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In der Tür stand Papa, der mich leicht verwirrt anblickte. Als er dann den Zettel in meiner Hand sah, wurde seine Mimik noch verwirrter. Auch wenn er noch nicht weiß, dass ich seine Post gelesen hatte, kommt es nicht wirklich unauffällig, wie ich ich hier stehe. Aber durch das was ich eben gelesen hatte, fuhren meine Gedanken nur noch Karussell.
"Wann wolltest du mir das sagen? Wenn du in Köln bist?", ließ ich lautstark meiner aufgestauten Wut freien Lauf und warf ihm den Brief entgegen. Dieser landete aufgrund der fehlenden Flugkapazität auf dem Boden. Mein Körper zitterte und ich merkte, wie sich Tränen anbahnten. Ich durfte jetzt nicht weinen.
"Leen", fing er leicht überfordert an,"es geht nicht anders"
Achja? Trotzdem hätte er mal mit mir reden können. "Wieso soll es nicht anders gehen? Und was hat das damit zu tun, dass du nicht mit mir redest?", unterbrach ich ihn bei seiner Erklärung. Auch meine Stimme zitterte inzwischen und der Schwindel, der vorhin im Unterricht da war kam auch zurück. Mein Kreislauf macht das nicht mehr lange mit, schätze ich. Zur Vorsorge stützte ich mich an der Wand ab. Es drehte sich auf einmal alles.
"Marleen, was ist los?", hörte ich ihn besorgt fragen. Trotz der Tatsache, dass er direkt neben mir stand, hörte sich seine Stimme so unendlich weit weg an. Die Zeit verging kaum und auch die Beschwerden bleiben. Solange, bis es komplett schwarz wurde und ich in die Bewusstlosigkeit abschweifte.

Als ich wieder wach wurde, war ich immernoch im Flur. Nur eben auf dem Boden. "Da bist du ja wieder. Was war los?", kam es direkt von Papa, der neben mir kniete. Seine Stimme und sein Blick waren immernoch sehr besorgt. Was los war? Ich hab mich aufgeregt und mein Körper ist das nicht gewöhnt. Woher der Schwindel kam weiß ich zwar nicht, aber ich hielt es jetzt auch nicht für nötig das zu erwähnen. Mühsam setzte ich mich hin und lehnte mich mit dem Rücken zur Wand. "Ich hol dir was zu trinken, bleib erstmal sitzen, okay?", beschloss er und stand auf, um wahrscheinlich in die Küche zu gehen. Bei dem Gedanken an unseren Streit eben, bahnten sich langsam die Tränen über mein Gesicht. Es war einfach alles wieder viel zu viel. Ich hatte das Gefühl, dass es zurzeit ein Stapel mit Unglück gibt und irgendjemand immernoch mehr drauf kippte.
Inzwischen war Papa mit einer Wasserflasche wieder-gekommen und setzte sich neben mich.
"Ich schätze ich muss dir einiges erklären.", murmelte er seufzend. Ein nicken meinerseits kommentierte diese Erkenntnis. Und ob er das muss.
"Ich würd vorschlagen, dann gehen wir liebe raus Sofa, anstatt hier auf dem Boden rumzusitzen.", wenn er unbedingt meint. Mit meiner Flasche in der Hand stand ich auf und stiefelte zu besagtem Ort. Zwar war es hier schon deutlich gemütlicher, aber in einer gewissen Weise war das auch ein rauszögern der Wahrheit.
Meine Nervosität war nach wie vor vorhanden, immerhin wusste ich nicht, was genau er mir jetzt erzählen wird.
Mein erwartungsvoller Blick durchbohrte meinen gegenüber beinahe.
"Also.", Papa atmete ein letztes mal tief durch, "Dass Mama und ich uns in letzter Zeit Recht häufig gestritten haben muss ich dir ja nicht sagen. Es klappt zwischen uns einfach nicht mehr wie früher."
Stille. Heißt das etwa, dass sie sich scheiden lassen und er deshalb nach Köln geht? Aber was ist mit mir? Oder mit Mama. Tausend Fragen schwirrten in mein Kopf umher.
"Mama und ich werden uns trennen. Sie wird hier bleiben und wir beide gehen nach Köln, deshalb auch der Zettel. Ich wollte einfach noch abwarten, bis ich die Stelle habe, davor war einfach nichts sicher.", vollendete er die Erzählung vorerst. Warte. Ich soll mit nach Köln? Ich will aber in Dortmund bleiben. Mein ganzes Leben ist hier. Mein Hobby, meine Freunde. Vor allem Kim. Ich kann das alles doch nicht so einfach hinter mir lassen.
"Aber das kannst du nicht machen.", stotterte ich leise. Ich will bei Papa bleiben, keine Frage. Aber auch bei Mama. Auch wenn sie in letzter Zeit Recht komisch war und auch die Atmosphäre hier, kaum auszuhalten war, brauch ich meine Eltern. Beide. Ich hab doch sonst keinen. In so einer Situation wünschte ich mir mehr als alles andere ein Bruder oder eine Schwester zu haben. Jemand mit dem ich das gemeinsam durchstehen könnte. Aber dieser Gedanke ist noch unwahrscheinlicher, als die Tatsache, dass die beiden sich irgendwann wieder vertragen.
"Ich hab wieder Kontakt mit einem alten Freund, ich hab ihn damals in der Uni kennengelernt. Er hat angeboten, dass wir solange, bis ich eine Wohnung gefunden hab, bei ihm wohnen können.", hängte Papa noch dran. Das wird ja immer besser.
Er erwartete nicht ernsthaft, dass ich erst heute mein Leben vollkommen zurücklasse und dann die ersten, ich schätze auf mindestens andertalb Wochen, bei so nem alten Freund von ihm wohne. Ne, echt. Ich will das nicht.

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Vermutungen, wer der alte Freund ist? :P

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt