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Verzweifelt raufte ich mir die Haare und hörte dem Leitstellendisponent zu, der mir gerade erklärt, dass ich in meinem Zimmer bleiben soll. Auf meine Widerrede ging er nichtmal ein. Es war ein echtes Dilemma, aber letztendlich fällte ich einen Entschluss. Mamas Leben ist wichtiger, ich muss sie suchen und sie rausbringen. Ohne darauf zu achten, was der Mann gesagt hat legte ich auf, schnappte mir T-Shirt und hielt es mir unter die nase. Zügig ging ich auf dem verrauchten Flur zum Schlafzimmer und riss die Tür auf. Der Anblick ließ mich erschrecken.
Das Bett war leer. Nebendran standen mehrere leere Flaschen Alkohol. Sie trinkt? Das ist mir definitv neu. Jetzt ist es jedenfalls ziemlich nebensächlich, denn ich muss sie finden und wenn ich noch länger hier stehe, dann fang ich mir ne ordentliche Rauchvergiftung ein. Wenn ich die nicht sowieso schon hab. Systematisch und möglichst schnell ging ich die Räume ab. Hier oben war sie zumindest nicht. Meine Sicht wurde immer eingeschränkter und der Husten hatte mich inzwischen auch übernommen. Ich hätte vielleicht doch in meinem Zimmer bleiben sollen. Naja, jetzt ist es zu spät.
Unten erkannte ich auch gleich den Brandherd. Das Sofa. Mit großem Abstand zu diesem durchschaute ich das Wohnzimmer und rettete mich schluss endlich zur Haustüre. Draußen ließ ich mich auf das feuchte Gras fallen und genoss die frische Nachtluft. Wobei das auch wieder von einem Hust-Anfall unterbrochen wurde. Mein Hals machte meinem Kopf mit den Schmerzen ziemlich Konkurrenz, wobei ich nichtmal sagen könnte, was momentan mehr weh tut.
Viele Fragen kreisten nur so in meinem Kopf umher. Wo ist meine Mutter? Wieso zur Hölle brennt das Sofa und seit wann trinkt sie. Wenn ich richtig gesehen hatte, standen im Wohnzimmer auch Flaschen. Ob leer oder nicht, es passt einfach so garnicht zu ihr. Damals hat sie Alkohol nichtmal angerührt.

"Wir brauchen hier 'nen Sani! Kleine, kannst du mich hören?" Verwirrt drehte ich mein Kopf dorthin, wo die Stimme her kam. Ein Feuerwehrmann hatte sich neben mich hingekniet und blickte mich erwartungsvoll an. Mit einem leichten Nicken bestätigte ich dies. "Warst du im Haus?", stellte er die nächste Frage. Erneut nickte ich und bestätigte die Tatsache mit einem weiteren Hustenanfall. Inzwischen waren auch zwei Sanitäter bei uns angekommen.
"Ist dort noch jemand drin?" Diesmal antwortete ich mit einem Kopfschütteln. "Das Sofa brennt.", murmelte ich leise und schloss die Augen. Zwar wurde ich auch hier direkt aufgefordert sie wieder zu öffnen, aber ich schaffte es nicht wirklich. Und langsam aber sicher verschwand ich in der Bewusstlosigkeit.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen, die erstmal mit dem Tageslicht kämpfen mussten. Als ich es dann geschafft hatte sie vollends zu öffnen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Allen Anschein nach, befand ich mich in Krankenhaus. Was war denn überhaupt nochmal passiert?
Bruchteile des Brandes kamen wieder hoch. Ebenso die ganzen Fragen. Am liebsten würde ich dennoch wissen wollen, was mit Mama war. Bevor ich mir aber weiter Gedanken über sie machen konnte, unterbrach mich ein leises Klopfen an der Tür. Sofort schnellte mein Kopf in die Richtung. Ein Arzt betrat den Raum. Gefolgt von Papa und einer fremden Frau, die jedoch, gleich wie Papa, in Alltagskleidung war. "Du bist ja wach. Wie fühlst du dich?", konfrontierte mich der Doktor gleich mit einer Frage und prüfte meine Werte. "Geht so", antwortete ich leise. Wobei es eher ein Krächzen war. Mit einem Räuspern probierte ich das zu beheben. "Weißt du denn noch was passiert ist?", erkundigte er sich weiter und hielt mir ein Glas Wasser, welches auf dem kleinen Tisch stand, hin. Nach einem großen Schluck und einem weiteren Räuspern begann ich zu erzählen:"Ich hab den Rauchmelder gehört und den Notruf abgesetzt. Dann hab ich nach meiner Mutter geschaut, aber die war nirgends. Dann bin ich nach draußen, wo die Feuerwehr irgendwann gekommen ist. Mehr weiß ich nicht" Die Mimik meines Vaters war durchgängig besorgt.
Der Arzt erklärte mir noch, was danach passiert ist und dass ich noch mindestens zwei Tage hier bleiben sollte. Irgendwas von Rauchvergiftung und Intubation, aber so genau hörte ich da garnicht zu. Mit der Anweisung, dass ich mich ausruhen sollte verließ er dann auch schon das Zimmer und setzte seinen Kontrollgang fort.
"Wer ist das?", fragte ich meinen Vater sofort. Mein Blick lag auf der braunhaarigen, die genauso besorgt drei sah, wie Papa. Mit einem verlegen lächeln sah sie zu ihm, was mich nur noch skeptischer machte. "Das ist Paula.", er legte eine verdächtige Pause ein,"Meine Freundin" Sprachlos starrte ich ihn an. Er hat eine Freundin? Na das war's dann wohl komplett mit unserer Familie. Doll geliebt haben kann er Mama ja nicht, wenn er gleich wieder ne neue hat. Mit einem knappen, Hi, meldete sich Paula zu Wort. Ich war aber immernoch damit beschäftigt auf diese Situation klarzukommen.
"Was ist jetzt eigentlich mit Mama? Und wieso hat es gebrannt?", lenkte ich gekonnt von dem Thema ab. Was tun dagegen kann ich doch eh nicht mehr und sein Liebesleben geht mich ja eigentlich nichts an. Ohne auf die Frage zu antworten nahm Papa sich zwei Stühle, so dass sich beide hinsetzten konnten. So richtig akzeptierten von jetzt auf gleich konnte ich sie aber nicht, wodurch ich mich auch vorerst nur auf Papa konzentrierte. "Sie wurde während des Brandes, auf der Hauptstraße, komplett besoffen von der Polizei aufgegabelt. Der Brand ist durch ausgelaufenen Alkohol und eine Zigarette ausgelöst, meinte die Feuerwehr."
Stets fassunglos ruhte mein Blick auf ihm. Man konnte merken, dass auch er nicht sonderlich erfreut von dieser Tatsache war. Kein Wunder. Seine Ex Frau trinkt und zündet dabei noch das halbe haus an. Wobei ich von rauchen auch nichts gewusst geschweige denn gerochen habe.
Anscheinend hat sie die Trennung doch nicht so einfach weggesteckt wie Papa es getan hat. Und das hätte so gesehen mein Leben kosten können. Hätte allein der Rauchmelder nicht gepiept, dann...

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Überraschende Wendung? (:

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt