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"Phil hat doch Mal erzählt von seinem ersten Todesopfer hier in Köln", fing der Notarzt an zu erzahlen. Mein und Francos Blick ruhten unaufhörlich auf ihm. "Hat er da nicht auch einen Bruder erwähnt, der richtig außer sich war und Phil für den Tod verantwortlich gemacht hat?", vollendete er seine Erzählung. Ein Tatmotiv wäre nach seiner Erzählung schon vorhanden. Immerhin wollen solche Menschen meistens bloß Rache. Wenn auch an Leuten, die absolut nichts dafür können.
"Ich geb die Info Mal an Stephan weiter", meldete sich Franco zu Wort, stand auf und holte sein Handy aus der Tasche.
Um zu telefonieren ging er kurz nach draußen. Es war einfach eine beabsichtigte Tat. Genau verstehen konnte und wollte ich das immernoch nicht. Wie kann ein Mensch nur so herzlos sein. Außerdem sollte der Typ, falls er das wirklich war, doch wissen wie es sich anfühlt einen Menschen zu verlieren. Allein das wäre eigentlich schon Grund genug, sowas nicht zu tun. Hoffentlich kommt die Polizei wenigstens zu irgendwelchen Ergebnissen in ihren Ermittlungen. Vielleicht wird ja auch die Tatwaffe oder so gefunden. Wieso mach ich mir eigentlich so viele Gedanken darüber? Das sollte ich lieber den Beamten überlassen. Meine Überlegungen sind wahrscheinlich sowieso nur hirnlos. Klare Gedanken sind mir nämlich momentan ein großes Fremdwort, mehr nicht.

Ruhig döste ich vor mich hin. Alex war zwischenzeitlich mein Kissen geworden und die Tatsache, dass er das akzeptierte war meine Rettung. Sonderlich mehr als rumsitzen konnten wir ja eh nicht und die Aufregung vorhin hat schon ziemlich an meinen Kräften gezerrt. Zwar waren meine Gedanken dennoch die ganze Zeit bei Papa, aber immerhin konnte ich mich etwas ausruhen. Erst, als mich jemand von der Seite anstupste, öffnete ich wieder meine Augen. Lange war ich nicht weg gewesen, aber die Zeit wollte heute sowieso nicht vergehen. "Sollen wir nicht lieber nachhause? Hier können wir sowieso nichts machen und das Krankenhaus wird uns informieren, falls es etwas neues gibt", sprach Franco, der mich soeben geweckt hatte. Er hat ja Recht. Aber ich möchte meinen Vater nicht im Stich lassen. Meine Kraft, um zu widersprechen hielt sich aber in Grenzen, der Vorteil für die beiden. Als ich aufstehen wollte, drückte mich mein Kreislauf direkt wieder zurück auf den Sitz. Ich hab nichts anderes erwartete, immerhin bin ich die ganze Zeit nur gesessen. Nachdem der Schwindel einigermaßen abgeklungen war und Franco nochmal mit Paula geredet hat, verließen wir das Gebäude und stiegen in den Notartztwagen, der draußen stand. Unser Umweg wird über die Wache führen müssen, denn umziehen sollten sich die zwei auch noch.

"Kommst du bitte mit rein?" Besonders begeistert von der Idee war ich zwar nicht, da mich da drinnen wahrscheinlich so gut wie jeder Winkel an Papa erinnert, aber wenn's unbedingt sein muss. Was anderes bleibt mir nicht groß übrig. Während Franco und Alex sich umzogen pflanzte ich mich an den Tisch und starrte in die leere. Meine Gedanken waren mal wieder bei Papa und dem, was passiert sein könnte. Hatten sie Streit, bevor das passiert ist? Oder wurde er überrascht? Alles fragen, die kein anderer beantworten konnte, außer Papa selbst. Aber dafür muss er erstmal aus der OP draußen sein und aus der Narkose erwachen. Diese Angst um ihn, die ich habe, kann man nichtmal beschreiben. Ebenso wie dieses bedrückende Gefühl, dass sich schon seit der Nachricht von Papas Unfall in mir ausgebreitet hatte. "Alles klar?", riss mich Franco aus meinen Gedanken und setzte sich zu mir an den Tisch. Wortlos sah ich ihn an und zuckte mit den Schultern. Was erwartet er denn für eine Antwort? Dass es mir nicht gut geht ist ja nicht sonderlich überraschend. Es fühlte sich so an, als würden mich die Sorgen um meinen Vater innerlich auffressen. "Hey, wie geht's Phil?" , wollte eine, mir allzu bekannte Stimme wissen. Es war der Vater von Levin. Oliver hieß er glaub ich. Mit ihm waren mehrere Sanitäter in den Raum gekommen, die sich nun ebenfalls an den Tisch setzten und fragende Blicke auf Franco und mich warfen. Anscheinend hatte diese Nachricht schon die Runde hier gemacht. Schon krass, wie schnell das geht. "Ist noch im OP, die Ermittlungen laufen", antwortete Franco knapp. Erneut versetzte mir dieser Satz ein Stich ins Herz. Ich war schon wieder kurz davor los zu weinen. Mein Körper war einfach nicht gut darin so viele Gefühle unter einen Hut zu bringen. Es war ja auch eine Ausnahmesituation. Eine Ausnahmesituation, in der ich am liebsten garnicht sein wollte..

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War es der Bruder des Toten?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt