Kapitel 44: Mutlos

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Hermine sah sie panisch an, setzte sich auf und packte sie am Kragen, „Sie dürfen ihm nichts sagen! Haben Sie das verstanden? Nichts!", brüllte sie der armen Frau ins Gesicht.
„Ich darf ihm sowieso nichts sagen", meinte Poppy kleinlaut, sah sie mit großen Augen an.
Sie lachte leicht hysterisch, „gut... gut... ich.. ich will es ihm nämlich selbst sagen.", lächelte gespielt, das eine Auge zuckte dabei, es sah nicht wirklich nach Freude aus.
„Das wird bestimmt ein ganz toller Abend", Poppy lächelte unsicher, befreite sich dann aus ihrem Griff, „Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie das kleine Wunder in Ihrem Bauch untersuchen lassen wollen. Ich würde vorschlagen, dass der nächste Kontrolltermin in zwei Wochen ist..."
Sie nickte apathisch, „wie weit bin ich denn überhaupt?", fragte sie perplex.
„Noch ganz frisch... in der vierten Woche."

Mit Übelkeit im Magen verließ sie, wie vor den Kopf gestoßen, den Krankenflügel, trottete nach unten in den Kerker, sie hörte immer wieder Poppys Stimme, wie sehr sie sich freute, dass Hermine schwanger war.
Wie soll ich das nur erklären?, mutlos ließ sie den Kopf hängen, dieses Gespräch, was sie früher oder später mit ihm führen müsste, war schlimmer als der Krieg.

Severus saß bereits am Schreibtisch, wirkte überaus genervt und schlecht gelaunt, er sah auf als sie den Raum betrat, „wieder keine Nachricht.", sagte er streng.
„Das hab ich vergessen.", sie war leise, die Angst vor seiner Reaktion wuchs umso mehr, offenbar war das nicht der beste Tag für ihn.
Er brummte, wandte sich dann wieder der Arbeit auf dem Schreibtisch zu, strich genervt über die Aufsätze.
„Wie war der Unterricht?", sie versuchte dieses Gespräch irgendwie anzufangen.
„Grauenhaft. Genau wie diese Aufsätze.", massierte dabei die Nasenwurzel.
„Ich.. kann ich kurz mit dir reden?"
„Jetzt bitte nicht.", er sah nicht mal auf, aber woher sollte er auch wissen, was sie so belastete?
„Ok", sie war leise, nickte kurz, wollte ins Schlafzimmer, als er sie nochmal ansprach, „Ich beeile mich hiermit, in Ordnung?"

Sie nickte wieder, ließ ihn dann seine Arbeit machen und verkroch sich im Bett, dachte immer wieder darüber nach wie sie ihm sagen sollte, dass sie schwanger war, von ihm.
Nach Stunden betrat er das Schlafzimmer, ließ sich ins Bett fallen und stöhnte, „diese... Schüler... ich hab das Gefühl, die Kinder werden immer schlimmer. Du kannst dir nicht vorstellen, was die Bälger heute angestellt haben...", er musterte sie, „sie haben ihre Bücher angezündet... als die jämmerlichen Versuche der Tränke auf die Seiten getropft sind, gingen sie in Flammen auf... eine einzige Katastrophe.", er schüttelte den Kopf, strich über seine Augen und die Nasenwurzel.

Mit jedem Satz verlor sie den Mut ihm die Wahrheit zu sagen, er hasste Kinder, er hasste die Schüler. Wie konnte sie ihm nach diesem Tag sagen, dass er selbst Vater würde?
„Wie dem auch sei.. worüber wolltest du mit mir reden? Ist etwas passiert?", er drehte sich zu ihr, lächelte sie an.
Sie räusperte sich, „ich.. mh.. ich glaube... Krummbein muss zum Arzt..."
„Was?"
„Ich hab das Gefühl es geht ihm nicht gut..", fuhr sie fort, sie konnte nichts sagen, sie konnte jetzt nicht die Wahrheit sagen und diese Tatsache schmerzte ungemein.
„Bist du deswegen so verhalten? Hast du Angst, dass er ernsthaft krank ist?", er stützte sich auf dem Arm ab, sie nickte bloß, versuchte die Tränen wegzublinzeln, er seufzte, „Komm her", er breitete seine Arme aus, sie rutschte zu ihm, kuschelte sich an seine Brust, spürte seine Arme an ihrem Rücken, „Es wird schon alles gut werden. Krummbein ist doch zäh.", er hörte sie schluchzen, spürte das Zittern ihres Körper, drückte sie noch weiter zu sich.

Hermine schämte sich dafür, dass sie ihn anlog und dass er ihr diese Lüge glaubte, sie tröstete und für sie da war, er hatte es eigentlich nicht verdient angelogen zu werden, er war immer ehrlich zu ihr.
Noch während des Schluchzens und Weinens schlief Hermine ein, der ganze Tag zerrte an ihren Kräften und was sie am meisten belastete war das Geheimnis, welches sie in sich trug.
Ein wenig besorgt sah er ihr vorsichtig ins Gesicht, von Trauer umschattet, mit einem Ausdruck der, wenn er es nicht besser wüsste, nach Schrecken und tiefer Sorge aussah.
Er bezweifelte, dass es nur an Krummbein lag, zumal der Kater ihm keinen kränklichen Eindruck machte.
Vielleicht war etwas mit ihren Eltern passiert und sie wollte ihn damit nicht belasten oder sie Angst hatte, dass es ihn nicht interessieren würde?
Was auch immer es war, für Hermine war es wichtig und dementsprechend betraf es ihn ebenfalls.
Er zauberte sich und ihr die Pyjama an, schob sich sanft in die richtige Position, legte die Decke um sie und versuchte ebenfalls Schlaf zu finden.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt