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Mit einem kurzen Blick nach oben erkannte ich Levin, der soeben von draußen kam und auf das Sofa zusteuerte. Hier hatte ich mich nach meiner Verletzung hin verkrümelt, denn nach draußen zu gehen wollte ich absolut nicht. "Alles gut? Willst du nicht mit raus kommen und was essen?", fragte Levin mit einer besorgten Stimme und ließ sich neben mir nieder. Seufzend legte ich mein Handy weg und sah ihn an, nur um kurz darauf den Kopf zu schütteln. Der Appetit auf das Essen war mir ebenso vergangen wie die Laune auf den restlichen Abend. Obwohl dieser noch nichtmal richtig begonnen hat. Alles nur, weil ich zu unfähig bin ein Brot zu schneiden. Obwohl es vielleicht auch bisschen die Schuld von Emil war, da er derjenige war, der mich abgelenkt hat. Wobei er nicht wirklich etwas dafür kann, wenn ich mich direkt so stark erschrecke.
"Wie geht's deiner Hand?", folgte die nächste Frage des Jungen. Er ist ja genauso schlimm wie die anderen. Trotzdem irgendwie auch süß, wie er sich nach meinem Befinden sorgt. Aber das auch nur bei ihm. "Frag sie selbst", murmelte ich, mit deutlichen Spuren meiner, schlechten Laune. Schmunzelnd hob er seine Augen und schaute mich grinsend an. Wieso hat er bitteschön so eine gute Laune? Und warum ist die bitte so verdammt ansteckend. Ein weiteres Mal sah ich nach oben, als ich Schritte hörte. Diesmal war es Emil, welcher uns skeptisch musterte. "Sorry, wegen eben übrigens", brummte er, leicht unverständlich in meine Richtung und ließ sich ebenfalls auf die Couch fallen. Ein paar Sekunden später stand Levin wieder auf und streckte mir erwartungsvoll seine Hand entgegen:"Komm, du musst was essen" Mit einem genervten Blick nahm ich seine Aufstehhilfe entgegen und ließ mich von ihm nach oben ziehen. Ohne auf mich zu warten, ging er strikt nach draußen, woraufhin ich ihm widerwillig folgte. Auf dem kurzen Weg fiel mein Blick auf meine verbundenen Hand. Etwas, was gleich bestimmt alle ansprechen werden.
"Na? Hat Emil euch verjagt?", fragte Oli, der uns wohl als erster bemerkt hatte. Gleichzeitig mit den Köpfen der anderen ging meiner nach oben. "Nene, Leen möchte noch was essen.", übernahm der Junge die Antwort. Von mir kassierte er dafür nur einen scharfen Blick. Während er sich neben seinen Vater und Johanna setzte, blieb mir nur noch der Platz zwischen Papa und Franco. "Was willst du denn essen?", kam es gleich von Papa. Mit seinen Blick deutete er auf den Tisch, auf dem sich das Fleisch, die Salate und auch das Brot befanden. Also Brot definitiv nicht. Davon hab ich für heute genug. "Hab kein Hunger", murmelte ich und spielte mit meinen Fingern. Blickkontakt vermeide ich in solchen Situationen relativ gerne. "Du solltest aber was essen, wenigstens ein bisschen", antwortete er und sah mich besorgt an. Unsicher hob ich meinen Blick und schüttelte erneut den Kopf. Ich hab einfach keinen Hunger wieso will er das denn nicht einfach verstehen? Seufzend strich Papa mir über den Rücken.
"Darüber reden wir später noch okay?", meinte er leise und widmete sich dem Gespräch der anderen. Über was will er reden? Dass ich keinen Hunger hab? Was ist denn so schlimm daran, wenn man einmal nichts essen will? Wobei einmal bei mir etwas untertrieben ist. In letzter Zeit esse ich allgemein nicht so regelmäßig und viel. Aber soweit ich weiß hat das keinen richtigen Grund, es ist einfach nur der Hunger, der nicht oft vorhanden ist. Seit dem Papa im Koma war ist halt vieles anders. Gelangweilt starrte ich auf den Tisch. Zuhören, was die alle redeten tat ich nicht, aber inzwischen redete auch Levin in diesen Themen mit. Einer der vielen Nachteile eines Haushaltes nur mit Einsatzkräften ist eben, dass man nur über irgendwelche Unfälle oder sonstiges redet.
Für mich einfach nur langweilig. Es ist ja so gefühlt immer das gleiche. 
Nach einer Weile stummen rumsitzen hatte ich absolut keine Lust mehr hier draußen zu sein und ging wieder rein. Emil hatte es sich inzwischen auf dem Sofa ausgebreitet. Schade eigentlich, sonst hätte ich diesen Job übernommen. Mit meinem Handy in meiner Hand ließ ich mich neben ihn fallen. Zum Glück verging so die Zeit wenigstens schneller und schon bald waren alle wieder in Aufbruchsstimmung. Nicht dass ich sie loswerden wollte, aber ich hab mich schon danach gesehnt. Dann konnte ich nämlich endlich nach oben verschwinden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Etwas freundlicher, als meine Laune es zuließ verabschiedete ich mich von ihnen. Als die Tür ins Schloss fiel musste ich erstmal tief durchatmen. So viel Trubel war ich nicht gewöhnt und ich hatte keinen Bedarf das öfter zu haben.  "Alles in Ordnung? Wie geht's deiner Hand?", erkundigte sich Papa und legte seinen Arm um mich, nur um mit mir Richtung Wohnzimmer zu gehen. Oh stimmt, er wollte ja noch was mit mir besprechen. Wieso auch immer das heute noch passieren muss. "Alles super"
Bevor er überhaupt irgendwas weiteres von sich gab, ließ er sich auf das Sofa fallen und klopfte neben sich. Na wenn das kein psychologisches Gespräch wird, dann weiß ich auch nicht. Wobei ich darauf jetzt am wenigsten Lust habe.

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Kennt ihr das wenn ihr euch auf etwas freut, aber es iwie auch hasst? (:(

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt