Kapitel 77: Im Hier und Jetzt

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Sie verdrehte lachend die Augen, schwamm zu ihm, legte ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn, sah über sein Gesicht und seine Augen, die sie ebenso musterten, strich durch seine Haare, „für dein Alter siehst du wirklich gut aus", musste sich ein Grinsen verkneifen und versuchte ernst zu bleiben.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben", sagte er nach einem skeptischen Blick, „ich schenk dir zum Geburtstag eine Creme für deine beginnenden Krähenfüße..."
„Die teilen wir uns dann", versprach sie aufrichtig, schlang langsam ihre Beine um seine Hüften, zog sich damit noch weiter an ihn.
„Du bist so großzügig...", er streichelte über ihre Wirbelsäule, drückte sie mit der anderen Hand, die an ihren Po lag, noch ein wenig mehr zu sich und küsste sanft ihren Hals. Hermine schloss entspannt die Augen, nahm einen tiefen Atemzug, genoss seine Lippen an ihrem Körper, streichelte über seinen Nacken, vergrub ihre Hand in seinen Haaren.

Nach einer Weile, in der sich bestimmte Gefühle in bestimmte Regionen gelegt hatten, löste sie sich ein wenig von seinen Lippen nur, um sich gänzlich an ihn zu lehnen, den Kopf auf seine Schulter gestützt, streichelte verträumt über seine Schulter.
„Es ist so ruhig hier", sagte er nach einer Weile leise, „so friedlich."
„Ja... es ist so, als wäre man völlig abgeschottet... als gäbe es nur das Hier und Jetzt.", das hatte sie schon als Kind an diesem Ort so verzaubert, als wäre es ein Fleck in einer anderen Welt.
„Es gibt nur das Hier und Jetzt", sagte er, suchte ihren Blick, lächelte und verschloss ihre Lippen mit seinen.

Einige Stunden später, sie hatten sich zwischenzeitlich wieder auf die Decke gesetzt, aneinander gekuschelt und von der Sonne trocknen lassen, zogen sie sich an, packten alles zusammen und apparierten bis kurz vor das Dorf, welches in den ganzen Jahren, die vergangen waren, noch schöner war als damals mit ihren Eltern.
Es war größer, lebendiger, mit einigen Geschäften mehr und Gryffindor sei Dank blieb die Räucherei bestehen. Schon als sie sich dem Geschäft näherten schnupperte Hermine fast schon aufgeregt durch die Gegend, Severus sah sich interessiert um, während sie schnell in den Laden lief und ihre Augen immer größer wurden. Severus bekam nur am Rande mit, dass Hermine sowohl geräucherten Aal als auch Makrele mit einem passenden Baguette und frischem Kräuterquark kaufte, dazu ein passendes vollmundiges Bier für jeden von ihnen.
„Schon fertig?", fragte er fast perplex, als sie ihn an der Hand mit herauszog, er musterte gerade eine auf Eis ausgelegte Dorade.
„Ich hab alles, was ich wollte", sie lächelte glücklich, verließ dann gemeinsam mit ihm den Laden und lief durch das Dorf, fand von dort aus den Trampelpfad in den Wald zur Hütte, die mittlerweile sogar ausgeschildert war.
Als sie dort ankamen hatten beide längst vergangene Bilder im Kopf, Bilder, die sie recht schnell verdrängen wollten, auch wenn diese Zeit damals im Grunde noch gut war, irgendwie war es damals der Anfang vom Ende.

Mit einem mulmigen Gefühl öffnete Severus die Tür, es war genauso verstaubt und verlassen wie vor den vielen Jahren, aber im Grunde hatte sich nichts verändert.
Das alte Sofa hatte mittlerweile einige angefressene Stellen und Löcher und auch das Fell vor dem Kamin war nicht mehr das Einladendste.
„Du kümmerst dich um die Lebensmittel und ich um den Rest, in Ordnung?", Severus sah ihren Unmut, was er durchaus nachvollziehen konnte.
Hermine ging zum Kühlschrank, säuberte ihn und brachte ihn magisch wieder zum Laufen, Severus hingegen gab sich größte Mühe die abgeranzte Hütte auf Hochglanz zu bringen.
Das Sofa verschwand, ebenso wie das Fell, der Boden war vom Zentimeterdicken Staub befreit, ebenso wie die speckigen Fenster.
Anstatt einer neuen Couch zauberte er an der Wand gegenüber der Feuerstelle ein großes einladendes Himmelbett, es war nicht so detailreich wie sein eigenes, aber durchaus schön anzusehen, schwebende Kerzen, wie in der Großen Halle, gaben ihr sanftes Licht in den Raum ab und erhellten ihn, zusammen mit dem entfachten Feuer im Kamin, auf eine romantische Art und Weise.

Hermine sah sich um, „hast du Pläne, von denen du mir nichts gesagt hast?", zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich dachte mir wir verbringen die Nächte dieses Mal nicht auf einer unbequemen Couch oder dem Boden... wir werden langsam zu alt für sowas", er fasste sich gespielt schmerzerfüllt an den Rücken, konnte ihr damit ein Lachen entlocken.
„Du hast recht...", stimmte sie zu, „aber den Fisch möchte ich nicht im Bett essen...", zauberte einen kleinen Tisch und zwei Stühle und stellte das Essen in die Mitte, zwei Teller, Besteck und Gläser samt den Flaschen auf das Holz.
„Das riecht wirklich köstlich", meinte er, sah neugierig auf den Fisch, bekam dann von Hermine die Hälfte des Aals und eine Dorade auf den Teller gelegt, dazu die Hälfte des Brotes, schüttete ihm noch das Glas mit dem Bier ein, „Danke..", sagte er ein wenig verdattert.
Mit einem Lächeln auf den Lippen nahm sie sich den Rest des Essens, schüttete ihr Bier ebenfalls in das Glas, „Guten Appetit", machte sich dann als erstes an den Aal, riss ein Stück Brot ab und träufelte etwas von dem Quark auf ihren Teller, konnte sich ein anerkennendes Stöhnen nicht verkneifen, „genauso gut wie damals", nuschelte sie mit vollem Mund.
Severus probierte etwas zurückhaltender das abendliche Mahl, er schnitt ein Stück von dem Aal ab, besah es sich, schnupperte erneut daran und steckte es sich dann vorsichtig in den Mund nur, um dann festzustellen, dass es sehr gut schmeckte und er den Fisch ohne Gedanken verspeisen konnte.
Es war ein einfaches, aber wohlmundendes Essen und als Severus schlussendlich das Bier probierte, hätte er sich für den Rest seines Lebens nur noch von geräuchertem Fisch, Baguette, Quark und Bier ernähren können, sowohl Aal als auch Dorade schmeckten vorzüglich.

Als Hermine ihren Teller geleert hatte lehnte sie sich zufrieden in ihrem Stuhl nachhinten, wischte mit einer Serviette über ihren Mund und musterte Severus, der ebenso zufrieden zu ihr sah, „es hat dir offenbar auch geschmeckt", stellte sie lächelnd fest.
„Sehr gut", er nickte, „aber ich habe auch nicht an deinem Geschmack gezweifelt."
„Ob das nur für das Essen gilt?", ein Schmunzeln flog über ihr Gesicht, nach einer kurzen Überlegung stand sie auf, umrundete den Tisch und setzte sich auf seinen Schoß.
„Nach dem Essen sollst du ruh'n...", benetzte ihren Hals wieder mit Küssen, „oder Tausend Schritte tun", nuschelte er, strich über ihren Rücken.
„Wir ruhen...", sie lachte leicht, strich über seine Wange und seine Haare nachhinten.
„Eine Nachtwanderung hätte auch etwas Aufregendes."
„Das können wir ja vielleicht morgen Abend machen", sie hielt sich die Hand vor den Mund, um das Gähnen zu verstecken, „heute will ich einfach nur schlafen und kuscheln... bist du damit einverstanden?"
„Ich bin mit allem einverstanden", gab ihr ein Küsschen auf die Wange, schob einen Arm dann unter ihre Beine und stand mit ihr vor der Brust auf, legte sie langsam auf das Bett, zog sich noch die Robe aus und setzte sich ebenfalls auf das Bett.
„Das ist wirklich viel bequemer als die Couch...", seufzte sie, strich über die weichen weißen und reinen Laken, rutschte weiter in die Mitte, damit er genug Platz hatte sich hinzulegen, was er schließlich auch tat, nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte.
Er streckte sich, der Rücken knackte ein wenig, was Hermine aufblicken ließ, „ich bin in einem knackigen Alter", meinte er selbstbewusst, sie seufzte nur bei diesem schlechten Wortspiel, schob dann einen Arm um seinen Bauch und das Gesicht an seine Brust, suchte mit warmen Fingern den Weg unter sein Shirt.
Noch bevor irgendjemand der beiden etwas sagen konnte, waren sie eingeschlafen, die gefüllten Mägen, die Ruhe, das bequeme Bett und die körperliche Betätigung den ganzen Tag über forderten nun ihren Tribut.
Stunden vergingen, bevor Hermine die Augen aufschlug und sich leicht verwirrt umsah.

Die Kerzen waren erloschen, die Glut des Kamins glomm nur noch wenig, verströmte trotzdem noch eine angenehme Wärme.
Hermine sah zurück auf das Bett, Severus lag an Ort und Stelle, nahm tiefe Atemzüge, das Gesicht völlig entspannt. Sie nahm einen tiefen Atemzug, spürte wieder dieses Gefühl in sich, welches sich nun immer öfter manifestierte.
Sie liebte ihn, das konnte sie nach allem nicht mehr abstreiten, auch wenn sie es schon vor einiger Zeit gespürt hatte; aber sie hatte stets versucht diese Gedanken zu untergraben, die Wahrheit nicht einzusehen.
Ein Seufzen verließ ihren Mund, sie schüttelte leicht den Kopf, befreite sich magisch von ihrer Kleidung bis auf das Shirt und den Slip und entfernte seine Hose, zog die Decke über sie beide und kuschelte sich wieder an ihn.

Am nächsten Morgen wachte Severus auf, streckte sich mit einem brummenden Gähnen und drückte die junge Frau neben sich weiter an ihn, drehte sich leicht zu ihr und musterte die schlafende Schönheit, von der er wieder einmal nicht wusste, warum sie ihm überhaupt eine zweite Chance gewährt hatte.
Sie war schön, majestätisch schön, mit einer überragenden Intelligenz und einem vollkommen einnehmenden Charme, sie hatte Witz, Humor und Schneid, schreckte nicht davor zurück, ihre Meinung klar zu äußern und ihm die Stirn zu bieten.
Er wusste schon vor all den Jahren, an dem Tag ihrer Scheidung, dass er sie liebte und wortwörtlich das Beste in seinem Leben an diesem Tag verloren hatte.
Er liebte sie, hatte, wenn er ehrlich war, nie damit aufgehört und nun, da er sie wieder jeden Tag bestaunen durfte, wuchs die Liebe mit jeder vergehenden Stunde, auch wenn er versuchte, sie nicht mit diesen Gefühlen und dem Wunsch nach Nähe zu überfordern.
Seine Finger strichen über die makellose, glatte Haut, drückten ihr Kinn sanft ein wenig mehr zu sich und legte seine Lippen auf ihre, küsste sie zärtlich wach.
Aus dem Schlaf gezogen schmiegten sich ihre Lippen fast automatisch an seine, sie schob sich streckend ein wenig mehr nach oben, schlang ihren Arm um seinen Hals und zog sich halb auf seine Brust.
Ein friedliches Seufzen schlich sich aus ihrem Mund, als sie sich lösten, mit einem zufriedenen Lächeln spielte er mit den verstrubbelten Locken, die sich um ihren Kopf gelegt hatten.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt