Kapitel 102: Von Mondblumen und Sirenen

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So geheimnisvoll wie das Zimmer in der Nacht war, so sonnengeflutet und beinahe schon göttlich wirkte es am Morgen.
Die Sonne strahlte durch das Zimmer, weckte sie auf eine sanfte Art, kitzelte über ihre Nasen. Die Helligkeit war nicht blendend oder unangenehm als sie die Augen öffneten, es war wohltuend, behaglich und vertraut, als wäre diese warme Helligkeit tief verwurzelt in ihnen, es löste so ein Gefühl aus Zuhause angekommen zu sein.
Hermine schmuste sich verschlafen an ihn, strich mit warmen Fingern über seine Haut, suchte seinen Blick und lächelte, als sie ihn fand.
„Bleiben wir heute im Bett?", fragte sie mit einer verschlafenen, aber dafür umso verführerischen Stimme, schob sich vorsichtig auf ihn.
„Als hättest du meine Gedanken gelesen", schnurrte er, drückte sie weiter zu sich nach oben, ließ seine Lippen über ihre und ihren Körper fliegen, ebenso wie seine Hände.

Nach dem ausgiebigen Morgensport knurrten ihre Mägen um die Wette, leicht bekleidet entstiegen sie den feuchten Laken, gingen geradewegs in die Küche, um sich dort für die nächste Runde zu stärken.
„Hast du gerade schon gekocht?", fragte Severus perplex, als sie das Buffet bestaunten.
„Nein... wann denn?", gab Hermine genauso perplex zurück, „das Haus sorgt sich wohl einfach um uns", lachte leicht und füllte dann zwei Teller mit allerlei Essbarem, Severus füllte zwei Tassen mit Kaffee, sowieso zwei Gläser mit Saft.
Gemeinsam gingen sie in das angrenzende Wohnzimmer, was ebenso so hell leuchtete, wie das Schlafzimmer, setzten sich auf die Couch und genossen das wohlmundende Frühstück, kuschelten sich dann, als alle Teller, Tassen und Gläser leer waren, aneinander, was eine ganze Weile anhielt, bis die Helligkeit des Raums langsam in ein Orange umschwang und dann in ein strahlendes Rot.

„Haben wir den ganzen Tag auf der Couch gelegen?", Hermine musterte den Raum, dann den Mann neben ihr.
„Dabei wollten wir das Bett überhaupt nicht verlassen", schmunzelte er, strich durch ihre Haare, wickelte eine Strähne um seinen Finger, „aber vielleicht sollten wir doch einen kleinen Spaziergang machen... ein wenig frische Luft tut uns gut."
Ohne große Diskussion zogen die beiden sich an, verließen das Haus und schlenderten in einer selten gespürten Seelenruhe durch die Anlage, dieses Mal durch die Waldgebiete, die eine Vielzahl von seltenen und teuren Pflanzen und Kräutern beheimateten.
Die Sonne verschwand in einem magischen Funkeln und Glitzern hinter dem Horizont, gab nach einer kurzen Zeit der völligen Dunkelheit das schimmernde Licht des Mondes frei, welches sich sanft auf die Pflanzen legte, die sich diesem Licht entgegen zu strecken und sich immer weiter zu öffnen schienen.

Hermine betrachtete fasziniert dieses Schauspiel, als wäre es ein langgehütetes Geheimnis, was sie gerade entdeckt hatte.
„Manche Blumen blühen nur für den Mond...", flüsterte Severus, hockte sie zu ihr, „und in diesem Licht blühen sie besonders schön..."
„Blumen, die nachts blühen?", Skepsis zog durch ihren Blick.
„Hast du noch nie etwas von Mondblumen gehört?", er strich hauchzart über die geöffneten Blütenblätter, besah sich dann seine Finger, die von einer leichten glitzernden Partikelschicht gesäumt waren.
Sie beobachtete ihn, schüttelte den Kopf, als er zu ihr sah, „das sind sehr besondere Blumen...sie besitzen einen unnachahmbaren Duft und ihre Samen tragen einen Stoff in sich, der berauschend wirkt..."
Hermine rutschte vorsichtig ein wenig näher zu der Blume, nahm zaghaft den Duft auf, den diese Blume verteilte und musste sich selbst eingestehen, dass sie wirklich außergewöhnlich gut roch.
„Ich wünschte, wir hätten diese Blumen in Hogwarts", sagte sie leise, suchte seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.
„Dann würdest du jede Nacht davor sitzen...", prophezeite er schmunzelnd, „und mich jede Nacht alleine lassen.", sein Blick war auf ihre Lippen gerichtet.
Sie sah ihn einfach an, verlor sich immer weiter in seiner Erscheinung, die in diesem Licht ebenso strahlend schön aussah, wie die blühenden Mondblumen neben ihnen.
Severus strich mit den Fingern über ihre Lippen, legte den Kopf schief, musterte sie umso mehr; der Blütenstaub, der im Mondschein schimmerte, strahlte auf ihren Lippen, als würde von ihr ein ganz eigenes Licht abstrahlen und ihn verzaubern.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt