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"Auf wen wartest du?", riss mich die Stimme eines kleinen Mädchens aus meinen Gedanken. Verwirrt sah ich zu der blonden, die sich neben mich auf die Bank gesetzt hatte. Von hier aus hatte ich den ganzen Parkplatz im Blick. Papa ist, nach 20 Minuten, aber immernoch nicht aufgetaucht. "Auf meinen Vater und du?", antwortete ich ihr wahrheitsgemäß. Ich würde die kleine auf höchstens neun schätzen. "Auf niemanden.", gab sie grinsend zurück. Achja, wie gern ich auch wieder so klein sein würde. Früher musste man sich noch keine Gedanken über nichts machen und konnte ohne Probleme neue Leute kennenlernen. Wie die kleine eben.
"Und wo bleibt dein Papa?", folgte die nächste Frage. Das wüsste ich selber mal gerne. Ich hoffe immernoch, dass nichts passiert ist und lediglich einen Einsatz kurz vor Schluss reinbekommen hat. Trübsal blasend zuckte ich mit meinen Schultern und lehnte mich wieder hinten an. "Mira, Essen!", rief plötzlich jemand aus einem der Häuser, die neben der Schule standen. Mein Blick fiel auf das Mädchen, die aufstand und mir noch flüchtig zuwank. Dann war sie auch schon weg. Mira heißt sie also. So schlecht, dass sie hier war fand ich jetzt eigentlich nicht. Immerhin hatte ich somit jemanden, mit dem ich warten konnte. Dann muss ich die Wartezeit wohl alleine verbringen.

Langsam hab ich echt keine Lust mehr zu warten. Schon fast eine halbe Stunde sitze ich hier. Irgendwie komme ich mir dezent verarscht vor. Bei nem Einsatz hätte er mir ja wenigstens noch schreiben können, aber selbst das hat er nicht getan. Ich glaub ich nehme einfach den Bus und fahr nachhause. Aber ich werde ihm zumindestens schreiben. Genervt von der Warterei stand ich auf und lief Richtung Bushaltestelle. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ob ich zur Wache fahren soll, da Alex soweit ich weiß ja auch Dienst hat und ich zur Not ihn fragen könnte, aber das verwarf ich schnell wieder. Darauf hab ich jetzt auch keine Lust.

Inmitten der Busfahrt, wurde ich durch ein vibrieren auf mein Handy aufmerksam. Es war eine Nachricht von Papa.
Tut mir leid, dass ich dir erst jetzt schreibe.
>Hey kleine, mir ist noch ein Einsatz dazwischen gekommen. Wir sehen uns dann Zuhause.<
Ich war mehr als erleichtert über ein Lebenszeichen von ihm. Meine Laune war trotzdem im Keller. Immerhin hab ich hier eine halbe Stunde gesessen und mich zu Tode gelangweilt. Und mal abgesehen davon dass ich warten hasse hab ich ziemlich Hunger. Seit heute morgen hab ich ja nur einen Apfel gegessen und dass das nicht sonderlich viel ist, müsste wohl klar sein.
Vor mich hin träumend lief ich das letzte Stückchen von der Bushaltestelle nach Hause. Ich kann immernoch nicht wirklich begreifen, dass ich jetzt hier in Köln zuhause bin. Schon krass, irgendwie.
Unmotiviert drückte ich auf die Klingel. Das mit dem Schlüssel muss ich jetzt auch mal beantragen. Ich hab nämlich das Gefühl, dass meiner Zuhause ist.
Diese Vermutung bestätigte sich, als nach mehreren Minuten und mehrfachem klingeln keiner aufmachte. Noch besser kann dieser Tag aber wirklich nicht werden oder? Murrend gleitete ich an der Haustür runter und ließ mich auf den Boden plumpsen. Das heißt wohl noch mehr warten. Ich kann nur hoffen, dass mein Vater jetzt nicht allzu lange braucht um herzukommen. Sonst kann ich für nichts garantieren, was meine Laune angeht. Diese sinkt nämlich momentan, als wäre sie ein Gegenstand im Moor.

Nach mehreren Minuten des weiteren Wartens, wurde ich auf Motorengeräusche aufmerksam. Neugierig sah ich vom Boden auf und konnte tatsächlich das Fahrzeug meines Vaters erkennen. Na endlich, hat ja auch lang genug gedauert.
Ich hätte knapp stoppen können, wie viel Zeit ich heute nur durch warten verbracht habe. Mit einem erleichterten Seufzer beobachtete ich, wie er einparkte und dann Ausstieg. Auch seine Laune schien auf den ersten Blick nicht sonderlich blendend. Und das leichte lächeln, welches er sich soeben aufgesetzt hat schien auch eher gezwungen, als echt. Da bekommt meine Laune unten im Keller wohl Gesellschaft.
"Stimmt du hast noch keinen Schlüssel, musstest du lange warten?", bemerkte er und streckte mir entschuldigend seine Hand entgegen. Dankbar nahm ich sie an und ließ mir von ihm hoch helfen. Das mit dem Schlüssel hat er richtig erkannt. Nur leider etwas zu spät. "Im Gegensatz zu vorhin nicht.", murmelte ich monoton. Sein Blick schwankte zwischen erneut entschuldigend aber auch leicht skeptisch. Ich schätze mal, das ist der Punkt, an dem er meine Stimmung bemerkt hat. "Tut mir echt leid, ich wollte dir noch schrieben, aber dann hat die Leitstelle dazwischen gefunkt und ich hab's vergessen", entschuldigte er sich und nahm mich in den Arm. Ich kann ihm nichtmal lange böse sein. Er meints ja nicht persönlich. Es ist halt sein Job, da kann man nichts machen. "Und wieso bist du schlecht drauf?", konfrontierte ich ihn skeptisch. Momentan konnte er es ganz gut verstecken, aber wenn man genau darauf achtete sieht man, dass er nicht so ist wie immer. Leicht ertappt schaute er mich an. "Bin ich das?", probierte er es zu verleugnen. Mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte ich seine Aussage. Dadurch hat er sich nur noch verdächtiger gemacht. Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Polizist, der gerade ein Geständnis verlangt. "Längere Geschichte, aber ist egal. Was willst du essen?", lenkte er geschickt vom Thema ab. Denkt er ich vergess das so einfach? Irgendwas bedrückt ihn doch, das sehe ich ganz genau. Immerhin kenne ich ihn jetzt auch schon lang genug. Dass er es mir nicht sagen will ist genauso komisch. Aber ich bekomme das schon noch heraus.

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Was denkt ihr ist sein Problem? Sorry dass des Kapitel so unspannend ist:((

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt