•104•

2.3K 110 17
                                        

Nervös trommelten meine Finger auf meinem Oberschenkel herum. Inzwischen hatte ich mich an die Seite gesetzt um wirklich niemanden zu nerven. Skeptisch ließ ich meinen Blick über die Einsatzstelle schweifen. Alex ist momentan noch mit zwei Schülern beschäftigt. Einer hat sich sofern ich mitbekommen hab, an der Hand verletzt und eine schiebt wohl mega die Panik. Verständlich. Ich frag mich auch immer wieder, wie ich es schaffen konnte keine Panikattacke zu bekommen. Weitere Motorengeräusche auf sich aufmerksam. Als ich mich umdrehte sah ich einen weiteren RTW und den zweiten Notartztwagen, welche nachgefordert wurden. "Wir haben Kontakt zu dem Jungen. Er wurde angeschossen", teilte plötzlich Mark seinen Kollegen mit. Levin. Es kann niemand anderes, als Levin sein. Erschrocken sprang ich auf und ging zum Einsatzleiter. "Levin?", fragte ich nervös. Eher überrascht davon, dass ich so plötzlich hinter ihm stand drehte er sich um und musste letztendlich nicken. Wusste ich's doch. Es war eine meiner schlimmsten Vermutungen. Und sie ist soeben wahr geworden. Wenigstens ist er wohl irgendwie wieder an das Handy heran gekommen und konnte sich melden.
Noch schockierter, als vorhin taumelte ich zurück und prallte erst Mal mit einer anderen Person zusammen, die mich gerade noch so von einem Sturz abhalten konnte. Der kommt ja passend. "Marleen? Alles gut?", erkundigte er sich direkt besorgt ohne mich loszulassen. Seine Angst, dass ich umkippe ist wahrscheinlich zu groß. Obwohl das völlig berechtigt ist, da ich selbst nichtmal wusste, ob es passieren würde oder nicht. "Levin", stotterte ich nach einem kurzen Kopfschütteln und starrte weiter auf die Schule. Wer gut im Kombinieren war, hat die Situation jetzt erfasst. Offensichtlicher ging es ja auch nicht. Olivers Blick war aber nach wie vor fragend. "Oli? Würdest du kurz mitkommen?", ergriff Franco, wo auch immer der jetzt her kam, das Wort. Nachdem er kurz mit den anderen Sanitätern gesprochen hatte verschwand er kurz mit dem Notarzt. Wahrscheinlich übernimmt er jetzt den Part des Überbringers. "Willst du dich Mal setzen? Du bist ziemlich blass", bemerkte Jacky. Eher abwesend nickte ich und ließ mich auf der Bank nieder, auf der ich sowieso die ganze Zeit gesessen habe. Das schlimmste ist, dass ich einfach nichts machen konnte. Das fraß genauso an mir, wie diese Unwissenheit, wie es Levin geht. Er hatte schon immer die Gabe eigene Verletzungen runterzuspielen. Das meinte auch schon Johanna und sie muss es ja schließlich wissen, als seine Schwester. Ich hab Angst, dass er wirklich schlimmer verletzt ist, als er es zugibt. "Leen?", riss mich Alex aus den Gedanken. Seit wann stand er bitte vor uns? Leicht verwirrt sah ich ihn an. "Phil hat seinen Einsatz beendet. Sollen wir ihm bescheid geben, dass er vorbeikommen soll?", fragte er und betrachtete mich besorgt. Anscheinend war an Jackys Aussage schon was dran, so wie er mich ansah. Ohne groß zu überlegen bestätigte ich seine Frage mit einem knappen Nicken. Obwohl ich noch nicht nachhause wollte, brauchte ich ihn einfach.

Keine fünfzehn Minuten später war er auch schon da. Und das genauso besorgt, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. "Geht's dir gut? Was ist passiert?", überhäufte er mich sofort mit gefühlt tausend Fragen. Seufzend nickt sich, so dass wenigstens die erste Frage beantwortet ist. "Die haben Levin angeschossen", flüsterte ich leise und mit zitternder Stimme. Das ganze auszusprechen war noch schwieriger, als es überhaupt schon war. "Hey, ganz ruhig", meinte er dieses Mal deutlich vorsichtiger, als vorhin und nahm mich in den Arm. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich einfach Geborgen und konnte die Sache einen Moment lang in den Hintergrund Rücken lassen. So gut das auch funktioniert hat, so schnell wurden wir auch schon unterbrochen. Und zwar von den lauten Befehlen des Einsatzleiters. Wenn ich mich nicht verhört hatte, wollten sie ins Gebäude und zumindest Mal Levin rausholen. Laut seinen Aussagen sei er wohl ziemlich nah am Ausgang, was für die Polizei sehr vorteilhaft war. Und mir auch zeigte, dass der Junge noch wach und ansprechbar war. Jetzt heißt es nur noch Daumen drücken, dass dort nichts schief geht. "Kleine, schau mich mal an", erregte Papa die Aufmerksamkeit auf sich. Langsam gleitete mein Blick, der bis eben wieder auf der Einsatzstelle war, zu ihm. "Levin schafft das, verstanden? Ich glaube es wäre jetzt erstmal besser, wenn wir nachhause gehen okay?" Überfordert starrte ich ihn an. "Ich will hier nicht weg, bevor ich weiß dass es ihm gut geht", widersprach ich stotternd. Meine Stimme zitterte immernoch und war nur der Beweis dafür, wie zerbrechlich ich im Moment war. Wortlos blickte mich Papa mit seinem besorgten Blick an und stand auf. Ich wusste nicht wieso, aber ich tat ihm gleich. Nachdem er uns dann kurz abgemeldet hatte, ließ ich mich mehr oder weniger freiwillig ins Auto nieder. Ich wusste nichtmal, ob mir wirklich die Kraft fehlte, weiter zu widersprechen oder ich es einfach eingesehen hatte. Wahrscheinlich war es einfach beides.

-----------------------------------------------------------------------
Denkt ihr Levin ist arg verletzt?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//It's DifficultWo Geschichten leben. Entdecke jetzt