Kapitel 4: Von einem Schreck in den Nächsten

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Sie stoppte, er nutzte jede Möglichkeit ihr seine Antipathie unter die Nase zu reiben; atmete dann kurz durch, setzte ihren Weg dann fort, verließ das offene Gefängnis und apparierte zum Fuchsbau.
Hermine fühlte sich noch schlechter als sie das schiefe Haus sah und die lachenden Stimmen hörte, die aus jedem Fenster drangen.
Zitternd ging sie zur Haustür, öffnete sie, wurde direkt von Molly in die Arme geschlossen.
„Spätzchen", sie drückte sie nah an sich, strich ihr liebevoll über den Rücken, „alles in Ordnung?"

Sie brach in Tränen aus, zum gefühlt 100. Mal an diesen Tagen, schüttelte den Kopf, wurde von Molly umso fester gedrückt, „ich will das nicht", schluchzte sie, „er ist so furchtbar... noch schlimmer als in Hogwarts."
„Komm erstmal rein", Molly löste sich von ihr, sah traurig lächelnd über ihr Gesicht, strich ihr die Tränen von der Wange und schob sie ins Wohnzimmer.
Harry und Ginny sprangen auf, als sie ihre Freundin erkannten und nahmen sie ebenfalls in den Arm.
„Du siehst furchtbar aus", stellte Harry fest, musterte sie besorgt, Ginny stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite, „du würdest vermutlich noch schlechter aussehen, wenn du mit Umbridge verheiratet worden wärst..."
„Ginny", protestierte Molly, „Severus ist einer der Guten."
„Davon merke ich nichts", sagte Hermine schwach, ließ sich auf das Sofa fallen, strich sich über die mittlerweile geschwollenen Augen.
„Du siehst schlimmer aus als nach Bellatrix' Folterung...", Harry schüttelte den Kopf, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.
Sie strich sich gedankenverloren über den linken Arm, „das war ein Spaziergang im Gegensatz zu dieser Ehe.", sie senkte den Kopf, „Wo ist Ron?"
Molly räusperte sich, lief schnell in die Küche und holte etwas zu essen, Hermine sah fragend zu Ginny, Harry und Molly, als sie wieder den Raum betrat, „wo ist er?", wiederholte sie.

„Er... also... er ist bei dem Mädchen, welches er nächste Woche heiraten soll", erklärte sie vorsichtig.
„Oh...", Hermine schlitterte von einem Schreck in den Nächsten, eigentlich hatten sie sich geschworen beieinander zu bleiben, egal mit wem sie die Ehe eingehen müssten, sie würden gemeinsam dagegen vorgehen, versuchen diese Ehen aufzulösen. Dass er jetzt nicht genauso trübselig im Fuchsbau saß machte sie noch trauriger.
„Sie ist ganz furchtbar", warf Ginny ein, bemerkte natürlich wie getroffen ihre beste Freundin davon war.
„Du kennst sie?", Hermine sah sie an.
„Ron hat sie letzte Woche mitgebracht", rutschte es Harry heraus, Ginny sah ihn böse an.
„Letzte Woche? Ich war letzte Woche noch gar nicht... ich dachte wir...", ihr blieben die Worte im Hals stecken, der Tag wurde schlimmer und schlimmer; vermutlich würde jeder Tag immer nur noch schlimmer werden, bis sie schließlich irgendwann sterben würde, alt, verbittert und sehr sehr einsam.
Wenn das Leben es gut mit ihr meinte, würde der Tod nicht allzu lange auf sich warten und sie könnte dieser grausamen Welt sehr viel eher entfliehen.

Die Worte, die von ihrer Ersatzfamilie auf sie eindrangen, nahm sie gar nicht mehr wahr, sie stand auf, lief wie in Trance aus dem Wohnzimmer und Ron direkt in die Arme, „Hermine! Was... was machst du denn hier?", fragte er fast schon panisch.
„Ihr habt mir gefehlt", hauchte sie, versuchte etwas in seinen Augen zu lesen, fand darin nur Schuld, keine Freude sie zu sehen, kein Mitgefühl, dass sie Hermine Snape war.
„Gut siehst du aus", quatschte er drauf los, nahm sie in die Arme, ließ sie schnell wieder los, „schön, dass du hier warst, du wolltest gerade gehen, oder?", er wandte den Blick ab, wollte der Situation schnell entgehen.
„Mhm...", sie nickte, hielt die aufkommenden Tränen noch zurück und stürmte dann aus dem Fuchsbau, apparierte in ihr Elternhaus.

Dieses Haus hatte ihr immer Trost und Schutz geboten, wie gerne hätte sie sich jetzt in die Arme ihrer Mutter geworfen, hätte sich von ihr trösten lassen. Sie hätte über ihren Rücken gestreichelt, über ihre Haare, hätte sie so lange im Arm gehalten, bis sie sich wieder beruhigt hätte.
Sie ging ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch, hüllte sich in eine Decke ein und lehnte müde ihren Kopf an das Polster der Couch.
Warum bleibst du nicht einfach hier? Das ist dein Haus, er hat gesagt du sollst dein Leben leben, es ist ihm egal..., fragte ihre Kopfstimme, sie gähnte, nickte sich selbst zu, legte sich bequem auf die Couch und schlief schnell ein.

Gerade, als sie ihre Batterien ein wenig aufgeladen hatte, polterte es an die Haustür, sie schreckte hoch, stand gähnend auf, ging mit der Decke um die Schultern und völlig verwuschelten Haaren zur Tür.
Es war bereits sehr dunkel, sie hatte gar nicht gemerkt wie spät es schon war und stand ihrem unliebsamen Ehemann gegenüber.
„Können Sie mir verraten was Sie hier machen?", fragte er angespannt, er kochte vor Wut.
„Ich hab geschlafen", meinte sie durcheinander, strich sich den Schlaf aus den Augen.
„Es ist 3 Uhr nachts.", Snape presste die Kiefer aufeinander, „Sie sagten Sie würden zum Fuchsbau gehen."
„Und Sie sagten es interessiert Sie nicht, was ich mache!", gab sie zurück.
Er wollte irgendetwas sagen, fand aber nicht die richtigen Worte, er hatte ihr zwar gesagt, dass es ihn nicht interessierte, aber er hatte leider trotzdem das Gefühl ein gewisses Maß an Verantwortung für sie übernehmen zu müssen.
Sie war immer noch irgendwie ein Kind, hatte so gerade eben den Krieg überlebt, auch wenn er sie absolut nicht heiraten wollte, die Schicksalskarten wurden nun mal so gemischt und er musste das Beste daraus machen.
„Kommen Sie jetzt mit.", sagte er barsch, er wollte nicht mitten in der Nacht mit ihr diskutieren, er war ebenfalls hundemüde, als sie vor einigen Stunden nicht ‚nachhause' gekommen war, fing er an sie zu suchen.
„Nein. Ich kann bei Ihnen nicht schlafen. Es ist ungemütlich und regelrecht feindlich!", moserte sie.
„Bitte verzeihen Sie, dass meine Behausung nicht Ihren Ansprüchen genügt, Madame", der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar.
„Es ist nicht die Behausung, es ist die Antipathie in Ihrem Haus, die mir mit jeder Minute entgegenschlägt und von Ihnen ausstrahlt!", sie gab ihm den berühmten Hermine-Granger-Blick, wollte gerade wieder die Tür zuschlagen, als er seinen Fuß dazwischen stellte.
„Zwingen Sie mich nicht Sie unsanft mitzunehmen.", zischte er bedrohlich leise.
„Seit wann schert es Sie ob Sie jemandem wehtun oder nicht?", sie schnaubte abfällig.
„Miss Granger bitte", mit einem Mal war seine sonore Stimme leise, fast schon sanft, er sah sie offen an, Sorge mischte sich in seinen Blick.
„Sie können doch auch genauso gut hier schlafen.", sagte sie unbeholfen, sie wollte einfach nur eine Nacht in Frieden schlafen, er könnte auf der Couch schlafen und sie in ihrem Zimmer.
Er nahm einen tiefen Atemzug, „kommen Sie dann morgen früh wieder mit?"
Sie nickte schnell, „ja, versprochen. Nur eine Nacht.", öffnete dann die Tür wieder etwas weiter, ließ ihn eintreten.

Brummend ging er ins Haus, es war ihm wirklich zuwider hier zu sein, fremde Umgebungen machten ihn immer schon nervös und diese strahlte so viel Liebe und Wärme aus.
Er konnte verstehen, dass sie lieber hier sein wollte, sein eigenes Haus war eine Gruft an wenig liebevollen Erinnerungen.
„Wollen Sie etwas trinken?", fragte sie unsicher, wollte ihm seinen Mantel abnehmen, als er ihr zu verstehen gab, dass er seinen Mantel selbst aufhängen konnte.
„Sie wissen schon, dass es Mitten in der Nacht ist... Sie gehen jetzt wieder schlafen, genau wie ich.", zog streng die Augenbrauen zusammen.
Fahrig strich sie sich über das Gesicht, „das... hab ich vergessen... wollen Sie auf der Couch schlafen oder oben? Wir haben ein Gästezimmer."
„Gehen Sie einfach irgendwohin", er war bereits jetzt genervt, auf was für eine dumme Idee war er da nur gekommen?
Hermine ging die Treppen nach oben, blieb vor ihrem Zimmer stehen, nickte in die andere Richtung zu dem Zimmer, welches er bewohnen dürfte.
Er legte gerade die Hand an die Klinke, als sie wie eine Furie zu ihm gestürmt kam, „Nicht das Zimmer!", schlug ihm auf die Finger und drückte ihn unsanft weiter, perplex von der Kraft, die in ihren Händen lag, konnte er gar nicht protestieren, knallte dann die offenbar richtige Tür unsanft ins Schloss.

Die restlichen Stunden der Nacht verliefen ohne Probleme, als sie wieder wach wurde war es fast 10 Uhr, Snape hatte sie bisher nicht geweckt, vielleicht war gegangen, vielleicht hatte er sich überlegt, dass es gar keine schlechte Idee war, sie einfach hier zu lassen.
Das waren die ersten hoffnungsvollen Gedanken, die sie seit Tagen hatte und mit sehr viel besserer Laune stand sie auf, wechselte ihre Kleidung, machte sich frisch und nahm den Weg dann nach unten in die Küche.
Im Flur fiel ihr die schwarze Robe am Haken auf, die Hoffnung, dass er gegangen war, fiel zusammen wie ein Kartenhaus im Wind.
Na und? Selbst wenn er hier ist... das ist mein Haus und ich lasse mir die gute Laune nicht verderben!
Ein starker Kaffee würde die erzwungen gute Laune noch verstärken und so machte sie sich daran Kaffee zu kochen und ein Frühstück vorzubereiten, sie deckte auch für den Mann in schwarz ein, auch wenn er kein guter Gastgeber war, sie wollte sich nicht dasselbe nachsagen lassen.

Minute für Minute verging und er kam einfach nicht, selbst dann nicht, als sie ihre Tasse ausgetrunken und erneut gefüllt hatte.
Mit einem heißen Kaffee bewaffnet ging sie die Treppe nach oben, dass er um die Uhrzeit immer noch im Bett lag, war höchst untypisch für ihn.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt