Kapitel 12: Eine unabschlagbare Bitte

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Hermine verbrachte den Tag am großen See unter einem Baum, beobachtete die Vögel und Schmetterlinge, sie dachte viel darüber nach wie sich die Situation in den letzten Tagen entwickelt hatte, gestern und auch heute waren beide zu weit gegangen.
Er wegen des Alkohols und sie aus Rache.
Sie sagten sich beide immer und immer wieder, wie wenig sie einander mochten und überschritten dann diese Grenze.
Es war ein einziges Hin und Her und Hermine schien genauso wenig zu wissen wie er, was sie wollte. Auch der momentane Zustand sagte ihr nicht zu, es war zum Haare raufen.

Die Sonne zog bei den ganzen Überlegungen schnell über den Himmel, ein grummelnder Magen zog sie wieder ins Hier und Jetzt, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, was bedeutete, dass das Abendessen in der Großen Halle auf sie wartete.
Wie sie ihm nun begegnen sollte, wusste sie immer noch nicht, betrat grübelnd die Halle, ging zu ihrem Platz.
Snape saß am Tisch, hatte die Vorspeise bereits hinter sich gelassen.
Sie setzte sich wortlos mit einem kleinen Abstand neben ihn, nahm sich einen Löffel und fing an die Suppe zu essen, die dampfend vor ihr stand.

„Guten Abend", sagte er überdeutlich, schüttelte bei ihrem fehlenden Benehmen den Kopf.
„Ja... Guten Abend", gab sie leise zurück, sah fahrig zu ihm und wieder zurück auf ihren Teller.
Er musterte sie skeptisch, es war ein Auf und Ab, er fand einfach nicht den richtigen Umgang mit ihr, wie er sich ihr gegenüber jetzt verhalten sollte und so entschied er sich einfach nichts zu sagen.
Schweigend und bedrückt nahmen beide das Abendessen ein, verließen die Große Halle dann ebenso schweigend und gingen schnell nach unten durch die dunklen Flure der Kerker.
Als sie eintraten, steuerte Hermine die Couch an, sie hatte sich überlegt, dass sie jemanden brauchte, mit dem sie sich unterhalten konnte, unabhängig von ihm.
Sie wollte nicht mit McGonagall reden, nicht mit Ginny oder Harry, das war einfach kein Thema, was sie mit Menschen besprechen konnte und so entschied sie sich, dass es das Beste wäre, wenn Krummbein bei ihr wäre.
Sie musterte ihn, wägte das Für und Wider für den Zeitpunkt der Frage ab, was ihm natürlich nicht verborgen blieb.

Er kannte diesen Blick, so sah sie die Leute immer an, wenn sie etwas ansprechen oder einfordern wollte und er wusste bereits jetzt, dass es ihm nicht gefallen würde.
„Was wollen Sie?", fragte er gelangweilt, setzte sich wieder auf seinen Sessel.
„Was soll ich wollen?"
„Sie sehen mich so an, als würden Sie etwas von mir wollen...", er zog die Augen zu Schlitzen, musterte sie ausgiebig.
Warum weiß er wie ich gucke, wenn ich etwas will?, sie fühlte sich ein wenig ertappt und fing vorsichtig an, „da gibt es wirklich etwas, was mir auf dem Herzen liegt..."
„Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.", nuschelte Snape.

„Es geht um Krummbein.", sagte sie, ging gar nicht auf ein, was er von sich gab.
„Um wen?", von einem Krummbein hatte er noch nie etwas gehört.
„Um meinen Kater..."
„Sie haben einen Kater?"
„Er ist ein Kniesel-Mischling... rötliches wuscheliges Fell, Sie wollen mir doch nicht einreden, dass Sie meinen Kater nicht kennen.", sie schüttelte aufgebracht den Kopf, als wäre das die größte Beleidigung, die er ihr in den letzten Tagen an den Kopf geworfen hatte.
„Dieses große Katzengetier?", er erinnerte sich dunkel, Hermine nickte, „Man möchte sagen recht hässlich..."
„Er ist nicht hässlich!", sie strafte ihn für diese Bemerkung mit einem Hermine-Todesblick, „Ich möchte ihn gerne hierhin holen."
„In meine Räume?"
„Ich hab ja keinen eigenen.", motzte sie, seit wann war er so schwer von Kapee?

„Kommt nicht in Frage.", protestierte er.
„Bitte! Er kann nicht ewig im Fuchsbau leben.", sie rutschte ein wenig in seine Richtung, sah ihn flehend an.
„Nein! Es reicht schon, dass Ihre Haare überall hier rumliegen, ich will keinen zweiten haarigen Quälgeist in meinen Räumen! Ich bin kein Freund von Katzen... nein.", sein Blick zeigte ihr eigentlich an, dass er darüber keine Scherze machte und auch nicht weiter diskutieren wollte, aber Hermine wäre nicht Hermine, wenn sie so einfach aufgeben würde.
„Wenn Krummbein hier wäre würde ich mich viel mehr mit ihm beschäftigen und Sie noch weniger nerven", schlug sie vor, sie wusste, dass das der einzige Punkt war, mit dem sie ihn überzeugen könnte.

Tatsächlich blieb er still und dachte darüber nach, er wollte nicht zu schnell nachgeben, sonst würde sie ihm bald auf der Nase tanzen und allerlei Forderungen stellen, „ich denke darüber nach... aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen."
Sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, was ihm nicht verborgen blieb, „Hören Sie auf so dämlich zu grinsen... damit schmälern Sie die Chance nur, dass Ihre sogenannte... Katze... hier einziehen darf...", säuselte er mit zusammengekniffenen Augen.
Sie nahm einen tiefen Atemzug, stand auf, ging dann geradewegs ins Schlafzimmer, er blieb auf der Couch sitzen, genehmigte sich wieder einige Gläser Alkohol, auch wenn ihm der gestrige Abend eigentlich eine Lehre hätte sein sollen.

Auch wenn er ihr verboten hatte zu Lächeln, das Grinsen verschwand einfach nicht von ihrem Gesicht. Wenn Krummbein hier einziehen könnte, hätte Hermine wenigstens eine Art Freund hier, sie vermisste es mit ihm zu schmusen und ihn zu bürsten, sie hatte immer das Gefühl, dass der Kater ihr ganz genau zuhörte, wenn sie sich über Dinge beklagte, die sie sowieso nicht ändern konnte.

Es verging eine gute Stunde, Hermine hatte sich bettfertig gemacht und umgezogen, las gerade in einem Arithmantik-Buch aus der Bibliothek, als Snape den Raum betrat, der für ihn eigentlich tabu war.
„Was wird das?", sie sah fragend von ihrem Buch auf, auch das war vollkommen untypisch für ihn.
„Ich muss mich mal kurz ins Bett legen.", hielt sich dabei den Rücken.
„Ich glaube nicht.", Hermine verschränkte die Arme vor der Brust, „Gehen Sie bitte raus."
„Ich sage das jetzt so, dass Sie es gar nicht missverstehen können: NEIN, das ist mein Schlafzimmer, Sie sind geduldeter Gast in meinen Räumen, reißen Sie sich etwas zusammen."
„Sie haben mir das Zimmer zur Verfügung gestellt, dann halten Sie sich auch daran!", sie stand schnell auf, lief um das Bett herum und öffnete die Tür, bedeutete ihm zu gehen.
Seine Dreistigkeit wurde von Tag zu Tag schlimmer.

„Wenn ich noch länger auf der Couch schlafe bricht mir das Kreuz, ich werde nicht gehen.", es war ihm völlig egal, was sie sagte und machte, sein Körper brauchte Erholung und sein Bett war prädestiniert dafür.
Noch bevor er sich hinsetzen konnte griff sie nach seinem Arm, zog ihn vom Bett weg, er sah sie wütend an, stand nah vor ihr, wurde von einem einzigartigen Duft gefangen genommen, seine Augen flogen über sie, erkannten, dass sie nur ein schwarzes Negligé trug, welches recht viel Haut zeigte.
Hermine roch den Alkohol, der wütende Blick verwandelte sich in einen anklagenden, „Sie haben wieder getrunken!"
„Ein wenig", gab er zu, es würde sowieso nichts bringen diese Tatsache abzustreiten.
„Gehen Sie raus!", sie schenkte ihm den bösesten Blick, den sie aufbringen konnte, verlor aber schnell die Hoffnung, dass er ihrer Aufforderung nachkam, als er ihre Hand löste, sah sie dabei eindringlich an und setzte sich auf die Matratze.

„Das ist meine Seite!", protestierte sie erneut.
„Das war immer schon meine Seite, Sie haben sich hier einfach breit gemacht.", sagte er und seufzte, als er sich lang machte, genoss die Entspannung, die erst schmerzhaft durch seinen Rücken zog und sich danach in Leichtigkeit auflöste.
„Wollen Sie jetzt die ganze Nacht hier bleiben?", sie stand unschlüssig an der Tür, wusste absolut nicht, wie sie jetzt reagieren sollte.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt