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Die zwei Tage im Krankenhaus vergingen sehr langsam. Mein Gesundheitszustand verbesserte sich schnell wieder und am zweiten Tag fühlte ich mich wieder vollkommen fit. Zum Glück bestätigte das auch der Arzt und ich durfte endlich wieder nachhause. Wie vermutete sollte ich mich diese Woche aber noch schonen und noch nicht in die Schule gehen.

"Was war jetzt eigentlich mit Mama?", kam ich auf das Thema zurück, welches er bei den letzten Besuchen immer geschickt umgangen ist. Papas Blick war auf die Fahrbahn gerichtete. Noch eine halbe Stunde Autofahrt und wir sind wieder in Köln. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Stadt mal vermisse. Aber ich hatte mich inzwischen eingelebt. In Dortmund hätte ich nichtmal mehr etwas was mich dort hielt. Kims Versöhnungsversuche hab ich bis jetzt tapfer ignoriert. Und auf ihre Nachrichten, in denen sie sich tausendmal entschuldigt hat, hab ich auch nicht geantwortet. Wozu denn auch? Wenn Adrian ihr wichtiger ist als ich, dann soll sie doch mit ihm glücklich werden. "Sofern ich es mitbekommen hab, hat sie keine Erinnerungen mehr an diese Nacht. Aber das Alkoholproblem hat sie schon länger.", seine Stimmlage war kühl und man konnte immernoch deutlich spüren, was er für einen Hass auf sie entwickelt hat. "Ihr wird jetzt geholfen", fügte er etwas leiser hinzu. Da hab ich mir schon fast gedacht. Schade aber, dass immer erst etwas passieren muss, bevor man auf solche Sachen Aufmerksam wird. Ich vermute nämlich, dass selbst Opa das schon gewusst hatte. Schließlich hat er eine Zeit lang mit ihr in dem Haus gewohnt. "Wolltest du nicht eigentlich bei Kim schlafen von Freitag auf Samstag?", wollte er auf einmal mit einem  skeptischen Unterton wissen. Irgendwie hatte ich darauf gehofft, dass er das vergessen hat. Den Streit mit ihr hab ich ihm eigentlich bis jetzt ganz gut verschweigen. "Ursprünglich ja.", seufzte ich leise und sah der Landschaft beim vorbeiziehen zu. "Aber Adrian war ja wichtiger.", vollendete ich meinen Satz. Nur mit größter Mühe konnte ich meine Tränen zurückhalten. Noch nie hatte ich mich so hintergangen gefühlt. Dass sie mich vergessen hat ist ja das eine, aber dann noch mit zugedröhnter Birne anzurufen und sich entschuldigen zu wollen ist das allerletzte. Wäre sie nüchtern, und damit meine ich hinsichtlich Drogen und Alkohol, zu mir gekommen und hätte mir eine plausible Erklärung geliefert hätte ich ihr eventuell sogar noch verzeihen können. Aber wie gesagt, sie hat ihre Chance gehabt und diese hat sie vermasselt.
"Ich versteh gerade nur Bahnhof", gab er unwissend zu. Genervt verdrehte ich die Augen. Nicht, weil er es nicht wirklich kapierte, sondern weil ich keine große Lust hatte das nochmal zu wiederholen.
"Sie ist mit dem Typen lieber auf ne Party gegangen, als Zeit mit mir zu verbringen. Und abends hat sie dann völlig bekifft  angerufen und wollte sich entschuldigen", berichtete ich ihm leise. Von der Seite hörte ich nur ein scharfes einatmen. Er hätte das wahrscheinlich nie von Kim erwartet. Ich ja auch nicht. Aber wie heißt es so schön, Liebe macht blind. Seit sie diesen Adrian kennt hat sie sich mega verändert. Ich kann mich noch an sie erinnern, wie sie vor ein paar Monaten gesagt hat, dass sie niemals Drogen nehmen wird. Schon krass, wie sich Menschen über so eine kurze Zeit verändern können.

"Marleen kommst du zum Essen?", rief Franco von unten. Papa musste wieder zum Dienst, da irgendein Kollege ausgefallen ist. Sofern ich mich nicht irre sind nur Franco und Alex Zuhause. Eigentlich ja nicht schlimm, aber wenn man bedenkt, dass sie genauso besorgt über meinen Gesundheitszustand sind, wäre es mir lieber alleine zu sein. Unmotiviert trottete ich die Treppen nach unten und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Die Fahrt hat mich ehrlich gesagt ziemlich müde gemacht. Lediglich das Rufen des Sanitäters hat mich davon abgehalten einzuschlafen. Müde stützte ich meinen Kopf in meine Hände. Obwohl es jetzt meine Chance wäre endlich Mal wieder etwas besseres zu essen, als im Krankenhaus hatte ich irgendwie keinen Hunger. In der Klinik hab ich kaum gegessen, was zum Glück niemandem aufgefallen ist und an die wenige Nahrungszufuhr hatte sich mein Körper ziemlich schnell gewöhnt. "Alles in Ordnung bei dir? Willst du nichts essen?", erkundigte sich Alex. "Hab kein Hunger", meinte ich leise und nahm einen Schluck aus meinem Wasserglas. Immerhin fragten sie nicht weiter nach und ließen meine Aussage so stehen.
Wäre Papa hier gewesen, wäre das Thema ganz sicher nicht so schnell erledigt gewesen.

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Übergangskapitel^^
:)

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt