•30•

4K 134 17
                                        

"Bist du unsere neue Schülerin?"
Vorsichtig drehte ich mich um und musterte den Lehrer, der vor mir stand kurz. Ein leichtes Nicken antwortete auf die Frage. "Sehr schön. Ich bin Herr Schmidt", er reichte mir seine Hand, die ich zögerlich schüttelte. "Marleen", stammelte ich leise. Meine Gefühle waren momentan die Definition von Unwohlsein. Am liebsten würde ich unsichtbar sein. Alles lieber, als diese Situation hier. Ohne weiteres zu sagen, ging er an mir vorbei und stellte seine Tasche auf dem Lehrerpult ab.
Die Klasse schien seine Anwesenheit reaktiv wenig zu stören, denn keiner von ihnen zeigt auch nur ansatzweise eine Reaktion. Immernoch relativ verloren ging ich ein paar Schritte vor, um nicht allzu abseits zu stehen. Mit einem kurzen Blick auf den Lehrer konnte ich sein genervtes Gesicht erkennen. Eigentlich schien der ganz nett, aber man weiß ja nie.

Ein schriller Pfiff holte mich aus meinen Gedanken. Abrupt drehte ich keinen Kopf in die Richtung, aus der er kam. Herr Schmidt, der soeben seine Finger wieder runternahm, hatte jetzt die volle Aufmerksamkeit. "So, alle mal her hören. Das ist Marleen, unsere neue Schülerin."
Nun lagen die Blicke auf mir. Das war der Moment, in dem ich realisierte, wie ich hier stehen muss. Ängstlich und verletzlich. So wollte ich auf keinen Fall rüberkommen. Mit einem leichten lächeln und einer besseren Körperhaltung blickte ich in die Runde und bekam sogar ein paar nette Blicke zurück. Vielleicht ist dieser Haufen hier doch nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte.
"Sie kann hier sitzen", kam es auf einmal aus der letzten Reihe. Ein Mädchen, zeigte auf den leeren Platz neben sich. Fragend sah ich zu der Lehrkraft, die die Aussage nur mit einem nicken bestätigte. Also werde ich dann wohl dort sitzen.
"Hey, ich bin Jessy und das ist Finja.", stellte sie sich und ihr Nebensitzerin vor.
"Marleen", sprach ich mit einem leichten lächeln, welche schon Jessy direkt erwidert wurde. "Ich weiß"
Die ganzen Zweifel von vorhin waren verschwunden. Wie Seifenblasen, die irgendwann zerplatzen. Schlimm fand ich das nicht. Die beiden Mädchen erinnern mich ein bisschen an Kim. Sie war auch immer so freundlich und hatte ein Herz für jeden. Ich war ihnen so unendlich dankbar, für den kleinen Halt, den sie mir boten. Ohne diesen wäre ich aufgeschmissen. Manchmal braucht man eben ein kleines bisschen Unterstützung. Aber jetzt sollte ich vielleicht aufhören mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, sondern zuhören. Der Unterricht hatte nämlich schon begonnen und ich will nicht schon am ersten Tag einen schlechten Eindruck machen. Auch eine Sache, die mir Papa gestern noch eingetrichtert hatte. Der erste Eindruck zähle, deshalb solle ich mich anstrengen. Mal schauen, wie oder ob ich das mache. Jetzt sollte ich erstmal aufpassen.

Mit einem tiefen Atemzug zog ich die frische Luft, die mich draußen erwartete ein. Für den ersten Schultag in dieser Stadt lief das verdammt gut. Die anderen aus der Klasse hatte ich in der Pause etwas näher kennengelernt und sie hatten mich, zu meiner Verwunderung, gut aufgenommen.
Und auch die Lehrer, waren deutlich netter, als die auf meiner alten Schule.
Jetzt kommt aber erstmal die nächste Hürde. Mit dem Bus, alleine, zu Papas Wache. In der schule konnte ich meine Angst gut ausblenden, doch jetzt kroch sie wieder an. Schneller als mir überhaupt lieb war. Könnte auch daran liegen, dass der Vorfall in der Nähe der Wache passiert ist. Auf der anderen Seite war das aber auch meine Rettung. Mit einem Seufzen betrachtete ich die Nachricht, die mein Vater mir heute morgen gesendet hatte. An der Buslinie war auch noch eine Karte angehängt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich diesmal verlaufe war also ziemlich gering. Obwohl ich das bei meinem Orientierungs-Sinn immer hinbekomme.

Mit einem kurzen nicken begrüßte ich den
Busfahrer und zeigte ihm die Fahrkarte. Das erste mal Bus fahren in Köln. Na gut, so spannend ist es jetzt auch nicht und da ich fast die einzige im Bus bin, war die Fahrt ganz in Ordnung. Ich kann jetzt schon die fragen hören, mit denen ich gleich überhäuft werde. Tausende fragen, wie es den war werden ja allein von Papa kommen. Und da ich absolut nicht in Redelaune bin, kann das ja noch lustig werden. Ich will momentan eigentlich nur schlafen. Nach zwei Wochen Ferien ist so ein Schultag ganz schön anstrengend.

-----------------------------------------------------------------------
Ich will wieder schule Maaaaann

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt