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"Hab mich gestoßen", murmelte ich leise. Erst nachdem ich das ausgesprochen hatte bemerkte ich, wie dumm das war. Mein Vater war Arzt und hat wahrscheinlich schon so oft mit solchen Verletzungen zu tun gehabt. Ich hab so gut wie keine Chance ihm zu verklickern, dass alles okay war. "Leen, du weißt genauso gut wie ich, dass dass nicht stimmt. Wer hat dir das angetan?", erkannte er meine Lüge und sah mich eindringlich an. Seinem Blick wich ich nach wie vor aus. Ich hab Angst vor dem, was passiert, wenn ich Leon verrate. Er wird mich doch umbringen. Alleine die Reaktion von ihm, als ich nur das Thema angesprochen habe war ja schon genug. "Lass mich bitte einfach in Ruhe", flüsterte ich kaum hörbar und stand auf, um mich ins Bett zu legen. Die Angst vor den Folgen ist zu groß, ich darf es niemandem sagen. Seufzend stand mein Vater auf und verließ langsam den Raum. So schnell hatte er glaub ich noch nie aufgegeben. Naja, es gibt immer das erste Mal.

Müde schwang ich mich aus dem Bett und bleib erstmal sitzen. Eigentlich hatte ich so garkeine Lust auf diesen Tag. Zum einen wird Papa wahrscheinlich die ganze Zeit Fragen stellen und das kann ich momentan garnicht gebrauchen und zum anderen will Leon, dass ich zu ihm komme. Wie komme ich da eigentlich jemals wieder raus? Naja, ich könnte auch zur Polizei gehen und dem ganzen so ein Ende setzen, aber ich traue mich nicht. So wie ich Leon kenne, beziehungsweise kennengelernt habe, hat der richtig viele Leute, die er auf mich hetzen würde. Allein das macht mich wieder richtig nervös. Unmotiviert stand ich auf und zog mich um. Dieses frühe Aufstehen zehrt ziemlich an meinen Kräften. Aber immerhin hab ich daran gedacht meinen Wecker früher zu stellen, um gemütlicher mit Muffin zu gehen. Dieser stand übrigens auch schon ungeduldig vor meiner Tür und wartete darauf endlich nach draußen zu können. Nachdem ich mir meine Jacke geschnappt hatte und mir meine Haare zurecht gezupft hatte gingen wir los. Die ursprüngliche Idee davon war, dass meine Haare die Hämatome am Hals bedeckten, aber ob das wirklich funktionierte war Mal in den Raum gestellt. Falls jemand drauf achtet wird er es wohl sehen. Das heißt Papa wird es höchstwahrscheinlich wenn wir wieder zurück sind entdecken. Wie ich mich schon darauf freue. Tausend Fragen und diese Besorgtheit, die er schon bei jeder kleinsten Verletzung von mir zeigte.

"Levin? Was machst du hier?", fragte ich verwirrt und sehr überrascht. Dass er so früh morgens vor unserer Tür steht ist ungewöhnlich. "Ich wollte dich abholen", grinste er und sah mir dabei zu wie ich meinen Schlüssel aus meiner Tasche kramte. Die Leine von Muffin drückte ich ihm solange in die Hand. Während er also den Hund begrüßte verschaffte ich hab Zugang zum Haus. Ganz ohne Grund wird er nicht hier sein, das war mir wohl bewusst, aber das kann er ja gleich sagen. "Ich muss noch kurz essen, willst du auch was?", erkundigte ich mich und ging schonmal in die Küche. Laut den Schritten hinter mir, folgte er mir auf meinem Weg. In der Küche empfingen uns erstmal drei verwirrte Blicke von Papa, Paula und Alex. Während ich etwas zögerte, ging Levin gleich auf sie zu, begrüßte sie und begann Gespräche mit ihnen zu führen. Ich könnte sowas nie. Und ich würde es auch nicht wollen. Ich bin ja froh, dass ich einigermaßen mit denen aus der WG und Paula klar komme.
In meinen Gedanken versunken aß ich mein Brot. Levin ist mit Alex in irgendein Gespräch abgedriftet und Papa redete mit Paula. Also war ich so ziemlich überflüssig in diesem Moment. Damit hatte ich aber nicht wirklich ein Problem. Somit konnte ich mich wieder auf meine Gedanken hinsichtlich Leon konzentrierte. Jeser gesunde Menschenverstand würde sagen, ich sollte nicht wieder zu ihm gehen. Ich wäre doch selber auch dafür, aber diese Angst ist immernoch viel zu groß. Eins steht auf jeden Fall fest, Alleine komme ich da sicher nicht mehr raus. Vielleicht könnte ich es ja Levin sagen. Einfach nur mit ihm darüber reden. Er wird wahrscheinlich am wenigsten tun. Da siehts bei Papa und den anderen genau anders aus. Vor allem bei Papa. So wie ich ihn kenne würde er am liebsten gleich zu Leon gehen und dem eine rein hauen. Natürlicher Vaterinstinkt oder sowas eben. Sobald wir uns also auf den Weg zur Schule machen werden, werde ich mit Levin reden. Ich hoffe nur er versteht mich wenigstens.

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:)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt