Kapitel 38: Hoffnungen

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Stunde um Stunde verging, Hermine verschlang Seite um Seite und als es weit nach Mittag war, das Essen hatte sie sich in die Räume bringen lassen, legte sie das Buch beiseite.
Irgendetwas fühlte sich merkwürdig an, sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und dass er nicht unbedingt in der Winkelgasse war um ‚lustige Silvesterspiele' zu kaufen.
Sie sah neben sich, Krummbein hatte es sich neben ihr auf der Couch bequem gemacht, „Krummbein... wo ist er nur? Hat er dir was gesagt?"
Der strubbelige Kater sah auf, legte den Kopf schief und miaute in einer Tonlage, die Hermine noch nie bei ihm gehört hatte.
„Such ihn", flehte sie leise, hatte wenig Hoffnung, dass sich ihre Forderung erfüllen würde, wurde aber wieder einmal eines Besseren belehrt.

Krummbein sprang vom Polster, ging mit hocherhobenem Schwanz zur Tür und miaute wieder, kratzte dann sogar an der Holztür, was Hermine panisch aufblicken ließ, sie rannte zu dem Kater, „was machst du?!", öffnete dann die Tür, was Krummbein gleich nutzte, um auf den Gang zu rennen und weiter in Richtung Großer Halle.
Sie ließen die Eingangshalle schnell hinter sich, es musste ein ganz merkwürdiges Bild sein, Hermine Snape lief vollkommen kopflos einem zauseligen großen Kater hinterher, der sie durch die Mauern des Schlosses führte.
Krummbein schnüffelte den Weg, den Severus gegangen war, er ließ es sich nicht nehmen nebenbei noch alles Mögliche zu erschnüffeln und wenn sein Frauchen dabei war, machte es ihm umso mehr Freude im Schnee umher zu springen, jagte noch die eine oder andere Maus in der Nähe des Seeufers.
„Krummbein... wo führst du mich hin?", jammerte Hermine, für solch eine Wanderung war sie nicht dick genug angezogen, selbst ein Wärmezauber half nicht dabei.

Nach einer weiteren halben Stunde waren sie wieder am Anfangspunkt der kleinen Reise, Krummbein miaute, rannte dann einen kleinen Trampelpfad entlang zum Bootshaus und verschwand hinter der leicht geöffneten Tür.
Auch Hermine geriet ins Stocken, sie hatte diesen Ort ebenfalls gemieden, es war ein schrecklicher Anblick damals gewesen, wie Severus kreidebleich, kraftlos und zitternd dort am Boden lag, das Blut floss endlos aus seinem Hals, was Harry notdürftig versuchte zu verhindern.
Trotz der ganzen Schwierigkeiten und Gemeinheiten, die ihr bester Freund durch ihren Professor ertragen musste, wollte er ihn retten, was ihr damals wieder einmal bewiesen hatte, dass Harry von Grund auf gut war.
Sie schüttelte diese Bilder aus ihrem Kopf, öffnete langsam die Tür, musste sich an das schummrige Licht gewöhnen und suchte mit zugekniffenen Augen nach Krummbein.
„Krummbein... wo bist du?", zischte sie, folgte einem aufgeregten Miau und fand nicht nur ihren Kater, sondern auch ihren Mann.

Er saß bewegungslos auf diesem Holzstück, sah paralysiert zu einem bestimmten Punkt des Raumes, den Hermine eigentlich nie wieder sehen wollte.
Langsam näherte sie sich ihm, er hatte sie offenbar bisher nicht gehört und sie wollte ihn nicht erschrecken, „Severus?", berührte sanft seine Schulter, was ihn trotzdem zusammenzucken ließ und für einen kurzen Moment sah Hermine die Schrecken, die über seine Augen huschten.
„Entschuldige, ich wollte nicht erschrecken... was machst du hier?", fragte sie leise, nahm seine Hand, die eiskalt war, „Sitzt du schon den ganzen Tag hier?"
„Wie spät ist es denn?", fragte er genauso leise, es war ihm unangenehm, dass sie ihn in dieser Gefühlslage gefunden hatte und sah, er wollte eigentlich niemandem zeigen, dass das Alles ihn immer noch beschäftigte.
„Nachmittag...gleich halb fünf", versuchte dabei seine Hand aufzuwärmen, „Bitte lass uns ins Schloss gehen."
Abwesend nickte er, ließ sich von ihr aus seinem persönlichen Fegefeuer retten, als sie das Tageslicht erreichten schien er aus seiner Starre aufzutauen.

Er strich sich über die Augen und über den Nacken, sah ein wenig verlegen zu ihr, sie sah ihn immer noch besorgt an.
„Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht", meinte sie, stellte sich vor ihn, „keine Nachricht... kein gar nichts!"
„Es war nicht geplant, dass ich hier...", er seufzte laut auf, „Kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt den Ort zu betreten, an dem man fast gestorben wäre?"
Hermine öffnete den Mund, wollte irgendetwas dazu sagen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlte und so schloss sie den Mund wieder, ging kopfschüttelnd und schulterzuckend zu ihm, nahm ihn einfach in die Arme.
Nach einer tröstenden Umarmung suchte sie seinen Blick, „bitte komm nicht mehr hier hin", sie musterte das Bootshaus, wollte es am liebsten dem Erdboden gleich wissen, „tu uns beiden den Gefallen... und Krummbein...", sah schmunzelnd nach unten, der Kater wartete treu an ihrer Seite, „er hat mich zu dir geführt."
„Ich verspreche euch beiden, dass es das erste und einzige Mal war...", versuchte ein Lächeln zu formen, ging dann langsam mit ihr zurück zum Schloss.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt