Kapitel 85: Das letzte Geheimnis

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Verwirrt drehte Hermine sich zu ihm, ihr Kopf dröhnte, die Sicht verschwamm immer mal wieder, „ich dachte du bist nicht hier", nuschelte sie, tastete unsanft umher, spürte seinen Oberkörper und wurde merklich ruhiger.
Severus zündete eine Kerze an, um das Zimmer ein wenig zu erhellen, sah immer noch sehr besorgt aus, „was macht der Kopf?"
„Alles gut", log sie schlecht.
„Er muss immer noch wehtun... ich glaube du hast eine Gehirnerschütterung... nach diesem Sturz ist das kein Wunder.", er schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht so wichtig", sie winkte ab, versuchte sich aufzusetzen.
„Was ist los mit dir, Hermine? Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder... so hab ich dich noch nie gesehen.", Sorge zog durch seinen Blick.

Langsam schüttelte sie den Kopf, wollte sich seiner Sorge entziehen, die eigentlich ihre war, das was Ron ihr an den Kopf geworfen hatte, hatte sie einfach rasend gemacht, sie hätte sich beinahe vollkommen selbst vergessen.
Traurig drehte sie sich von ihm weg, versuchte sich aufzusetzen, strich sich über das Gesicht.
„Rede mit mir", bat er, er konnte nicht verstehen, was in ihrem Kopf vorging.
„Ich kann den Gedanken nicht ertragen... das was er gesagt hat", ihre Stimme war leise, dass er sich wirklich anstrengen musste sie zu verstehen, „wie konnte er sagen, dass du nicht mehr leben dürfest, dass du tot sein müsstest, dass irgendetwas widernatürliches passiert wäre?", sah dabei leicht über ihre Schulter zu ihm, „Wie konnte er dir unterstellen, dass du noch immer ein Todesser bist?"
All das schmerzte sehr in ihr, als hätte Ron einen vergifteten Dolch in sie gerammt, dessen Wirkung unüberblickbar war und immer weitere Kreise zog.
„Und wie kannst du so ruhig bleiben dabei?", sie zuckte mit den Schultern, etwas, was sie ebenfalls nicht verstand.
„Ich musste mir in meinem Leben schon so viel anhören... so viele Lügen und auch Wahrheiten, das alles prallt mittlerweile an mir ab.", erklärte er, „Aber was mir nicht aus dem Kopf geht... was hat Ron mit Bellatrix gemeint?", er hatte die ganzen Stunden, in denen sie geschlafen hatte, darüber nachgedacht, „Was hat sie wo reingeritzt?"

Sie senkte den Kopf, nun war wohl der Punkt gekommen, an dem sie ihm die Wahrheit sagen musste, ihm das letzte Geheimnis verraten musste, was ihr nach allem unendlich schwerfiel.
Severus und dieses Wort hatten ihre ganz eigene Vergangenheit, die Hermine eigentlich nicht wieder aufleben lassen wollte.

Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich zu ihm, sah verlegen in seine Augen und schluckte, „als Harry, Ron und ich auf der Suche nach den Horkruxen waren, wurden wir irgendwann von Greifern geschnappt... sie haben Harry nicht erkannt, weil ich mit einem Brandzauber sein Gesicht verunstaltet hab... sie hatten sich dazu entschieden uns nach Malfoy Manor zu bringen, weil ihnen Harrys Gesicht trotzdem irgendwie bekannt erschien... seine Narbe war nicht gänzlich verschwunden. Sie wussten, dass Draco dort wäre... er sollte uns identifizieren.", erzählte sie, Severus hörte aufmerksam zu, seine Augen flogen über ihr Gesicht, „Draco war sich nicht sicher... zumindest hat er so getan... es war alles so unruhig und brutal und als die Greifer dann meine Tasche ausgeräumt hatten, hatten sie das Schwert von Gryffindor gefunden... Bellatrix war... fuchsteufelswild und dann", sie machte eine kleine Pause, „dann hat sie mich gefoltert, um herauszufinden, wie wir an das Schwert gekommen waren."

„Sie hat dich gefoltert", wiederholte er, „was meinst du damit?", er erinnerte sich an Rons Worte ‚reingeritzt'.
„Sie hat meinen Arm verschönert", Hermine lachte bitter auf, „damit ich nie vergesse, was ich bin."
Severus Atmung verschnellerte sich, das konnte Bellatrix nicht gemacht haben, oder?
Hermine zog langsam den Ärmel ihres Sweatshirts nach oben, sah auf den Arm, der noch nichts preisgab, strich dann darüber und demaskierte die Narben, hielt den Arm dann Severus hin.

Zuerst schien es, als wäre er eingefroren.
Er starrte, ohne eine Miene zu verziehen, auf den Arm, sie hatte das Gefühl, dass selbst seine Atmung gestoppt hatte, dann schlich sich nach und nach ein Ausdruck von Trauer, Leid, Wut und Verzweiflung auf sein Gesicht.
Mit zitternden Fingern strich er über die Überbleibsel der Folterung, von der er keine Ahnung hatte, dass Hermine sie über sich ergehen lassen musste.
„Es tut mir so leid, dass du das mit dir rumtragen musst...", er zog sie zu sich, streichelte über ihre Wange.
„Ich hätte es dir früher erzählt, aber... ich weiß, dass du..."
„Dass ich Lily als Schlammblut beleidigt habe", er nickte.
Auch Hermine nickte traurig, „ich wollte nicht irgendetwas an die Oberfläche ziehen... das mit Harrys Mutter war zu einer völlig anderen Zeit und hat nichts mit dem zu tun, was Bellatrix hier gemacht hat..."

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt