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Misstrauisch verfolgte ich Papa in die Küche und lehnte mich mit verschränkten Armen ab den Türrahmen. Nach ein paar Minuten bemerkte er meine Haltung und musterte mich verwirrt. "Mir sagst du auch immer ich soll mit dir reden, also wieso sagst du mir nicht was los ist?", forderte ich eine Erklärung und blickte ihn erwartungsvoll an. "Du bist echt stur, weißt du das eigentlich?", antwortete er seufzend und widmete sich dem Gefrierfach. Das muss gerade er sagen. Er redet ja garnicht mit mir. "Ja, von wem hab ich das wohl", meinte ich ironisch und setzte mich an den Küchentisch, nur um ihn weiter mit meinem erwartungsvollen Blick zu durchlöchern. Die Tiefkühlpizzen, die er kurz darauf auf den Tisch legte inspizierte ich genaustens. Ich weiß genau wie er, dass das nicht die gesündeste Ernährung ist, aber es schmeckt einfach verdammt gut. Außerdem essen wir das ja auch nicht täglich. "Ich will die", beschloss ich und zeigte auf meine Auswahl. "Erzählst du mir wenigstens beim Essen was los ist?", ich konnte einfach nicht aufgeben. Das würde definitiv nicht zu mir passen. Papa hat schon Recht. Ich bin doch genauso stur wie er. "Marleen, es gibt auch Sachen, die du nicht wissen musst.", sein Ton war deutlich kühler, als zuvor und man konnte spüren, dass er allmählich genervt wurde. Zumal er mich sehr selten bei meinem vollen Namen nennt. Das ist ein deutliches Anzeichen auf seine schlechte Laune. Beleidigt vergrub ich meinen Kopf in meinen Armen, die ich auf dem Tisch platzierte. Hauptsache er ist derjenige, der mir immer erzählt, wie wichtig es ist miteinander zu reden. Klar ist es was anderes, aber auch wenn ich erst 14 bin, kann er mir doch trotzdem sagen, was los ist. Auf jeden Fall komm ich mir leicht verarscht vor. Es fühlt sich mal wieder dezent so an, als würde er mir nicht vertrauen. "Hey, Leen, nimm das nicht persönlich. Ich will dich einfach nicht mir irgendwelchen Sachen belasten. Ich komm schon klar, mach dir um mich keine Sorgen okay?", seine Stimme war wieder deutlich ruhiger, während er sich neben mich setzte und mir die Hand auf meine Schulter legte. Unschlüssig sah ich ihn an. Ich kann ihm nach wie vor nicht lange sauer sein. Wobei man das nichtmal sauer nennen konnte. Es hat mich einfach verletzt. Tut es zwar immernoch, aber seine Entschuldigung reicht mir vorerst aus. "Dann red' wenigstens mit einem aus der WG", schlug ich einen Kompromiss vor. Grinsend nickte er und wuschelte über meine Haare:"Es kommt mir fast so vor, als wärst du mein Klon" Stimmt schon irgendwie. Immerhin sind das so Sätze, die eigentlich für ihn typisch sind. Mit einem Grinsen zu Papa fischte ich mein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Ich hatte soeben eine Nachricht von meiner Mutter bekommen.
"Mama fragt, ob ich morgen zu ihr kommen möchte", informierte ich meinen Vater leise. Ich weiß immernoch nicht, ob ich das wirklich will. Auch wenn das eine Art Friedensangebot von ihr ist, bin ich trotzdem skeptisch. Die Begegnung im Gericht mit ihr war zwar auch nicht ganz so schlimm, aber die letzten Tage Zuhause war sie schon komisch. "Und möchtest du?", erkundigte er sich, während er die Pizzen aus dem Ofen holte. Auf einmal vergeht die Zeit ganz schnell. Wäre das nur vorhin auch so gewesen. Dann hätte ich jetzt bessere Laune. Als Antwort auf die Frage zuckte ich nur mit den Schultern. Vor meinem inneren Auge hatte ich nach wie vor meine Pro-Contra Tabelle. Die Argumente waren gleich auf, umso schwerer war es mich zu entscheiden. "Gib ihr doch ne Chance. Und wenn's nichts ist kannst du ja noch zu Kim und Noah, die freuen sich bestimmt auch", versuchte er mich zu überreden. Der will mich auch nur loswerden über das Wochenende. Aber das Argument Kim hat mich wirklich überzeugt. An diese hatte ich bis jetzt noch garnicht gedacht. Was bin ich nur für eine schlechte Freundin. "Überzeugt!", erwiderte ich knapp und wiedermal grinsend.
Nachdem wir gegessen hatten und wir beide der Meinung waren, dass das mit unserem kleinen Ausflug heute Mittag nichts mehr wird, machte ich mich daran einen Rucksack zu packen für die paar Tage. Papa war damit einverstanden, dass ich heute gleich gehe. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass er das nicht allzu schlecht fand, dass ich das Wochende über weg bin. Er verheimlicht bestimmt schon wieder was, aber auf sowas wie vorhin hab ich keine Lust mehr. Kim war auch begeistert davon, dass ich komme und sie wollte mich direkt vom Bahnhof abholen. Von heute auf morgen schlafe ich dann bei ihr. Irgendwie bin ich froh, dass Köln nicht allzu weit weg von Dortmund ist. Somit sind solche spontanen Besuche nicht unmöglich. Theoretisch könnte ich viel öfter zu Kim. Genug Gesprächsthemen haben wir ja. Bei dem was mir schon alles passiert ist.

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Was verheimlicht Phil ihr wohl? :))

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt