum überrumpelt zu werden.
"Wollte?", hinterforschte er skeptisch. Ohne weiteres zu sagen hob ich meinen Arm, wodurch ich die Zähne zusammenbeißen musste, da es wieder anfing weh zu tun. Alex' Misstrauischer Blick wandelte sich sofort in einen besorgten. Nachdem er sein Glas abgestellt hatte, kam er zu mir und schaute sich mein Handgelenk genauer an. Die blaue Verfärbung vorhin hatte ich mir wohl nicht eingebildet, denn nun war es ja nicht mehr zu übersehen.
"Ich kann das bloßen Auges jetzt nicht wirklich beurteilen, aber man sollte das auf jeden Fall röntgen lassen. Was ist denn passiert?", gab er seine Diagnose. Das weitere herumdrücken von ihm darauf kommentierte ich mit einem Schmerz-erfüllten zischen und dem zurückziehen des Armes. Die Schmerzen werden dadurch nicht besser.
"Ich bin sie Treppe hochgefallen und hab mich mit meiner Hand abgefangen.", beichtete ich kleinlaut. Ausgesprochen klang das ja noch blöder, als es überhaupt schon war. 14 Jahre auf dieser Welt und immernoch zu blöd um zu laufen.
"Wie stark sind die schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?", stellte er schon die nächste Frage. Immerhin sagte er nichts zu meinem Treppensturz. Als hätte meine Hand Ohren überkam mich eine weitere Schmerzwelle, bei der ich wieder auf stöhnen musste. Ich hab trotzdem keine Ahnung auf welche Zahl ich das einstufen soll. Sowas hatte Papa früher auch immer gefragt und ich war bloß überfordert.
"Vielleicht ne 6?"
Meine Stimme klang sehr unsicher. Lag daran, dass ich's auch war.
Alex hob nur die Augenbrauen und zog ein nachdenkliches Gesicht.
Ein weiteres Zusammenzucken meinerseits, durch die schmerzen, die immer ätzender wurden, brachte ihn auf die Lösung. "Gut, wir fahren ins Krankenhaus und lassen das abchecken."
Augenrollend blickte ich ihm entgegen, woraufhin ich einen scharfen Blick kassierte. Ich glaube nicht, dass ich da noch drum herum kommen werde, also muss ich es wohl oder übel über mich ergehen lassen.
"Aber kannst du bitte meinem Vater nichts davon sagen", bat ich ihn, während ich aufstand. Seine Miene wurde erneut skeptisch. Ich will ihm einfach nicht weiter zur Last fallen. Er macht doch schon genug für mich, da sind Sorgen nur eine weitere Belastung. "Das wird glaub ich sowieso nicht funktionieren. Du kannst nur hoffen, dass er keinen Dienst in der Notaufnahme hat" Keine sonderlich beruhigenden Worte. Er hat Dienst im Krankenhaus? Wieso erfahr ich das jetzt erst? Hätte ich das gleich gewusst, würde Alex jetzt höchstwahrscheinlich nicht eingeweiht sein. Das Thema Krankenhaus war mir schon bewusst, aber ich dachte, dass Papa in dem Sinne nichts mitbekommen wird, da er auf der Wache ist. Ich würde am liebsten einen Rückzieher machen, aber jetzt komm ich da bestimmt nicht mehr raus.
"Zieh dich kurz um, dann können wir los. Wenn die schmerzen schlimmer werden dann sagst du bescheid. Zur Not rufen wir nen RTW", gab Alex die Anweisung und geleitete mich nach oben. Auch er verschwand kurz in seinem Zimmer, um sich umzuziehen. Im Schlafanzug in der Notaufnahme aufzutauchen hatten wir wohl beide nicht vor. Auch wenn die schmerzen, wie nach Alex Vermutung kaum noch auszuhalten waren, blieb ich still und probierte es auch auf dem Fahrt zu verheimlichen. Immerhin wird jetzt kein RTW mehr gerufen, denn laut Alex waren wir in wenigen Minuten selbst in der Klinik. Meine Nervosität stieg und so auch mein Herzschlag. Ich hatte echt Angst vor der Reaktion von Papa. Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass er wenigstens kein Dienst in der Notaufnahme hat, aber dass das nicht so ist, war eigentlich schon die ganze Zeit so gut wie klar.

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Was meint ihr wie Phil reagieren wird?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt