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"Also zieh dich noch kurz um und dann können wir auch schon los"
Mein Blick glitt an meinen Klamotten hinunter. Ist es denn so schlimm in Jogginghose? Wenn ich ihn das fragen würde, käme er bestimmt gleich mit, was macht das denn für einen Eindruck blablabla. Mir ist es eigentlich relativ egal, was die Polizisten von mir denken werden. Zum einen kenne ich die nicht und werde die wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen und zum anderen macht es doch keinen Unterschied, ob ich in jeans oder in Trainingshose dort auftauche. Aber in Papas Augen anscheinend schon. Er will wahrscheinlich bloß nicht, dass man schlechtes über uns denkt. Augenrollend drehte ich mich um und ging wieder nach oben. In meinem Koffer musste ich erstmals nach einer Jeans suchen. Die hatte ich beim Packen nämlich als erstes in den Koffer getan und waren somit ganz unten. Aus zeitlichen Gründen war es mir dann doch relativ egal, dass jetzt die Hälfte der Sachen nebendran lag. Bevor Papa wieder rum motzt beeil ich mich lieber. 
Auch meine Bandagen vom Kickboxen lagen vor dem Koffer. Wenigstens denk ich dann so nachher dran nach einem neuen Verein zu schauen. Mein Trainer hatte bei meiner Abmeldung gesagt, dass ich nicht allzu lange davon fernbleiben sollte und das habe ich auch definitiv nicht vor.
"Robin müsste, sofern er nicht auf Streife ist ja auch auf der Wache sein. So kennst du wenigstens jemandem", informierte mich Papa, auf der Fahrt Richtung Inspektion. Wieso Robin?
"Hä?", erwiderte ich verwirrt. Er grinste wieder nur, bevor er mir überhaupt eine Antwort gab. Wie mich das immer ankotzt.
"Robin arbeitet auf der Wache", klärte er mich schmunzelnd auf. Er ist also auch einer von denen. Na super. Dann ist da ja doch einer, der mich kennt. Obwohl man das als kennen nicht wirklich bezeichnen kann. Außer ein paar Sätzen haben wir gestern und heute nicht sehr viel gesprochen. "Woher kennst du ihn und Franco eigentlich?", wenn ich schonmal mit Papa alleine bin kann ich die Gelegenheit ja nutzen, um weitere Infos herauszufinden. Immerhin war der Gedanke, mit drei Fremden zusammen zu wohnen immer recht komisch. Und da ich bis jetzt noch zu schüchtern war überhaupt mit denen zu Reden, spricht ja nichts gegen das Fragen von ihm.
"Mit Robin bin ich damals schon in die Schule gegangen und Franco hab ich dann durch Alex kennengelernt und auf mehreren Seminaren wieder gesehen", erklärte er mir. So ist das also. Franco ist dann anscheinend auch in dieser Rettungsdienst Branche, denn auf anderen Seminaren ist Papa ja nicht. Als wir an der Wache angekommen waren, überkam mich direkt ein unwohles Gefühl. Um ehrlich zu sein hatte ich nie wirklich etwas mit der Polizei zu tun, außer gestern morgen eben, aber da ich das nichtmal wirklich mitbekommen hatte, zählt das für mich eher weniger. Was wenn ich irgend ein Detail ausversehen falsch erzähle? Ich hab einfach Angst irgendwas falsch zu sagen oder zu machen.
"Alles klar bei dir? Du wirkst so nervös", da kommt dann wieder dieser Röntgenblick von Papa raus. Aber wahrscheinlich bin ich einfach mal wieder mega auffällig.
"Bin ich vielleicht auch", beichtete ich mit leicht zitternder Stimme und lehnte mich immernoch nervös ans Auto.
Mein Vater kommentierte das mit einem skeptischen Blick. Hier kommt jetzt mein Sturkopf Wieder raus. Obwohl meine Meinungsbildung diesmal ja ziemlich spontan war. Aber davor hatte ich mir auch keine großen Gedanken zu dem Thema gemacht. Erst seit wir hier sind haben sich die Zweifel angeschlichen.
"Du brauchst dir doch nicht so viele Gedanken zu machen. Wir gehen da rein, du sagst aus was du gesehen hast und fertig. Oder was ist genau das Problem?", inzwischen hatte er sich auch an das Auto gelehnt und sah mich mit seinem besorgten Blick an. Eben das ist ja das Problem. Ich fühlte mich absolut nicht wohl in dieser Stadt und umso schwerer fällt es mir hier mit den Leuten umzugehen. Wo war nur das Selbstbewusstsein, dass ich damals mal hatte hin? Durch die doofe Trennung von Mama und Papa wird alles anders. Selbst mein Charakter. "Hey, ich bin doch bei dir. Außer deiner Aussage musst du ja nichts sagen", probierte Papa mich davon zu überzeugen in das Gebäude zu gehen.
Er hat ja Recht. Eine Präsentation muss ich ja nicht halten, aber allein die Aussage war mir schon zu viel. Trotzdem kam ich wohl nicht drum herum.
"Auf wen wartet ihr denn?", sprach uns plötzlich eine bekannte Stimme an. Mit dem heben meines Blickes konnte ich auch erkennen, wer es war. Robin, in Uniform. Wehe Papa sagt jetzt ihm irgendwas von unserem Gespräch. Der wird doch auch denken ich sei bescheuert.
"Auf niemanden. Wir wollten gerade reingehen oder Marleen?", bei dem letzten Satz sah er mich erwartungsvoll an woraufhin ich nur langsam nickte. Ich hab wohl keine andere Wahl.

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Seid ihr unsicher darüber, was andere von euch denken?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt