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Immer noch nervös blickte ich auf den Boden. Alex' Stimme, die ich soeben aus dem Eingangsbereich gehört habe, hat das nicht besser gemacht. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Und alles nur, weil ich mich auf diese doofe Idee von Finja eingelassen hatte. Sowas werde ich definitiv nicht mehr tun. Zudem die zwei wohl bemerkt irgendwie keinen sonderlich guten Einfluss auf mich haben. Aber da sie die einzigen Kontakte, außer Levin an der Schule waren, mit denen ich mich gut verstand wollte ich sie nicht wegwerfen, wenn man das so sagen kann. Ich mag sie ja. Nur diese Sache mit den Drogen und dem Alkohol sprechen nicht sonderlich für sie. Leider. Würde ich Papa von ihnen erzählen, würde der mir bestimmt den Kontakt verbieten oder so. Das würde zu ihm passen. Ich vermisse ihn einfach. "Hi", riss mich die Stimme des Notarztes aus den Gedanken. Die Begrüßung war wohl eher an Stephan gerichtet, den diesem gab er auch erstmal die Hand. Innerlich versank ich in dem Stuhl, auf dem ich saß, aber die Hoffnung, dass er mich nicht sieht konnte ich mir eigentlich direkt abschminken. "Und was treibst du für Sachen?", wandte er sich dann letztendlich an mich. Eine Antwort meinerseits blieb aus. Besonders gesprächig war ich heute tatsächlich nicht. Wozu denn auch, immerhin gab es hier zwei Leute in diesem Raum, die mir das Reden abnehmen könnten. Und wie vermutet dann auch taten. Wobei bis jetzt eigentlich nur Stephan derjenige war, der sprach. "Wir wurden ursprünglich wegen Schulschwänzern gerufen. Als wir dann eingetroffen sind, haben ihre zwei Freundinnen gleich die Biege gemacht.  Außerdem wurden in dem Rucksack von einer noch Drogen gefunden, wovon sie aber laut Aussage nichts wusste.", erklärte dieser ausführlich. Schreib doch gleich einen ganzen Roman und überfordere uns mit deinen Infos. Und der Satz, dass ich nichts von dem Gras wusste, klingt irgendwie ziemlich skeptisch. Ob das nur war, weil er noch keine Beweise hat, die dagegen sprechen oder er mir tatsächlich nicht glaubt, kann ich nicht sagen. Eigentlich müsste mich Jessy entlasten, denn sonst komm ich hier glaub ich nicht mehr so schnell raus. Ob sie und Finja schon hier sind? Vorhin dachte ich mal kurz deren Stimmen gehört zu haben, aber da die Tür geschlossen war, bin ich mir da auch nicht zu Hundert Prozent sicher. Ich hoffe es einfach nur. Denn meine Motivation sank, genau wie meine Laune immer tiefer. Ein Klopfen an dem Türrahmen ließ uns unsere Blicke dort hin richten. Ein Polizist, wer hätte es gedacht stand in der Tür und wank Stephan zu sich.  Nachdem beide ein paar Sätze gewechselt hatten, wobei das Gespräch eher einseitig war, widmete sich Stephan wieder zu uns. Alex hatte diese Situation genutzt und sich auf den freien Stuhl gesetzt. "Jessica hat deine Aussage bestätigt. Ihr könnt dann erstmal gehen, bei Fragen melden wir uns. Marleen?", er legte eine Pause ein und sah mich an, "Dein Vater schafft das." Das aufmunternde lächeln von ihm konnte ich leicht erwidern. Wenn auch etwas gezwungen. Jeder sagt das. Irgendwas muss ja an dieser Aussage dran sein. Wobei er dadurch ja irgendwie auch nicht gesund wird. Immerhin geht es um seinen Gesundheitszustand. Innerlich musste ich schon wieder grinsen. Dieser Gedankengang ist auch übernommen von Papa. Er ist Mediziner und hält sich größtenteils an Fakten. Und das ist wohl auf mich übergegangen. "Kommst du?", riss mich Alex aus meinen, viel zu unnötigen, Gedanken. Verwirrt sah ich zu ihm und bemerkte, dass ich immernoch mitten im Raum stand. Hastig nickte ich und folgte ihm aus der Wache.

Mit einem tiefen Atemzug zog ich die warme Luft ein, die mich draußen erwartete. Das ganze war doch schneller vorbei, als ich gedacht hatte. Ich war mehr als froh darüber. Und wie sich herausgestellt hat, war auf Jessy ja verlass, wenn sie mich insofern gedeckt hat, dass sie mit der Wahrheit rausgerückt ist. Leicht misstrauisch musterte ich einen Mann, der mir entgegen kam. Alex war schon etwas vorgegangen, da ich ja erstmal die schwüle Luft genießen musste. Der Blick des Mannes lag schon die ganze Zeit auf mir. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, konnte ich ihn genauer Mustern. Bekannt war mir der definitv nicht. "Bist du nicht die kleine von Phil Funke?", sprach er in einer komischen stimme, als er an mir vorbeiging. Meine Augenbrauen schossen in die Höhe und verstärkten meinen fragenden Gesichtsausdruck nur noch mehr. "Bist viel hübscher als auf den Fotos", fügte er noch hinzu, zwinkerte mir zu und verschwand dann in der Inspektion. Meine Gefühle schwankten zwischen verwirrt, fragend und dezent geekelt. Was war das bitte für ein schmieriger Typ. Und wieso zur Hölle kennt er mich. "Willst du noch Wurzeln schlagen oder was ist?", zog mich Alex, nicht das erste Mal heute, aus meinen Gedanken. Unsicher sah ich zu ihm, was auch seine Mimik deutlich veränderte. "Dieser Typ hat gefragt, ob ich die kleine von Phil Funke bin", begann ich stotternd zu erzählen,"Er meinte ich sei viel hübscher, als auf den Fotos, die er gesehen hat." Ein Schauer überkam mich bei dem wiederholen seiner Worte. Es war irgendwie widerlich. Alex' Blick wurde skeptisch:"Kanntest du den?" Langsam schüttelte ich den Kopf. Absolut nicht. Nichtmal gesehen hatte ich den irgendwo. Genau das machte die Sache noch komischer. Der Notarzt setzte sich in Bewegung und kam wieder zu mir. "Keine sorge, ich klär das. Kommst du mit rein, oder willst du im Auto warten?", fragte er. Also alleine im Auto warten werde ich jetzt definitiv nicht. "Ich komm mit", informiere ich ihn kurz. Na dann, auf zurück in die Wache. Ging ja dann doch schneller als ich gedacht hatte. Leider.

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Hab vorhin noch ein Kapitel bei meiner anderen Story 'Problemkind' aktualisiert, also wenn ihr Mal vorbeischauen wollt:)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt