Kapitel 103: Erinnerungen

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Er brummte, wenn er ehrlich war, hatte er genug von Verführungen an diesem Abend, tat ihr aber den Gefallen.
Die Stimme, die aus der Kette in sein Ohr drang, klang wie Engelslaute, wie eine Nachtigall in Menschenform, oder viel mehr Meerjungfrauform. Wenn Hermine das gehört hatte, bevor sie zum See gestürmt war, konnte er es ihr nicht einmal übelnehmen.
So schön und betörend, wie Mairin war, so schön und betörend war auch ihr Gesang, die Stimme des Meeres, der Freiheit und der Verführung.

„Bitte versprich mir, dass du nie mehr alleine zum See gehst... am besten wir meiden diesen Ort...", forderte er.
„Warum?", sie sah ihn verwirrt an, legte dann die Kette um ihren Hals und verschloss sie dort.
„Weil Sirenen in den seltensten Fällen so freundlich sind... das war eine Jahrhundertausnahme."
Sie seufzte, verdrehte leicht die Augen, ließ ihn stehen und lief ins Mondlicht-erleuchtete Schlafzimmer.
„Ich meine es ernst. Tu mir bitte den Gefallen.", Severus war ihr gefolgt, sah ihr dabei zu, wie sie sich schnell von den verschiedenen Kleidungsschichten befreite und sich in Unterwäsche zu ihm drehte.
„Also schön, ich verspreche dir, dass ich den See, solange wir hier sind, meiden werde... zufrieden?", stemmte dabei die Hände in die Hüfte.
„Zufriedener...", er nickte, sein Blick wurde wieder weicher, „Mairin hat gesagt, dass ich auf dich aufpassen soll... was für eine Ehemann wäre ich, wenn ich dich einfach in die Fänge der Sirenen geben würde?"
„Egal, was du machst, du bist immer ein guter Ehemann", schmunzelte sie, ging zu ihm, legte die Hände an seine Brust und strich sanft darüber, „und jetzt solltest du deiner Ehefrau zeigen, wie sehr du sie liebst.", zog ihn dabei am Kragen ein wenig herunter, drückte ihm ihre Lippen auf.

*

Die Tage zogen kaum merklich an ihnen vorbei, Hermine hielt sich an ihr Versprechen und verzichtete darauf, den mysteriöse See mit den faszinierenden Bewohnern erneut aufzusuchen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Zeit mit Severus, sie schliefen täglich und gerne miteinander, erkundeten die Körper des Anderen an jedem Tag so genau und interessiert, als wären sie jedes Mal ein neu-entdeckter Tempel, dessen Geheimnisse es galt bis ins kleinste Detail zu studieren.

Nach fünf Wochen Erholung und Zeit zu zweit machten sich die beiden wieder auf den Weg nach Hogwarts, es schien völlig abwegig diesen Ort, in dem so viel magisches passierte, wieder zu verlassen und in die ‚normale' Welt zurückzugehen. Lucius hatte ihn gewarnt, dass man, je länger man dort blieb, immer weniger zurück wollte und die Erinnerungen an ein früheres Leben, langsam, aber sicher, verblassten.
„Können wir nicht hier bleiben?", fragte Hermine als die Koffer gepackt und sie vor der Hütte standen, die so viele Tage und Nächte nun ihr Heim war.
„Wir kommen irgendwann zurück", er schmunzelte, steckte eine Strähne hinter ihr Ohr und gab ihr einen Kuss, „aber jetzt wartet ein anderes Leben auf uns."
Schwermütig seufzte sie, nahm dann ihren Koffer und lief ein letztes Mal über den Pfad in Richtung Ausgang.
Als sie auf der Höhe der Rezeption waren lief Severus hinein, verabschiedete sich bei Mrs Docklight, bedankte sich für alles, versprach, dass sie irgendwann wiederkämen und sammelte dann Hermine ein, die schon wieder drauf und dran war zurückzugehen.
„Komm jetzt mit, Mrs Snape! Hogwarts wartet!", er lachte ein wenig, nahm ihre Hand.
Schmollend ging sie mit, sah sich ein letztes Mal um bevor sie die magische Barriere verließen und atmete danach tief durch. Es war ein merkwürdiges Gefühl die geschützte Blase zu verlassen, die Magie fiel von ihr ab und längst, vermeintlich vergessene, Gedanken bahnten sich wieder einen Weg an die Oberfläche.
„Lass uns nachhause", er musterte sie, sah ihre Gedanken förmlich über ihr Gesicht tanzen und er fühlte sich genauso.
Sie nickte, der Griff um seine Hand verstärkte sich. Er apparierte sie nach Hogwarts, die grünen Wiesen und Bäume wiegten sich im Wind, die Vögel, Schmetterlinge und Bienen flogen umher, die peitschende Weide sonnte sich in den warmen Strahlen der Sonne, die freundlich von oben schien. Das Schloss stand majestätisch vor ihnen, im Vergleich zu dem Ort, den sie gerade verlassen hatten wirkte Hogwarts beinahe schlicht, aber genau das machte diesen Ort so besonders.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt