Der Morgen brach weniger schön an, heftiger Regen prasselte an die Scheiben des Schlafzimmers und Krummbein bekam für seinen Geschmack eindeutig zu wenig Aufmerksamkeit.
Er sprang flink auf die beiden Schlafenden, die immer noch kuschelnd zusammenlagen, strich abwechselnd über Severus' und Hermines Wange und miaute im fünf Sekunden Takt.
„Hör auf", nuschelte Hermine verschlafen, „Krummbein... lass mich in Ruhe.", versuchte den Kater wegzuschieben, berührte als erstes den Mann neben ihr, öffnete die kleinen Augen und rieb sich den Schlaf aus eben jenen.Geweckt von den Bewegungen an und auf ihm öffnete er ebenfalls die Augen, erkannte, dass er immer noch den Arm um Hermine gelegt hatte.
Es war das schönste Aufwachen seit langem, auch wenn es ihm fast ein wenig unangenehm war sie so nah bei sich zu haben, Selbstzweifel und Eitelkeiten kratzten wieder an ihm.
Er löste sich vorsichtig, hob Krummbein von sich herunter und verschwand ohne ein Wort im Bad.
Hermine sah ihm nach, es tat gut eine Nacht mal wieder so verbracht zu haben, sie genoss immer schon die Wärmer eines Körpers neben sich und mit ihm zu kuscheln fühlte sich mehr als gut an, auch wenn es vermutlich ihrer Verwirrung geschuldet war, die sie gestern durch das Gesehene fühlte.
Als er komplett angezogen aus dem Bad wieder herauskam vermied er es sie anzusehen, „Guten Morgen", sie lächelte leicht dabei.
„Morgen", er nickte kurz und knapp und machte sich danach aus dem Staub.Nach der kleinen Kuscheleinheit ging er wieder auf Distanz.
Etwas, was Hermine nicht wirklich verstand. Sie hatte das Gefühl, dass sie, wenn sie einander nicht anbrüllten, ignorierten oder sonst irgendwie schäbig behandelten, eigentlich recht gut miteinander klar kamen.
Dass sie irgendwie auf einer Wellenlänge waren.
Sie schätzte seine Intelligenz, das Wissen, dass er im Brauen von Zaubertränken, Flüchen und allerlei Zaubern hatte, sie schätzte vor allem auch den Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit, die Dinge in seinem Leben mit vollendetster Perfektion zu erledigen.
Im Grunde genommen war sie genauso wie er, natürlich schwirrte in ihrem Kopf immer noch die Vergangenheit, dass er vor nicht allzu langer Zeit ihr Professor war und sehr viele Jahre älter, aber es war langsam an der Zeit mit der Idee, der gemeinsamen Zukunft mit Ron, abzuschließen.
Und wenn sie schon mit einem erfahrenen Mann verheiratet war, dann sollte sie die Tatsache vielleicht ausnutzen und sich ihm ein wenig annähern.Aber wie immer zog Severus Snape ihr einen Strich durch die Rechnung, er sah sie nicht; nicht als Frau, schon gar nicht als Ehefrau.
Getrennt voneinander frühstückten sie, getrennt voneinander verbrachten sie den Tag und auch die kommenden Tage.
Als hätte es diese Nacht und das friedliche Gespräch am Abend davor nie gegeben._
„Severus, was ist dein Problem?", Lucius seufzte, verdrehte die Augen, er spürte die Anspannung seines Freundes.
Nach Wochen der Funkstille entschied der blonde Mann sich dazu, seinen Freund endlich mal wieder zu besuchen und ein echtes Männergespräch zu führen.
Nach der gezwungenen Eheschließung war Severus recht inaktiv in ihrer Kommunikation.
Er strich sich über die Nasenwurzel, schüttelte leicht den Kopf.
„Ich merke doch, dass dich etwas belastet.", schob Lucius hinterher.
„Seit wann bist du so feinfühlig?", Severus zog die Augen zu Schlitzen zusammen.
„Seit wir von dem Dunklen Mal befreit sind... die Zeit in Askaban hat mich verändert... wie Black es 12 Jahre dort ausgehalten hat, ist mir wirklich ein Rätsel...", er erinnerte sich ungern an die Monate in dem Gefängnis, zu schlimm war die Zeit.
Severus schnaubte, „Lucius der Wohltäter", spottete er.
„Sagst du mir jetzt, was du hast?"
„Diese Ehe...", er sah angewidert auf den Ring, „ich kann das nicht."
„Warum?", fragte Lucius, noch verstand er nicht, was seinen Freund so unruhig machte.
„Warum?! Hermine Granger ist meine Frau, die nervigste Gryffindor nach McGonagall, Miss Neunmalklug... es ist furchtbar anstrengend mit ihr", seufzte er laut, „Zumal sie meine Schülerin war und 20 Jahre jünger."
„Und?"
„Sag mal... verstehst du nicht was ich sage?", fragte er erbost, drehte sich aufgebracht zu ihm.
„Doch... aber ich sehe dein Problem nicht.", er sah ihn genervt an, lehnte sich weiter in die Couch. Severus wollte gerade lospoltern, als die Tür seiner Räume geöffnet wurde und eben besagte Gryffindor hinein trat.„Oh... ich wollte nicht stören.", sagte sie verlegen, sah über Severus dann zu Lucius und wandte den Blick ab, „Ich bin auch gleich verschwunden."
„Miss Granger", Lucius stand auf, „nein viel mehr Mrs Snape, wenn Sie mir die Gelegenheit geben mich für mein Verhalten zu entschuldigen?", er ging einen Schritt auf sie zu, hielt aber weiterhin genug Abstand.
Sie sah ihn verwirrt an, sah zu Severus, der seine Augen verdrehte.
„Ich stehe tief in Ihrer Schuld... meine Art und Weise war untragbar, das Todesser-Dasein hat einen furchtbaren Menschen aus mir gemacht und es tut mir leid, dass Sie eines meiner Opfer waren. Ich hoffe Sie nehmen meine Entschuldigung an.", erklärte Lucius, wirkte dabei wirklich aufrichtig und beschämt.
„Ich glaube Mrs Snape wird von meinem ‚Mann' nicht gerne gehört...", sie gab ihm einen wissenden Blick, „Hermine ist vollkommen ausreichend.", sie ging einen Schritt zu ihm, dachte kurz darüber nach und nickte langsam, „Der Krieg ist vorbei... ich denke es ist an der Zeit jedes Kriegsbeil zu begraben.", sie reichte ihm die Hand, die er schnell nahm und sie drückte.
„Danke", Lucius lächelte leicht, er wirkte so völlig anders als früher.Das böse Lächeln, die Grausamkeit in seinen Augen war verschwunden, Hermine sah zum ersten Mal den Grund, warum Severus sich damals mit ihn angefreundet hatte und konnte es voll und ganz nachvollziehen.
Als sich ihre Hände lösten, verschwand sie im Schlafzimmer, ließ den beiden Männern den Raum, den sie brauchten.
Lucius sah ihr nach, setzte sich mit einem Lächeln auf die Couch und nickte anerkennend zu Severus, „sie ist so reif..."
Dieser seufzte genervt, „Severus, es hätte dich nicht besser treffen können!", schob Lucius nach, suchte seinen Blick.
„Sie ist ein Kind!", motzte Severus.
„Sie ist eine junge, schöne Frau... ich wünschte Narzissa wäre noch einmal 19...", seufzte er, dachte an die Zeit zurück, in der sie beide noch jung waren.
„Ich kann das nicht.", meinte Severus bestimmt.
„Wie kannst du ihr nur die ganze Zeit widerstehen? Nach dem Kuss-"
„Es gab keinen Kuss, ich habe sie nicht angerührt!", protestierte er, Lucius schlug sich vor die Stirn, schüttelte den Kopf, „Du brauchst gar nicht so tun, sie war meine Schülerin!"
„Und jetzt ist sie deine Frau! Ehefrau! Du musst sie doch begehren, du kannst mir nicht erzählen, dass du es nicht tust... wenn sie in Unterwäsche durch das Schlafzimmer läuft... sag mir, dass du dabei nichts empfindest.", forderte der Blonde.„Herrgott nochmal, natürlich löst sie etwas in mir aus. Wie du schon bemerkt hast ist sie überaus schön und in Unterwäsche noch reizender", sagte er laut und genervt, „aber es geht nicht. Ich kann und werde ihr das nicht antun. Mit ihrem ehemaligen Professor intim werden... nein... das geht nicht."
„Du bist wirklich ein Idiot, Severus... wenn du dieser Ehe weiterhin so abgeneigt gegenüberstehst, dann werdet ihr beide unglücklich.", meinte Lucius, als hätte er mit diesem Thema Erfahrung.
„Und was soll ich deiner geschätzten Meinung nach machen? Über sie herfallen? Oder ihr einen Liebestrank mixen?", er zog eine Augenbraue nach oben.
„Du solltest deine Wut und deinen Selbsthass einmal in deinem Leben vergessen, deine Stellung vergessen, vergessen wer oder was sie war und sehen was sie jetzt ist! Zärtlich sein", Lucius machte eine merkwürdige Geste, die Severus noch skeptischer gucken ließ, „wenn du deine Augen öffnest, wird dir auffallen, dass es dir nicht schwer fallen wird nett zu ihr zu sein.", er klopfte ihm auf die Schulter, nahm seinen Gehstock und seinen Mantel, „Viel Glück.", und verließ damit seine Räume.
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Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidet
FanfictionDas Schicksal meint es nicht gut mit Hermine Granger: noch in der Jubelphase über das Ende des überstandenen Krieges, versetzt das Ministerium die Welt der Zauberer mit einem neuen, völlig aberwitzigen Gesetz in Aufruhr und Schockstarre: Paragraph...