Kapitel 83: Aus den Schatten heraus

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„Ich bin nicht mit Ron zusammen", stellte sie klar, dass Ron aus ihrem Haus kam ließ allerdings alle Alarmglocken schrillen.
Matt sah sie fragend an, „ich bin mit Severus zusammen, ihr habt euch kennengelernt vor der Apotheke.."
„Der Professor."
Sie nickte lächelnd, „ich weiß nicht was Ron für einen Plan verfolgt, aber bitte tu mir den Gefallen und sprich nicht mit ihm wenn du ihn siehst...", kümmerte sich dann wieder um das Bein, bestrich es mit einer Salbe, die die Entzündung herauszog und ließ dann die Kratzspuren heilen, „und bitte leg dich nicht mehr mit irgendwelchen Eulen an...", lachte ein wenig.
„Ich weiß ja, wo ich Hilfe bekomme", er schmunzelte ein wenig, ließ das Hosenbein wieder herunter und stand auf.

„Sei mir nicht böse, Matt...", es tat ihr leid, dass er es so erfahren musste.
„Ich bin nicht böse, ich freue mich für dich, du bist offenbar glücklich und das ist doch die Hauptsache und ich hoffe, dass du eine lange Zeit glücklich bist. Am besten für immer.", er nahm sie vorsichtig in den Arm, gab ihr ein Küsschen auf die Wange und verabschiedete sich ein letztes Mal von ihr.
Es war merkwürdig zu wissen, dass sie Matt vermutlich nie wieder sehen würde und dass er sie offenbar wirklich gern hatte, sie erinnerte sich an Severus Satz, „Ich muss dir nicht erklären, was Liebe bedeutet. Du würdest auf alles verzichten, wenn du wüsstest, dass es dem anderen ohne dich besser geht."
Sie hatte Matt vor gut zwei Jahren kennengelernt, er schien von Anfang an in sie vernarrt zu sein, er hätte alles für sie getan, aber sie wollte nur einen Freund, mit dem sie ab und zu Zeit verbrachte.
Er half ihr sie selbst zu sein, er half ihr zu lachen und zu wachsen, er war einfach da, wann immer sie ihn brauchte, auch wenn sie sich wochenlang nicht meldete.
Er hatte sie nie berührt, nie geküsst, nicht einmal den Versuch gestartet sich ihr irgendwie zu nähern, es war, als liebte er sie aus den Schatten heraus, still und heimlich nur für sich, ohne ihr das erdrückende Gefühl gegeben zu haben, dass sie ihm etwas schuldig sei.
Nun schien dieses Kapitel zu Ende gegangen zu sein.

Sie räumte den Arbeitsplatz auf, widmete sich dann wieder der Auswertung der Ergebnisse und verließ am späten Nachmittag das Krankenhaus, nahm die Geheimwege ins Schloss und betrat still ihre Kerkerräume.
Severus lag auf der Couch, stützte sich ein wenig auf die Ellenbogen und sah anklagend zu ihr, „wenn du immer so spät kommst, lasse ich dich nicht mehr gehen."
Ein kleines Schmunzeln flog über ihre Lippen, sie schloss die Tür, legte ihre Tasche neben die Couch und sich auf Severus, nahm einen tiefen Atemzug und kuschelte sich auf ihn, „du hast mir gefehlt, Severus."
„Du mir auch.", er streichelte über ihre Schultern und Rücken, rutschte mit ihr zusammen ein wenig höher.
„Ron war in meinem Haus", sagte sie leise.
„Was? Woher-"
„Matt hat es mir erzählt... er war im St.Mungos weil er sich mit einer Eule geprügelt hat...", sie musste im Nachhinein fast ein wenig darüber lachen.
„Was macht Ronald in deinem Haus?", verärgert dachte Severus darüber nach.
„Das frage ich mich auch... vor allem frage ich mich, wie oft er wohl schon dort war, während ich bei dir war", Unwohlsein schlich sich in sie, sie hatte das Haus natürlich gesichert, aber er wusste genau, wie er ihre Schutzbanne auflösen könnte.
„Bitte geh nicht mehr alleine dorthin."
„Ron wird mir nichts tun.", sie lachte ein wenig.
„Versprich mir, dass du nicht alleine nachhause gehst.", wiederholte er eindringlich.
Sie stützte sich ein wenig ab, sah in sein Gesicht, „mein Zuhause ist hier... bei dir.", rutschte vorsichtig nach oben und gab ihm einen liebevollen Kuss.
„Warum bist du nur so unfassbar romantisch, Granger?", er seufzte, stand dann ein wenig umständlich mit ihr auf und trug sie in Schlafzimmer.

*

Hermine lag halb auf Severus, der völlig erschöpft und friedlich auf dem Bauch lag, die Augen waren geschlossen, ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen, „Severus?", sie strich durch schwarzen leicht feuchten Haare, strich mit der Nasenspitze über die warme Haut.
„Mhm?", brummte er.
„Was hältst du davon, wenn ich im St.Mungos kündige und McGonagall frage, ob sie mich hier anstellt?", hauchte einige Küsse auf seinen Rücken und versuchte einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen.
„Reicht dir das denn? Angestellt sein? Im St.Mungos hast du noch eine übergeordnete Position.", er sah auf einen Punkt im Raum, lauschte aufmerksam ihrer Reaktion.
„Ich dachte du würdest dich freuen", sie schob sich ein wenig mehr über ihn, zog kleine Kreise auf seiner Schulter.
„Ich würde mich sehr freuen, aber dabei geht es nicht um mich, sondern um deine Zukunft... Poppy ist noch nicht rentenreif...", er lachte leise.

Sie schwieg eine Weile, legte ihren Kopf auf seinen Rücken, strich mit ihrer Wange wie in Trance auf und ab.
„Ich möchte nur nicht, dass du dein Talent und deine Möglichkeiten nicht genügend ausschöpfst und du am Ende vielleicht unglücklich bist...", sagte er leise, der Bariton dröhnte sanft durch seinen Körper an ihr Ohr.
„Ich hab darüber schon lange nachgedacht. Meine Studien könnte ich trotzdem fortführen... vielleicht kann ich mich mit Durmstrang, Beauxbatons und Ilvermorny austauschen, die Studie und die Verbindung zu diesen Schulen ausbreiten und verbessern.", sie lächelte leicht, es war ein schöner Gedanke alle Zauberschulen der Welt in eine weitgreifende Verbindung zu bringen.
Langsam drehte er sich um, so, dass sie nun auf seiner Brust lag und ihm ins Gesicht sehen konnte, „ich möchte zu euch gehören... ein Teil hiervon sein", meinte sie.
„Aber du gehörst doch zu uns, du gehörst zu mir! Dein Name wird immer in Verbindung zu Hogwarts stehen."
„Ich möchte aber auch etwas sinnvolles dazu beitragen, dass man mit Hogwarts weiterhin etwas Gutes verbindet...", sie musterte ihn, „Ist das so falsch?"
„Überhaupt nicht", er lächelte sanft, „du wirst noch so viel sinnvolles und großartiges tun, Hermine. Die magische Welt wird staunen."

Verlegend und errötend legt sie ihre Wange wieder auf ihn, „du musst mich immer in Verlegenheit bringen", nölte sie lachend.
„Meine Bewunderung bringt dich in Verlegenheit?", fragte er überrascht.
„Severus Snape bewundert nicht... er wird bewundert.", auch wenn die meisten ihn fürchteten, Bewunderung für seine Fähigkeiten, sein Wissen und sein Talent schwang ebenfalls mit.
„Ich bewundere dich, seit du es geschafft hast den Vielsafttrank in einer Toilette zu brauen... kein Zweitklässler hat das je geschafft und es wird auch keiner schaffen.", erzählte er, schmunzelte, als ihre Wangen sich noch mehr verfärbten, „Ich bewundere dich für deine Herzlichkeit und deinen unbeugsamen Willen, für deine Konzentration und Auffassungsgabe, deine Verbissenheit eine Aufgabe oder ein Problem zu lösen. Ich bewundere dich dafür, dass du es 7 Jahre mit Harry James Potter ausgehalten hast", er lachte umso lauter, „deine unnachahmbare Loyalität, deine Freundschaft."
„Okay, ich habe es verstanden...", stoppte sie ihn laut, legte ihm eine Hand auf den Mund, „also denkst du ich sollte McGonagall fragen?"
„Sie wird dich mit Kusshand annehmen.", nuschelte er unter ihren Fingern.
„Dann sind wir fast sowas wie Kollegen", ein breites Grinsen erschien auf ihren Lippen.
„Madame Granger... klingt so streng.", er ließ seine Augenbrauen nach oben zucken, sah sie gespielt ängstlich an.
„Wenn du der Kerkerschreck bist, dann bin ich der Krankenflügelschreck...", lachte sie, rutschte dann ein wenig höher zu ihm und schmuste sich an seine Seite.
Er nahm einen tiefen Atemzug, streichelte über ihre Haare, lächelte, ... diese Frau, sein Herz machte einen großen Sprung.

*

„Professor McGonagall, haben Sie eventuell Zeit für mich?", fragte Hermine, nachdem sie ihr heimlich gefolgt war, sie musste sie am besten allein abpassen und nach einer Chance fragen.
„Miss Granger... Sie machen Severus langsam Konkurrenz mit Ihrer Anschleicherei...", die Anklage war in ihrer Stimme hörbar.
Hermine lächelte, „Verzeihung... ich.. ich wollte Sie bewusst allein antreffen."
Ein skeptischer Blick schob sich in ihre Augen, „Miss Granger?"
„Oh, keine Sorge... das klang... sehr merkwürdig, Entschuldigung. Es... geht eigentlich nur um.. also... ich habe mich gefragt, ob Sie mich vielleicht als Heilerin einstellen würden.", sie schluckte, wartete mit nassen Händen auf ihre Antwort.
„Das steht ja wohl absolut nicht zur Debatte", sagte McGonagall streng.
„Nicht?", sie sank ein wenig zusammen, kam sich beinahe schon lächerlich vor diese Hoffnung gespürt zu haben.
„Natürlich stelle ich Sie als Heilerin ein, ich habe mich schon gefragt, wann Sie im St.Mungos kündigen...", sagte sie, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt.
Ein glückliches und erleichtertes Lächeln schob sich auf ihr Gesicht, „Danke!"
„Wir sollten nachher in Ruhe Ihren Verdienst besprechen und vor allem inwieweit Poppy sich darauf einlässt, wobei sie gegen tatkräftige Hilfe nichts einzuwenden haben wird."
„Madame Pomfrey möchte ich damit wirklich nicht verärgern... sie soll nicht das Gefühl haben, dass ich ihren Platz einnehmen will..", das wollte Hermine wirklich nicht.
„Niemand wird so etwas denken, Miss Granger.", McGonagall tätschelte aufmunternd ihre Schulter, „Ich muss los, aber kommen Sie doch gegen 16 Uhr in mein Büro, dann besprechen wir alles weitere.", sie nickte lächelnd, lief dann weiter und verschwand hinter einer Ecke.

Mehr als glücklich hüpfte Hermine durch die Gänge, nahm dann die Treppen und stellte sich vor, wie sie schon bald die Schüler in Zusammenarbeit mit Poppy behandeln würde und vielleicht sogar die eine oder andere Reise nach Bulgarien, Frankreich oder Nordamerika antreten würde.
In Gedanken versunken lief sie, als die Treppen sie endlich weitergehen ließ, durch das Treppenhaus in die Eingangshalle, um Hagrid mal wieder einen Besuch abzustatten als ein gewisser Herr sie aus ihren Vorstellungen zog.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt