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Schlecht gelaunt ging ich die letzten Meter von der Bushaltestelle nachhause. Durch das schwänzen gestern hat mir mein Klassenlehrer natürlich erstmal eine saftige Strafarbeit, in der Form von zwei Seiten Matheaufgaben, aufgedrückt. Die Schule wurde von der Polizei, hauptsächlich nur wegen Jessy's Gepäck über das ganze informiert. Von den beiden war heute tatsächlich aber nichts zu sehen. Entweder die haben noch mit den Gesetz zu tun oder wurden von der schule geschmissen. Ich hab absolut keine Ahnung. Leise seufzend steckte ich den Schlüssel in die Haustür und schloss diese auf. Sofort schlug mir der leckere Geruch von Essen in die Nase. Dass Franco oder Robin so gut kochen können war mir auch neu. Alex hatte Nachtschicht und ist jetzt glaub ich noch nicht wach. Nachdem ich unmotiviert meine Schuhe ausgezogen hab parkte ich meinen Rucksack vorerst im Wohnzimmer. Jetzt schon nach oben zu gehen bin ich momentan zu faul. Vielleicht mach ich die Aufgaben ja auch unten. So hätte ich gleich Hilfe, falls ich die denn benötige, was bei diesem Thema nicht auszuschließen wäre. Auf dem Weg in die Küche hörte ich schon, wie sie über irgendwas redeten. Ohne etwas zu sagen betrat ich den Raum und ließ mich auf einen der Stühle fallen. Mein Blick fiel auf Paula, die am Herd stand. Das erklärt natürlich einiges. Dann ist sie die jenige, die so gut kochen kann. Ich glaub das ist das erste mal, dass ich sie sehe ohne ein Problem damit zu haben. Naja, mir wär jetzt alles lieber als der Tatsache, dass Papa immernoch im Koma liegt.
"Na? Alles fit?", begrüßte mich Franco, der soeben noch ein paar Sätze mit Robin gewechselt hatte. Mit einem leisen Grummeln bestätigte ich es, wenn auch nicht sehr überzeugend. Meinen Kopf hatte ich in meine Arme gelegt und meine Augen waren geschlossen. Ich war todmüde und absolut nicht in der Laune nachher noch so viel Schulzeugs zu erledigen. "Trink erstmal was. Was ist denn los?", antworte er und schüttete, wenn ich es richtig deuten konnte, Wasser in ein Glas, welches er dann in meine Richtung schob. Dankbar nahm ich es an und trank ein paar Schlücke. Das hab ich heute noch auch noch nicht wirklich getan. Man könnte meinen das hat er erkannt. "Muss zwei Seiten Matheaufgaben machen, als Strafarbeit wegen gestern", rückte ich murrend mit der Sprache raus und beobachtete Paula dabei, wie sie die Töpfe auf den Tisch stellte. Von ihr kam ein mitleidiger Blick, während die anderen beiden eher weniger überrascht schienen.
"Das hast du dir ja selbst eingebrockt", antwortete Franco, woraufhin ich nur die Augenbrauen hob. Hab ich irgendwas anderes gesagt? Nicht wirklich. Und das ich selber dran schuld bin braucht er mir jetzt nicht noch unter die Nase zu reiben. Das macht diese Tatsache auch nicht besser. "Jetzt gibt's aber erstmal essen", meinte Paula euphorisch und machte sich daran uns allen etwas auf den Teller zu schöpfen. Wieso ist sie eigentlich hier? Naja, wieso eigentlich nicht? Wirklich stören tut es mich nicht. Ganz im Gegenteil, auch wenn sie mit Papa zusammen ist sorgt sie für Ablenkung.

Mit schmerzendem Kopf lag ich über meiner Strafarbeit und starrte ins Leere. Der Tisch in der Küche musste, wohl oder übel, für meine ganzen Mathesachen herhalten. Das neue Thema war doch anspruchsvoller als ich gedacht hatte. Außerdem konnte ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Papa ab. Es hängt von seinen heutigen werten ab, wann man in aufweckt. Und selbst das dauert lange genug, so wie ich es verstanden hab. "Klappt's?", riss mich Franco aus meinen Gedanken. Seit wann war er bitteschön in der Küche? Genervt brummte ich etwas unverständliches in mich rein und vergrub meinen Kopf in meinen Armen. Ich konnte hören, wie er sich etwas aus dem Kühlschrank nahm. Neugierig wie ich war sah ich nach oben. Es war nur ein Joghurt, also nichts besonderes. "Wo liegt denn das Problem?",  fragte er interessiert und motiviert mir zu helfen. Bei so viel positiver Energie kann man wieder nur die Augen verdrehen. "Bei mir", murmelte ich und massierte meine Schläfen. Ursprünglich meinte ich nicht nur meine Kopfschmerzen damit, aber auf den ersten Blick sah es, für aussenstehende, wohl so aus. "Mach doch mal 'ne Pause. Du sitzt jetzt schon fast eine Stunde hier. Kein Wunder wenn da nichts mehr geht", schlug er mir vor und sah mich mit einem aufmunternden Blick an. Dafür, dass ich schon eine Stunde hier sitze, hab ich aber relativ wenig hinbekommen. Na super. "Ich glaub nicht, dass es dann besser wird", gab ich leise zu und ließ nervös meinen Kugelschreiber klicken. Franco unterbrach diese Aktion jedoch recht schnell, indem er mir diesen aus der Hand nahm. Es könnte sein, dass das etwas nervig war. "Wieso denn?", hinterfragte er meine Aussage und legte den Stift vor sich hin. Seufzend wandte ich meinen Blick von ihm ab und sah auf die wenigen Aufgaben, die ich bereits in mein Heft gekritzelt hatte. Ich hab keine Lust mit ihm darüber zu reden. Er wirds wahrscheinlich eh nicht verstehen. Genau wie der Grund der Strafarbeit. Mehr als dass ich selbst dran schuld bin kam da auch nicht. Vielleicht hab ich mir etwas mehr Verständnis dafür gehofft. Immerhin liegt mein Vater im Koma und wirklich klar kommen damit tat ich nicht. "Ist egal", wank ich ab und nahm mir meinen Stift wieder. Früher oder später muss ich die Aufgaben sowieso machen. Also wieso nicht gleich. Wie ich bereits zu ihm gesagt hab, besser mit der Konzentration wird es sowieso nicht werden.

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Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt