•52•

3K 117 17
                                    

"Na, ausgeschlafen?", begrüßte mich Alex, der mit Paula am Tisch saß. Unsicher nickte ich. Ich hatte keine Ahnung, inwiefern die beiden von dem gestern Bescheid wussten. Aber anscheinend mehr, als mir lieb war, denn sonst hätte er bestimmt was anderes gefragt. Ein Räuspern holte mich aus den Gedanken. Vorsichtig drehte ich mich um und konnte Papa sehen, der irgendwie nicht ganz so glücklich, in der Tür stand. Okay, was erwarte ich denn? Wohl kaum, dass er Luftsprünge macht, bei dem was seine Tochter für scheiße gebaut hat. Eine unschöne Stille entstand. "Ich muss dann zur Arbeit", unterbrach Paula diese und verließ nach einer kurzen Umarmung mit meinem Vater die Küche. Kurze Zeit später konnte man auch schon das schließen der Türe hören. Papa deutete nur Wortlos auf einen der Stühle und setzte sich selber an den Tisch. Während ich das gleiche tat, fiel mein Blick auf Alex. Diesmal war er derjenige, der leicht hilflos daneben saß. Wobei ich auch Recht unsicher war momentan. Ich konnte nicht wirklich deuten, was auf mich zukommen wird.
"Okay Leen, vorab ich will dich nicht schimpfen oder sowas. Natürlich bin ich nicht begeistert von dem was mir berichtet wurde, aber ich denke das weißt du selber auch. Ich möchte einfach nur mit dir reden, in Ordnung?", begann Papa mit dem Gespräch und schaute mich eindringlich an. Leicht nickte ich. Ich hatte mit allem außer dem gerechnet. Aber wenn ich so darüber nachdenke, hätte es ihm wahrscheinlich sowieso nicht viel gebracht mich irgendwie zu schimpfen. Das wäre, so wie ich mich kenne, nur ein Grund gewesen es nochmal zu tun.
"Was ist los, hmm?", fragte er mit einer ruhigen Stimme. Diesmal ruhte sein Blick eher besorgt auf mir. Seufzend starrte ich auf die Tischplatte. Soll ich ihm wirklich sagen, was der Grund ist?
"Ich will doch einfach, dass es wieder so wird wie früher, aber ich weiß ganz genau, dass es das nicht wird. Ich will einfach, dass Mama da ist, nicht Paula", murmelte ich sehr leise. Ich war mir nichtmal sicher, ob er mich überhaupt verstehen konnte, aber durch die Stille, die den Raum schmückte war das wohl der Fall. Ich kam mir vor wie ein kleines Kind, dass nur rum jammert und gleich im nächsten Moment bereute ich wieder mich geöffnet zu haben. Vor lauter Boden anstarren merkte ich garnicht, dass mein Vater aufgestanden ist, um mich in den Arm zu nehmen. Zögernd erwiderte ich die Umarmung und genoss die Nähe, die ich unterbewusst schon vermisst hatte. Es gab mir das Gefühl von Geborgenheit. Als würde wieder alles gut werden. "Gib Paula doch wenigstens eine Chance okay? Sie wird Mama nicht ersetzen, aber sie gehört jetzt zu uns" Grinsend löste ich mich von ihm und sah ihn an. Als wäre sie eine böse, die zur guten Seite gewechselt hätte und nun zu uns gehört. Irgendwie ist dieser Satz lustig. Auf seinen fragenden Blick zuckte ich mit den Schultern. Es wird eine Zeit dauern bis ich sie akzeptiere. Wenn ich das überhaupt irgendwann tuen werde. So gut wie alles in mir spricht nämlich dagegen. Aber solange es ihn glücklich macht, kann ich ja wenigstens den Anschein erwecken, dass es so sei. 
"Du kannst immer mit uns reden, aber bitte lass die Finger von Alkohol", bat er mich und setzte wieder seinen eindringlichen Blick auf. Laut ausatmend nickte ich. Vorerst hab ich davon auch mehr als genug. Nach ein paar Minuten Stille, entschloss ich erstmal zu frühstücken. Zwar wäre es nicht mehr lange zum Mittagessen, aber ein bisschen Hunger hab ich trotzdem. Und da ja eigentlich alles gesagt wurde hält mich ja nichts mehr auf. Mit einem Messer bewaffnet nahm ich das Brot und schnitt mir eine Scheibe runter. Erst als ich mich wieder umdrehte bemerkte ich, dass die Blicke von Alex und Papa unaufhörlich auf mir lagen. Skeptisch sah ich die beiden an, während ich mich wieder hinsetzte. Ist es jetzt verboten sich essen zu machen, oder wieso ist das jetzt hier so interessant?
"Ich geh Joggen, geht wer mit?", lenkte Papa von meinem Gedanken ab und stand auf. Obwohl sein Blick nur auf Alex lag schüttelte ich den Kopf. Alex ebenfalls. Dieser rechtfertigte sich jedoch noch mit irgendeiner Ausrede. Okay, arbeiten gehen ist jetzt nicht wirklich eine Ausrede. Eher ein guter Grund. Mein Vater gab sich nickend mit der Antwort zufrieden und verließ dann die Küche. Während Alex irgendwann auch verschwand, quälte ich mich noch mit meinem Stück Brot. Mein Hunger war zwar schon nach der Hälfte nachgelassen, aber da sich mein Magen gleichzeitig nach Essen sehnte probierte ich es trotzdem runter zu bekommen.
Seufzend ließ ich mich aufs Sofa fallen. Jetzt war ich echt voll. Schon komisch bei dem wenigen Essen. Ich glaub ich Schlaf nochmal ne Runde. Ist ja eh keiner Zuhause, also juckt es auch nicht, ob ich hier auf dem Sofa bleibe oder in mein Zimmer gehe. Gesagt getan schnappte ich mir noch eine Decke und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Kaum ein paar Minuten war ich dann auch schon eingeschlafen.

-----------------------------------------------------------------------
Wann habt ihr Sommerferien? :)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt