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Geschockt starrte ich mehrere Sekunden lang auf das Geschehen. Geistesgegenwärtig und ohne nachzudenken öffnete ich leise die Tür. Weder mein Vater, noch der Mann, der eine Pistole auf ihn richtete, hatten mich bis jetzt bemerkt. Der Anblick schockierte mich nach wie vor. Papa, der mit leicht erhobenen Händen vor der Wand stand, redete leise und beruhigend auf den Mann ein. Die Angst in seinen Augen, war aber, zumindest für mich, kaum zu übersehen.
"Lass meinen Vater in Ruhe!", sprach ich ihn urplötzlich mit zitternder, aber dennoch lauter Stimme an. Beide Köpfe schossen in meine Richtung. Ebenso die Pistole, die nun auf mich gerichtete war. Auf dem Gesicht des Mannes kam ein minimales Grinsen zum Vorschein. Etwas, was mir ziemlich Angst machen. "Da ist die kleine Familie ja komplett", säuselte er in dem selben Ton, wie ich in zum ersten Mal erlebt hatte. Von wegen zu wenig Beweise, das was er hier abzieht ist Beweis genug. Vorsichtig erhaschte ich kurzen Blickkontakt mit Papa. Er war ganz und garnicht erfreut, dass ich hier war, so viel stand fest. "Was hat mein Vater Ihnen getan?", fragte ich unsicher. Die Tatsache, dass eine Waffe auf mich gerichtet war ließ mich nervös werden. Der scharfe Blick von Papa entging mir nicht. Ich wusste genau, dass ich das nicht tun sollte, aber in meinem Hirn befand sich sowieso nur Wirrwarr momentan. Ich sollte mir dennoch nicht allzu sicher sein, dass er mir nichts tun wird. "Er hat meinen Bruder umgebracht, also werde ich ihn umbringen", er fuchtelte mit der Waffe in die Richtung von Papa. Seine Visage wurde deutlich wütend. Ängstlich trat ich einen Schritt zurück. Dadurch, dass er sich kurz auf Papa konzentrierte fiel ihm das zum Glück nicht auf. "Herr Kunze, Ihr Bruder hatte einen Herzinfarkt, für ihn kam jede Hilfe zu spät", entgegnete Papa mit seiner, mir schon allzu bekannten, ruhigen Stimme. Normalerweise strahlte er genau die gleiche Ruhe aus, wie in seinem Satz eben, aber langsam konnte man auch ihm anmerken, wie nervös er wurde. Immerhin war seine eigene Tochter in der gleich großen Gefahr, wie er selbst. Als wüsste der Mann nicht mehr, was er sagen sollte schaute er Papa an. Der wütende Blick sprach jedoch alles andere als Beruhigung aus. "Scheiße", murmelte plötzlich jemand leise auf dem Flur. Unauffällig warf ich schnell einen kleinen Blick dorthin. Wie vermutet war es Franco der so schnell wie er gekommen ist, in meinem Blickfeld wieder verschwand. Er hat es gesehen. Das heißt er wird Hilfe holen. Hoffe ich zumindest. Langsam ließ das Adrenalin, welches sich in meinem Körper angesammelt hatte nach und ich spürte förmlich, wie ich immer schwacher wurde. Außerdem spürte ich meine Rippen wieder deutlich. Wie ich die vermisst habe. "Ihr seid zu spät gekommen. Patrick ist wegen dir gestorben", riss mich die schon fast aggressive Stimme aus dem versinken in Schmerzen. Wie versteinert beobachtete ich, wie er seine Waffe wieder auf Papa richtete. Ich sah das Szenario, wie er auf ihn schoss schon vor mir, als Papa wieder das Wort ergriff, diesmal in einer ziemlich festen Stimme:"Sie hätten viel früher eien Notruf abgegeben sollen. Wir waren schnell da, aber zu spät." Hat er gerade ernsthaft dem Typ mit der Waffe Vorwürfe gemacht? In das so eine gute Idee ist, denk ich persönlich ja eher nicht. Dennoch schien es zumindest für einen kurzen Moment zu wirken, da der Typ seien Waffe wieder sinken ließ. Auch sein Gesichtsausdruck hatte sich schlagartig verändert. Hat das wirklich was gebracht. Unsicher wechselte ich kurz einen Blick mit Papa. Auch er schien leicht überrascht zu sein. Der Blickwechsel wurde aber gleich von einem Schmerz in meinen Rippen unterbrochen. Leise zischend fasste ich dort hin, was es nicht gerade besser machte. Wär ich doch bloß in meinem Zimmer geblieben. Ich konnte spüren, wie beide Blicke auf mich gewandert waren und nein Vater sofort zu mir ging und mich zu dem Krankenbett stützte. Anscheinend war es Papa in diesem Moment ziemlich egal, dass ihn eigentlich ein Irrer mit einer Waffe bedrohte. Als ich mich hingesetzt hatte, fiel ihm das augenscheinlich wieder ein, da er sich sofort zu dem Typen drehte. "Herr Kunze, geben sie mir die Waffe", sprach er mit einer ruhigen und dennoch festen Stimme. Der besagte war wie ausgetauscht. Schon beinahe fassunglos starrte er Papa und mich an. "Ich bin schuld", murmelte er leise. Augenscheinlich hat der Satz von Papa doch mehr gezogen, als es geplant war. Als hätte ich es geahnt hob der Mann seine Hand mit der Pistole und führte sie langsam zu seinem Kopf. "Ich bin schuld, dass er Tod ist", wiederholte er erneut. Die Waffe war inzwischen an seiner Schläfe. Ebenso wie er zitterte ich, als würden Minusgrade herrschen, was absolut nicht der Fall war. Gebannt starrte ich den ursprünglichen Täter an, der allen Anschein nach, nicht wirklich davon zurückschrecken würde, sich selbst umzubringen. Obwohl ich das ganze schon  vor meinem inneren Auge gesehen hatte, schreckte ich stark zurück, als plötzlich ein Schuss ertönte und der Mann zu Boden ging. Ganz sicher etwas, was ich heute nicht sehen wollte.

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Cliffhänger mag ich hihi

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt