Kapitel 11: Erinnerungswürdiges Gespräch

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„Sie vergessen Ihre Manieren.", gab er gelangweilt zurück, „Eigentlich haben Sie den Whiskey gar nicht verdient.", stand dann auf, ging zu ihr und blieb nah vor ihr stehen.
Er fixierte sie mit seinem Blick, nahm ihr das Glas aus der Hand und trank den Inhalt, drückte ihr dann das leere Glas in die Hand, sah mit einem undefinierbaren Blick über sie.
„Ich nehme jetzt eine heiße Dusche.", sagte er leise.
„Warum sagen Sie mir das?", fragte sie genauso leise.
„Damit nicht wieder so eine Situation wie am ersten Abend entsteht.", seine Stimme legte sich weich in ihre Ohren.
„Ich meide das Schlafzimmer", versprach sie, fühlte sich dabei in ihre Schulzeit zurück versetzt, als er sie für ihre übereifrige Art rügte und Zurückhaltung einforderte.
Fast schade, dachte er für einen kurzen Moment, du solltest wirklich weniger trinken, Severus..., angespannt verschwand er im Schlafzimmer.

Hermine setzte sich nachdenklich und ebenso angespannt auf die Couch, rutschte weit ins Polster und merkte recht schnell, dass die Couch nicht ansatzweise so angenehm war, wie das Bett.
Dass Snape bereits seit einer Woche hier schlief, war für seinen Rücken vermutlich nicht das Beste, aber er gab ihr nicht das Gefühl, dass er diesen Umstand ändern wollte, zumal sie nicht wüsste, wie sie es ihm erträglicher machen könnte.
Völlig verwirrt saß sie auf der Couch, strich gedankenverloren über das Polster, legte sich dann langsam hin.
Sie wusste nicht warum sie sich auf seinen Schlafplatz legte, sie dachte, dass sie vielleicht so verstehen könnte, was in ihm vorging. Als würde die Couch die Gedanken und Gefühle des Zaubertränkemeisters preisgeben und ihn somit ein wenig entzaubern.
Sie dachte so würde sie ihm vielleicht gedanklicher näher stehen.

Die Couch war wirklich nicht das Gelbe vom Ei und es tat ihr fast leid, dass er seit Tagen dort schlief, aber mit ihm das Bett teilen wollte sie auch nicht.
Streichelnd und verträumt lag sie auf dem Polster, Snape erschien mit seinem seidigen Pyjama und noch nassen Haaren in der Tür, ein kleines Schmunzeln lag auf seinen geschürzten Lippen.
„Couch müsste Mann sein...", er lachte ein wenig, ließ das aufgefüllte Whiskey-Glas zu sich schweben, er war eindeutig betrunken und das lockerte seine Zunge, seit jeher.

Von seinen Worten aus ihrer Träumerei gerissen setzte sie sich schnell auf, alles an dieser Situation war ihr furchtbar peinlich, was in einer Hitzewelle resultiere, die über ihr Gesicht und das Dekolleté rollte.
„Sie können ruhig liegen bleiben... ich leg mich auch dazu.", Snape zuckte mit den Schultern, näherte sich wie ein angeschwipster Panther seiner Beute.
„Sie sind wirklich betrunken", meinte sie anklagend, „in dem Zustand kann ich Sie nicht ernst nehmen.", schüttelte immer noch peinlich berührt den Kopf, sprang vom Sofa auf, ging einen großen Bogen um ihn herum und verschwand im Schlafzimmer.
Tief durchatmend lehnte sie sich an das Holz und schloss die Augen, verschloss magisch doppelt und dreifach die Tür.
Severus auf der anderen Seite grummelte in seinen nicht vorhandenen Bart, „...weiß ja nicht was ihr entgeht... typisch... nervige Besserwisserin...schlaf ich halt allein", ließ sich auf die Couch fallen, was dem Möbelstück nicht wirklich guttat.

Am nächsten Morgen durchquerte sie ausgeschlafen und eigentlich gut gelaunt das Wohnzimmer, Snape lag noch auf der Couch, sie wollte ihn trotz seines Fehltritts am Vorabend nicht unnötig wecken und schloss leise die Tür, als sie auf den Kerkergang trat, um das Frühstück in der Großen Halle alleine einzunehmen.
Als sie eine Stunde später wieder zurückkam lag er immer noch auf der Couch, die Flasche lag vollkommen leer unter ihm.
„Erst die ganze Nacht saufen und dann nicht aufstehen können... das sind mir die liebsten...", nuschelte sie, knallte dann die Tür mit voller Wucht in die Angeln.

Der laute Knall beförderte den werten Herren auf den Boden, er zog automatisch seinen Zauberstab unter dem Kissen hervor, was in diesem Zustand ein wenig länger dauerte, hielt ihn mit kleinen Augen in die völlig falsche Richtung.
Hermine entwaffnete ihn mit einem tiefen Seufzen, fing den Zauberstab auf und schüttelte anklagend den Kopf.
„Auch schon wach?", fragte sie laut, vermutete, dass sein Kopf dröhnte.
Sie lag mit dieser Vermutung genau richtig, jedes Wort war wie ein Kanonenschlag in seinen grauen Zellen.
„Sein Sie nicht so laut", forderte er weniger scharf als sonst, rappelte sich langsam wieder auf und setzte sich auf die Couch.
„Vielleicht sollten Sie einfach nicht so viel trinken.", sie gab ihm einen vielsagenden Blick, ging zu ihm, hielt ihm seinen Zauberstab hin, „Wissen Sie, was Sie gestern zu mir gesagt haben?"
„Vermutlich, dass Sie eine impertinente nervige Person sind..."
„Zuerst sagten Sie, dass Mann sich gerne von mir streicheln lassen würde und dann, als Kirsche auf der Sahne, dass ich ruhig auf der Couch liegen bleiben könnte, Sie würden sich auch dazu legen.", sie setzte sich mit einigem Abstand zu ihm, versuchte seinen Blick einzufangen.

Beschämt seufzend strich er sich über das Gesicht, „ich weiß, dass wir das besprechen müssen, aber lassen Sie mich davor eine Dusche nehmen...", bat er leise, konnte sie nicht wirklich ansehen, „und vielleicht noch einen Schmerztrank."
Sie nickte, er stand auf, verschwand schnell im Schlafzimmer.
Hermine bestellte durch den Kamin bei den Hauselfen der Küche ein zweites Frühstück für den katergeplagten Professor.
Die fleißigen Angestellten des Schlosses kamen mit einem reichlichen Frühstück und einer Kanne schwarzen, dampfenden Kaffee, stellten alles auf den Schreibtisch, den Hermine dafür ein wenig aufgeräumt hatte.
Zehn Minuten später kam ein schuldbeladener Snape durch die Tür ins Wohnzimmer, er wirkte ein wenig wacher, frischer und vor allem klarer, hob kurz die Hand, dass sie noch warten möge mit ihrer Schimpftirade, denn einen Schmerztrank brauchte er trotzdem noch.
Als er das Frühstück auf seinem Schreibtisch sah, hielt er inne, sie hatte extra für ihn ein Frühstück bestellt? Das hatte er nach gestern eigentlich nicht verdient.
Noch beschämter suchte er den Weg in sein Privatlabor, suchte eine eingelagerte Phiole des Trankes, entkorkte ihn noch im Labor, kippte den Inhalt schnell herunter und hatte kurz danach wieder den vollen Durchblick.

Er betrat das Wohnzimmer, sie saß geduldig auf dem Sofa, sah abwartend zu ihm.
„Miss-"
„Essen Sie erstmal", sie unterbrach seine beginnende Entschuldigung, mit einem vollen Magen konnte man besser denken.
Auch in dem Punkt hatte er ihr Mitgefühl nicht verdient, er setzte sich an den Schreibtisch, sah zu ihr, „Wollen Sie nichts essen?"
„Ich hab schon gegessen, als Sie geschlafen haben. Ich war so frei Ihnen ein Frühstück in der Küche zu bestellen.", erklärte sie, rutschte dabei etwas mehr in die Couch, schwang die Beine auf das Polster.
„Das ist... wirklich sehr freundlich von Ihnen.", sagte er leise, sah auf das Frühstück vor ihm, sie hatte wirklich ein großes Talent ein schlechtes Gewissen mit ihrer freundlichen zuvorkommenden Art noch weiter zu verstärken und das sogar ohne viele Worte.

Er fing an zu essen, sah immer mal wieder zu ihr zur, sie hatte sich weit in das Polster gelehnt, wartete vollkommen entspannt, bis er fertig war. Danach räumte er alles zusammen, ging mit dem Tabletten zum Kamin und schob es in die Flammen, schickte es zurück in die Küche, eine Sache, von der Hermine nicht wusste, dass sie möglich war.
Sie setzte sich aufrechter hin, er wählte den Sessel anstatt der Couch, schien die richtigen Worte zu suchen, um sein Verhalten zu entschuldigen.

„Das, was ich gestern gesagt habe, tut mir wirklich leid... ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen...", sagte er förmlich.
„Es ist im Grunde ja nichts passiert.", kam es von ihr, Snape sah skeptisch zu der jungen Frau, sie konnte sich ein kleines Grinsen nicht gänzlich verkneifen, „es zeigt mir ja nur, dass Sie... wenn Ihre Fesseln ein wenig gelockert sind... mich doch gar nicht so... unangenehm finden", Hermine wusste, dass ihn diese Art von Gespräch mehr prägen würde als eine Schuldzuweisung.
Snape dachte sich verhört zu haben, „wie meinen?"
Sie stand langsam auf, ging zu dem Sessel, auf dem er saß und setzte sich auf die Lehne, beugte sich ein wenig zu ihm, „Sie können ruhig ehrlich sein, Severus...", biss sich gespielt erotisch ein wenig auf die Lippe, Snape riss die Augen auf, „es wurde ja auch mal Zeit, dass wir uns ein wenig näher kommen..."
„Miss Granger!", er sprang vom Sessel, brachte übermäßig viel Abstand zwischen sich und stand beinahe schon an der Tür, als er sich wieder umdrehte, „Ich verbitte mir diese Annäherungen! Es lag nicht in meiner Absicht in Ihnen Hoffnungen zu wecken."
Sein geschockter Ausdruck, der übertriebene Abstand und das was er sagte, ließen Hermine schließlich in Gelächter ausbrechen, sie konnte sich nicht weiter zusammenreißen, rutschte auf den Sessel, strich sich die Tränen aus dem Gesicht.

Der Schock wich einem fragenden Ausdruck und der dazugehörigen Erkenntnis, sie hatte ihn auf den Arm genommen.
„Sie meinen das überhaupt nicht ernst.", stellte er fest, er wusste nicht ob die Wut oder die Erleichterung überwog, atmete tief durch, „Ich wollte gerade meinen ganzen Alkohol in den Abfluss befördern.", motzte er.
„Das sollten Sie auch tun...", ein kleines Kichern unterbrach immer noch alles was sie sagte, „ich hab mir nicht ausgedacht, dass Sie das gestern gesagt haben..."
Er brummte ein wenig, zog eine Augenbraue nach oben, ging ein paar Schritte zu ihr zurück und schürzte die Lippen, „runter von meinem Sessel", raunte er sanft.
Hermine folgte seiner Anordnung mit einem Schmunzeln, gab ihm dann einen freundlichen, aber vielsagenden Blick, den er erwiderte, „weniger Alkohol."
Sie nickte, „weniger Alkohol... ich bin auf den Ländereien.", informierte sie ihn, verließ dann seine Räume, die Kerker und das Schloss.

Matrimonium - bis dass der Tod uns scheidetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt